Verschiedenfarbige Wildpflanzen bieten leckere Menüs für Insekten. „Mit einem reichhaltigen Nahrungsangebot kann man sie unterstützen", sagt der Botaniker Jaume Seguí. Der 32-Jährige arbeitet im Botanischen Garten in Sóller und hat seine Doktorarbeit über das Balearenveilchen Violeta jaubertiana beinahe abgeschlossen. Seine Freizeit verbringt er auf achtzehn Hektar Feldern und Baumplantagen: Sie liegen rechts vom Wanderweg, der von Es Capdellà zu den Cases de Galatzó führt. Vor fünf Jahren erhielt die Finca das Öko-Zertifikat. Auch das gegenüberliegende Gebiet seiner Cousins wird ohne chemische Gifte bestellt, und das Landgut Galatzó sowieso. In diesem ökologischen Paradies ist der Pflanzenvielfalt wegen die Zahl der Wildinsekten besonders groß.

„Wichtig ist, dass ihnen lückenlos Nektar und Pollen zur Verfügung stehen", sagt der Botaniker. Auf seiner Finca blühen nach den ersten Niederschlägen im Herbst Wildkräuter, bis Dezember fliegen die Insekten Johannisbrotbäume an, danach öffnen Mandelbäume ihre Blüten. Die darauf folgende Nahrungsquelle bietet der wilde Affodill (Asphodelus aestivus bot., asfódelo span., albó kat.). Er überbrückt die Zeit bis zur Frühjahrsblüte auf den Wiesen.

Für diese hat der Botaniker bereits im Dezember Samen ausgesät. „Den Klatschmohn kann ich jetzt noch aussäen", sagt er. Dieser brauche zur Bildung für Blätter, Stängel und Blüten wenig Zeit. Aussäen kann man Ende Januar, Anfang Februar auch noch alle weiteren hier aufgeführten Pflanzen, sofern sie im Juni gelegentlich gegossen werden.

Die richtigen Samen

Einen Teil der Samen bestellte der calverianer beim Unternehmen Semillas Silvestres in Córdoba (www.semillassilvestres.com). „Das Angebot dort ist groß", sagt er. Er empfiehlt jedoch, ausschließlich Samen von Pflanzen auszusäen, die auf der Insel heimisch sind. Welche das sind, ist unter www.herbarivirtual.uib.es zu erfahren. Von manchen Pflanzen sammelt der Botaniker die Samen selbst, weil seiner Erfahrung nach diejenigen am besten gedeihen, deren Vorfahren in nächster Nähe wachsen. Tabu sind hierbei Gewächse, die vom Aussterben bedroht oder gefährdet sind. Aufbewahrt werden die Samen in Tüten gemeinsam mit Silica-Gel, das verhindert, dass sich Feuchtigkeit bildet.

Denn diese fördert das Keimen. Deshalb richtet sich Seguí immer nach dem Wetterbericht und sät einige Tage vor Niederschlägen aus. Über die Samen gibt er etwa einen Zentimeter Erde, das schützt sie vor gefräßigen Vögeln. Im Sommer wird das Feld abgemäht, die trockenen Pflanzenteile bleiben auf der Erde liegen, sie zersetzen sich zu Kompost. Die Aussaat im ersten Jahr wird die einzige bleiben, in den Folgejahren vermehren sich die krautigen Pflanzen selbst.

Wildpflanzen für Insekten

Auf den Balearen kommen drei verschiedene Arten Klatschmohn vor: Der Papaver rhoeas (amapola comun span., roella kat.) färbt die Frühlingswiesen in leuchtendes Scharlachrot. Er ist an einem schwarzen Punkt auf dem Blütengrund zu erkennen. Der Papaver pinnatifidum blüht als erster, man erkennt ihn an seiner länglichen Frucht. Die Blütenblätter des Papaver dubium zeigen etwas helleres Rot. Zwei Sorten Klatschmohn sind bei Semillas Silvestres (Herbáceas Nativas) zu beziehen.

