Es ist stürmisch und regnerisch beim MZ-Besuch in Alcúdia im Norden von Mallorca. Eigentlich ein Tag, an dem vieles gegen einen Bummel durch die Kleinstadt spricht. Tatsächlich verirrt sich an diesem Vormittag kaum ein Tourist in die netten Gassen, viele Gastronomen machen sich gar nicht erst die Mühe, ihre Außentische herzurichten, und auch die Stadtmauer liegt verlassen da - abgesehen von zahlreichen Arbeitern, die auf Gerüsten am Haupttor, der Porta de Sant Sebastià werkeln, auch genannt Porta de Mallorca.

„Wir wollen mehr Kulturtourismus anziehen, und das gerade auch im Winter", sagt Antoni Mir. Der Bürgermeister sitzt in seinem geräumigen Büro im Rathaus und blickt auf die Regentropfen, die an den Fensterscheiben herunterlaufen. „Sauftourismus, damit wollen wir nichts zu tun haben", sagt er. Aber Familien, Sportler, Naturliebhaber und eben kulturell interessierte Menschen seien herzlich willkommen. Und dafür soll nun investiert werden. Vor Antoni Mir auf dem Schreibtisch liegt eine dicke Akte mit Dokumenten, die alle dasselbe Thema behandeln: die Arbeiten an der Stadtmauer.

„Die muralla ist das Aushängeschild von Alcúdia, und deshalb wollen wir sie für die Besucher so attraktiv wie möglich gestalten. Und für die Anwohner natürlich auch", sagt Mir. Er hat gleich zweierlei Grund, Urlauber zufriedenzustellen: Neben seinem Bürgermeisteramt betreibt er auch selbst eines der schicken Boutique-Hotels in der Altstadt, wie er stolz berichtet.

440.000 Euro kosten die Restaurierungsarbeiten, die derzeit am nordwestlichen Teil des insgesamt 1,5 Kilometer langen Schutzwalls vorgenommen werden. Etwa 600 Meter sind es von der Porta de Mallorca bis zur alten Stierkampfarena. Auch in der Vergangenheit konnte man diese Strecke bereits in sechs Metern Höhe auf dem mittelalterlichen Bauwerk zurücklegen. Allerdings war der Spaziergänger an mehreren Stellen gezwungen, für kleine Teilstücke zurück auf den Boden zu steigen, nur um dann wieder enge Treppchen hinaufzugehen und seinen Weg fortzusetzen. „Das wird bald nicht mehr nötig sein. Dafür bauen wir die Übergänge", so Mir.

Tatsächlich sind sie bereits installiert, die hölzernen Brücken, die nahtlos in den Betonweg auf dem Bauwerk übergehen. Noch fehlen die Geländer, Eisengitter versperren den Weg. „Aber in zwei Monaten, wenn die Urlaubssaison beginnt, werden die Arbeiten abgeschlossen sein", so Mir zuversichtlich. Die Hälfte der Kosten übernimmt die Balearen-Regierung mit einem Fonds zur Tourismus-Förderung. Ebenfalls im Geld enthalten: die Freilegung eines weiteren, großteils verfallenen sternförmigen Stadtmauerrings aus dem 17. Jahrhundert, der rund 30 Meter außerhalb Alcúdias teils parallel, teils diagonal zur Hauptmauer verläuft. Und die Avinguda Príncep d'Espanya zwischen den Mauern soll mit neuen Sitzgelegenheiten und Leuchten geschmückt zum „Boulevard" werden, so Mir.

Nicht im Budget enthalten sind die Reparaturarbeiten an jenem Teilstück südlich des Zentrums, an dem im September nach starken Regenfällen ganze Zinnen und Mauerwerk wegbrachen. „Das ist wieder ein anderer Topf, aus dem das bezahlt wurde", sagt Mir. Die Renovierung des begehbaren Teils im Nordwesten sei bereits vor dem Einsturz - bei dem nur durch Glück niemand verletzt wurde - geplant und beantragt worden, so der Bürgermeister. Trotzdem achte man nun natürlich ganz besonders darauf, dass die Arbeiten so gestaltet werden, dass das alte Mauerwerk in den kommenden Jahren robust und sicher bleibt. Ganz unabhängig von der Witterung.