Einmal habe ihn ein Besucher nach seiner Website gefragt, sagt Joan Crespí, streckt ­seine Armen nach beiden Seiten aus und wiederholt die Antwort : „So sieht meine Website aus." Zu seiner Linken und Rechten reihen sich Bäume aneinander.

Crespís Sohn ist Informatiker, er könnte seinem Vater schnell eine digitale Visitenkarte basteln, doch der Baumzüchter will nicht einer unter vielen sein, der persönliche Kontakt ist ihm wichtig. Ihn ruft man an, bekommt die Koordinaten zugeschickt und fährt dann zu der Finca Rafal de Son Albertí an der Ortsgrenze zwischen Búger und Sa Pobla. Hier kann Crespí mit jedem Kunden durch die Baumreihen gehen und mit ihm fachsimpeln. Nebenher berät er bei der Sortenwahl und erklärt, wie man die Jungpflanzen gießt, schneidet, mit Nährstoffen versorgt oder aber wie man sie vor Krankheiten und Schädlingen schützt.

Den Zustand seiner Nachwuchsbäume überprüft er täglich. Er zieht den Wurzelballen aus dem Topf, um ihn zu begutachten. So sollte beispielsweise kurz nach dem Veredeln kein Wachstumsschub erfolgen. In einem Fall sind die Wurzeln, die er den Besuchern zeigt, zu feucht, deshalb wird der Baumzüchter später die Wasser- und Nährstoffvergabe drosseln. Von Anfang an werden die Pflanzen in der Topfgröße ­ge­zogen, in der sie auch verkauft werden. ­Zwischen sechs Monaten und zwei Jahren bleiben sie im vivero. In dieser Zeit bekommen sie immer wieder neue Standorte mit größeren Abständen.

Die Johannisbrotbäume

An erster Stelle der Bestseller unter seinen Baumarten steht der Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua bot., algarrobo span., garrover kat.). Gezogen wird das typische Inselgewächs aus den garofí, den Samen in den Schoten. Daraus wachsen meistens männliche Bäumchen, die keine Früchte tragen. Weil diese keiner wirklich will, propft der Baumzüchter Edelreisig von Mutterbäumen verschiedener Arten auf.

Direkt neben der Auffahrt zu den Gebäuden stehen mehrere algarrobos mit Stämmen und stattlichen Kronen. Die Mutterbäume liefern Zweige für die Veredelung. Gefragt sind vor allem weibliche Bäume, die Früchte tragen, ebenso wie die Zwitter, auch Hermaphroditen genannt, die sowohl männliche als auch weibliche Blüten bilden und Früchte tragen.

Das Edelreisig muss sich unter der ­Rinde mit dem Mark der aus dem Samen gezogenen Unterlage verbinden. Hat dies ­Erfolg, tragen die weiblichen wie auch die zwittrigen Bäume die gleichen Sorten ­Johannisbrot wie ihre Mutterbäume.

Das Steinobst

An zweiter Stelle der Verkaufshits des Baumzüchters steht der Mandelbaum (Prunus dulcis bot., almendro span., ametler kat.). Dieser zählt zu den Steinobstgewächsen. Veredelt wird er auf einer ursprünglich von französischen Züchtern kreierten, genormten Unterlage, GF 667 genannt. Sie wird in großen Stückzahlen geliefert.

Crespí veredelt sie mit Mandelsorten wie Marta, Masboveda und Glorieta. Diese zählen zu den selbstbestäubenden Arten, die unabhängig von Temperatur und bestäubenden Bienen Früchte bilden.

Auf der gleichen Unterlage werden Pfirsiche (Prunus persica), Nektarinen, Kirschen und Aprikosen veredelt, die ebenfalls zum Steinobst zählen. Die Zweige für die Veredelung werden von Bäumchen des Vorjahres abgetrennt, das garantiert genaue ­Kopien. Auf die Frage, welche Sorte am besten schmeckt, sagt der Experte ausweichend: „Früchte, die am Baum reifen, schmecken Klassen besser als gekaufte." In den Handel ­kämen meist unreife, zu große Früchte mit wenig Aroma, doch das liege nicht an der Sorte.

Die Olivenbäume

Die Mutter aller Olivenbäume ist die Wildolive (Olea europaea bot., acebuche span., ullastre kat.). Nur die veredelte Version bildet die Olive der bekannten Größe. Crespí bezieht etwa zehn Zentimeter große Stecklinge, sie werden in Gewächshäusern gezogen. Er veredelt sie mit selbstbestäubenden Sorten, die auf den Inselebenen gedeihen: Picual, Arbequina, Hojiblanca oder der ursprünglich aus Griechenland stammenden Sorte Koroneiki. Will ein Grundstücksbesitzer eine Plantage für eigenes Öl pflanzen, so rät Crespí zu mindestens 25 Exemplaren einer Öl liefernden Sorte, wie beispielsweise der Arbequina. Wer Oliven einlegen will, kann Exemplare verschiedener Sorten wählen.

Natürlich dürfen in einem vivero Feigenbäume nicht fehlen, Crespí vermehrt sie selbst mit Stecklingen. Für sie und für alle anderen laubabwerfenden Baumarten gilt: Am besten gedeihen diese auf der Insel, wenn man sie in den Wintermonaten pflanzt, in denen sie ­keine Blätter tragen.

Information

Joan Crespí Viver Fruiters

Tel.: 667-55 20 36

Obst-, Mandel- und Olivenbäume kosten zwischen 13 und 15 Euro, Johannisbrotbäume je nach Größe bis zu 18 Euro.