Schon als Domingo Chaparro klein war, liebte er Sa Pedruscada. „Ich fuhr oft mit dem Fahrrad hin, zum Krebsefangen", erinnert sich der 48-Jährige. Wo damals noch Mittelmeerkiefern und Gestrüpp vorherrschten, ist heute eine der exklusivsten Wohngegenden im Gemeindegebiet von Capdepera angesiedelt. Vor allem Deutsche liebten die kleine Urbanisa­tion am Meer im Nordosten von Mallorca, von der aus man fußläufig das trubelige Cala Ratjada erreichen kann, sagt Chaparro. Er muss es wissen - er ist nicht nur als Immobilienmakler auf die Zone spezialisiert, sondern wohnt seit 1998 auch selbst hier.

185.000 Euro habe man um die Jahrtausendwende für eine Doppelhaushälfte hinblättern müssen, heute seien sie rund 550.000 Euro wert, so Chaparro. „Der Quadratmeterpreis in zweiter und dritter Linie liegt bei knapp 350 Euro, in erster Linie bei 500 bis 600 Euro." Ständig gehen bei seiner Immobilienagentur „Perera & Partner" Anfragen für Sa Pedruscada ein. „Die Zone ist sehr gefragt, aber es gibt kaum Objekte, die zum Verkauf stehen", berichtet er und führt die MZ ein wenig herum. „Das Haus dort kostet 2,5 Millionen Euro, es ist 420 Quadratmeter groß", sagt er und deutet auf ein prächtiges Gebäude mit Garten und Pool. Ein etwas unscheinbareres mit 150 Quadratmetern Wohnfläche koste 590.000 Euro. „Das ist gehobenes Preissegment, aber der Vorteil an Sa Pedruscada ist auch, dass hier, anders als in anderen Urbanisationen auf Mallorca, Strom und Kanalisa­tion ganz normal von der Gemeinde bezogen werden." Allerdings habe das Rathaus einen Baustopp verhängt. Zulassungen für neue Gebäude seien in Sa Pedruscada derzeit nur schwer zu bekommen.

Richtige Ortsgrenzen hat Sa Pedruscada nicht. Nahtlos gehen die Ortschaften neben Cala Ratjadas Stadtstrand Son Moll ineinander über: Erst kommt Son Moll, dann Es Fangar, dann Sa Pedruscada. Seit zehn Jahren führt eine gepflegte Küstenpromenade an den Wohnsiedlungen entlang und mündet direkt in den geschäftigen Paseo Maritimo von Cala Ratjada. „20 Minuten Spaziergang direkt am Meer und schon ist man zu Fuß mitten im Ort. Genau das ist es, was die Menschen hier schätzen." Vor rund 50 Jahren wäre vor allem Son Moll besiedelt worden. „Es waren Sommerhäuser der Einwohner von Capdepera. Je nach ihren finanziellen Mitteln entweder nur kleine Häuschen oder große Paläste. Viele davon sind noch immer in mallorquinischer Hand." Als die Baugrundstücke ausgingen, zog der Bauboom weiter an der Küste entlang und erreichte vor rund 25 Jahren die Gegend von Sa Pedruscada. „Es gibt nur wenige Häuser hier, die älter als 30 Jahre sind. Deshalb sind die meisten innen und außen sehr modern."

Früher, so Chaparro weiter, hätten hier nur etwa zehn Prozent Ausländer und 90 Prozent Spanier gelebt. Heute sei der Anteil der Ausländer deutlich größer, viele davon seien Deutsche. „Oft nutzen sie ihre Immobilien als Zweitwohnsitz. Es sind vor allem Menschen zwischen 40 und 50, die zwar noch ein bisschen arbeiten müssen, aber finanziell gut dastehen und gern immer mal wieder hierhin kommen", so Chaparro. Von einem deutschen Getto könne aber keine Rede sein. „Der Umgang unter den Nachbarn ist gut, vor allem weil die Deutschen hier der Umwelt, aber auch der mallorquinischen Kultur gegenüber sehr viel Respekt mitbringen." Ferienvermietung gäbe es zwar auch. „Aber das ist hier legal und hat für die Gäste auch ihren Preis. Lärmende Gruppen von Jugendlichen gibt es da fast nie."

Sa Pedruscada bezeichne frei übersetzt einen Ort, an dem es viele Steine gibt. Wegen der vorwiegend felsigen Küste, die ins türkise Mittelmeer übergeht. Auch auf einer Steintafel an dem kleinen Sandstrand, an dem sich der Küstenweg entlangschlängelt, ist der Name angebracht. Hier stehen einige der ältesten Häuser der Gegend, mit bunten Fensterläden und Garagentoren. „Dort brachten die Mallorquiner früher ihre Boote unter und kamen am Wochenende her, um mit ihnen auszulaufen."

Simone Wenk geht hier besonders gern mit ihren Hunden Napoleon und Pepe spazieren. Die Schweizerin kaufte im Jahr 2006 ein Haus nur wenige Straßen entfernt. „Vorher hatte ich mit zwei Mitbewohnern dort gelebt. Als der Vermieter mitteilte, dass er es loswerden wollte, entschied ich mit meinen Eltern zusammen, es zu kaufen", berichtet sie. Bereut habe sie diese Entscheidung nie. Mit ihrem Partner Jürgen Lanker führt sie seit mehreren Jahren die Restaurants „del Mar" und „Heidi's Schnitzelhütte" in Cala Ratjada sowie das kleine Hotel „Canyamar" in Canyamel. Vor allem im Sommer bedeute das eine Menge Arbeit. „Sa Pedruscada ist der perfekte Rückzugsort aus dem Trubel. Es ist meine Om-Zone, in der ich entspannen kann." Wieder mitten im Touristenort zu leben, wie in ihren ersten Jahren im Inselosten, kann sich die Schweizerin nicht vorstellen. „Ich bin mit dem Auto in zwei Minuten da, aber ich habe hier trotzdem das Gefühl, ganz weit weg von allem zu sein." Auch Wenk schätzt den netten Umgang unter den Anwohnern, obwohl einige nur selten da seien. „Dass es wirklich so viele Ausländer sind, glaube ich aber nicht. Ich würde sogar schätzen, dass es mehr Spanier sind", sagt sie.

Sie habe damals beim Hauskauf Glück gehabt: Es sei mit 46 Jahren eines der älteren Häuser in der Gegend, der mallorquinische Vorbesitzer habe es nur verkauft, weil seine Kinder bereits eigene Immobilien besäßen. „Heute könnte ich mir keinen anderen Ort vorstellen, an dem ich lieber leben würde."