An diesem Montagvormittag (15.4.) nimmt das Kommen und Gehen von Gläubigen in der Kirche de l'Anunciació an der Plaça de l'Hospital in Palma kein Ende. Die meist schon älteren Frauen und Männer steigen die Stufen im rechten Seitenschiff hinauf, um dem Kruzifix des Crist de la Sang ihre Ehre zu erweisen. Eine Frau in den Fünfzigern greift mit der Hand durch den Durchlass in der Glasscheibe, die die Statue schützt, um den Fuß des Gekreuzigten zu berühren. Danach nähert sich ein vielleicht 40-jähriger Mann und berührt sachte den Rock, den der Crist de la Sang um die Hüfte gebunden hat. Unten in der kleinen Kapelle sitzen fünf weitere Gläubige, die andächtig zum Kruzifix hinaufblicken und beten. „Das geht den ganzen Tag so, das ganze Jahr hindurch, nicht nur kurz vor Ostern", sagt der Prior der Kirche, Lluc Riera.

Jetzt, im Vorfeld der Gründonnerstagsprozession (18.4.) aber ist diese "devoción", diese religiöse Verehrung besonders intensiv. Der Crist de la Sang wird den Umzug abschließen, auf seinen Auszug aus der Kirche, seinen Weg durch die Innenstadt und seinen Einzug in die Kathedrale werden die wirklich Gläubigen bis tief in die Nacht warten. Die Prozessionen in Palma sind längst nicht so historisch verwurzelt wie in Andalusien, alle anderen Bruderschaften (cofradías) gründeten sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Beim Crist de la Sang aber ist das anders, er stammt aus dem 16. Jahrhundert, und auch die Cofradía de la Preciosísima Sangre de Nuestro Señor Jesucristo gibt es seither.

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