Die Blüten des Kronen-Süßklees (Hedy­sarum coronarium bot., sulla span., clòver bord kat.) ist ebenfalls rot. Er kommt häufig auf Menorca vor, ist aber auch auf Mallorca heimisch (ebenfalls bei Semillas Silvestres zu bestellen).

Auch die Blatterbse (Lathyrus clymenum bot., fesols bords kat.) bildet rote große Blüten. Die Samen des Hülsenfrüchtlers sind ebenfalls bei Semillas Silvestres verfügbar.

Die Wiesen-Blatterbse Lathyrus pratensis bot., latiro de prado span., guixó de prat kat.) dagegen blüht in Gelb. Wie der spanische Name schon sagt, zählt der latiro de prado zu den Klassikern des spanischen prado, was in Deutsch so viel wie Wiese heißt.

Die Blütenköpfe der Wilden Ringelblume (Calendula arvensis bot., calendula span., boixac de camp kat.) sind ebenfalls gelb. Bei Semillas Silvestres kann man sie beziehen.

Die Wucherblume (Chrysanthemum coronarium bot., ojo de buey span., margalides kat) ist die auf Mallorcas Brachflächen, Wiesen und Wegrändern am häufigsten vorkommende Pflanze. Im Dezember öffnet sie bereits ihre gelben Margariten an sonnigen Standorten. Wenn sich Früchte und Samen gebildet haben, kann man diese sammeln und nach den ersten Niederschlägen im Herbst aussäen.

Der Acker-Senf (Sinapis arvensis bot., mostaza silvestre span., mostassa borda kat.) blüht auf der Insel ganzjährig in Gelb. Er ist leicht zu erkennen an seinen kreuzförmig angeordneten Blütenblättern. Seine Samen entwickeln sich in Schoten, die problemlos zu sammeln sind.

Der Borretsch (Borago officinalis bot., borraja span., borratja kat.), auch Gurkenkraut genannt, bildet an Wegrändern und in krautigen Wiesen Blüten in leuchtendem Blau. Die borstig behaarte Pflanze ist bekannt für reichen Nektar. Ihre Blüten zieren kandiert Süßspeisen, das Kraut zählt aber auch zu den wichtigen Heilpflanzen (bei Semillas Silvestres).

Die Wasabi-Rauke (Diplotaxis erucoides bot., oruga silvestre span., ravenissa blanca kat.) bildet weiße Blüten. Sie zählt zu den essbaren Pflanzen und hinterlässt auf der Zunge einen scharfen Geschmack nach Meerrettich (Bestellung unter www.kraeuter-und-duftpflanzen.de). Die Rauke blüht häufig im Winter gemeinsam mit der Wilden Ringelblume.

Futterpflanze für Insekten

Die Futterwicke (Vicia sativa bot., garrobilla span., veza kat.) öffnet Blüten in hellem Violett, sie ziehen nicht nur Bienen an, sie wird auf der Insel auch als Winterfutter für Schafe ausgesät. Eines der Felder beim Puig de Galatzó verwandelt sie im Frühjahr in ein Blütenmeer.

Weil diese Pflanzenart die Böden mit Stickstoff versorgt und somit die Baumwurzeln bei der Bildung von Eiweiß unterstützt, sät man sie auf Baumplantagen aus. „Die Kletterpflanzen brauchen Partner zum Festhalten", sagt Seguí.

Diese Kombination von Ähren und Schmetterlingsblütlern ist nicht nur ästhetisch ein Gewinn, sondern hat sich im Öko-Anbau bewährt.

Zur Futterwicke sät er deshalb Gerste (Hordeum vulgare, cebada span., ordi kat.) aus oder eine der Weizenarten (Triticu bot. trigo span., blat kat.). Diese sind, wie auch die Futterpflanzen, in Samenhandlungen zu beziehen.

In Gärten können Wildwiesen Kontrast und Übergang zwischen gärtnerischen und naturbelassenen Zonen sein. Der Natur mit Wildkräutern mehr Biodiverisät zu bieten wäre - so Seguí - ein wichtiger Beitrag für das Überleben gefährdeter Insektenarten.