Nach zwanzig Jahren Hotelgewerbe in vielen Ländern erfüllte sich der Franzose Joaquín Pourqué einen Traum: Der heute 49-Jährige zog gemeinsam mit seiner Frau Rose Castañer nach Sóller und begann dort Seifen, Körperöle und Parfüme aus Naturmaterial herzustellen, ohne dass die Umwelt dabei zu Schaden kommt.

Die Vorfahren von Rose Castañer (50) stammen aus dem Orangental. Ihr Urgroßvater war nach Frankreich ausgewandert, und als ihr Großvater heiraten wollte, schickte man ihn auf Brautschau nach Sóller. „Er hat uns oft erzählt, dass er auf dem Weg nach Fornalutx dieses Haus betrat, meine Großmutter im weißen Kleid sah und sofort gewusst hatte, dass sie die Richtige ist", sagt Castañer.

Pourqué und Castañer zogen vor fünf Jahren in das Haus, in dem sich die Großeltern kennengelernt hatten. Im Garten wuchsen damals wie heute Zitrusbäume. Die landwirtschaftliche Kooperative Sant Bartolomé liegt ganz in der Nähe. „Wir sind Mitglieder und ­beziehen dort jährlich tausend Liter Olivenöl aus biologischem Anbau", erklärt Pourqué. ­Überhaupt stammt der größte Teil der Naturkosmetik-Zutaten von der Insel. Die Ver­packungen aus gut recycelbaren Material wurden in Palma entworfen und bedruckt.

Alternative zur Chemie

„Stückseifen bekannter Marken werden meist aus Seifenflocken hergestellt", sagt Pourqué. Zubereitet werden sie in Asien, meist mit Palm­öl, das aus den Früchten der Ölpalme gewonnen wird, für deren Plantagen Regenwälder abgeholzt werden. Europäische Hersteller schmelzen die Flocken, fügen Duftstoffe hinzu und geben den Seifen Namen.

Flüssige Waschmittel für Körper und Haare sind in Kunststoffflaschen abgepackt. Sie werden aus Erdölderivaten hergestellt, die einen hohen Einsatz an Energie und Chemi­kalien erfordern. Meist handelt es sich um ­chemische Cocktails mit mehr oder weniger wirksamen Substanzen, die nach Gebrauch in die Abwässer geschwemmt werden. Das Ehepaar aus Frankreich suchte nach Alternativen zu den herkömmlichen Pflegeprodukten. Rose Castañer unterrichtete auf der Insel zunächst am Lycée Français in Palma, Joaquín Pourqué baute sein Labor auf und suchte sechs Monate lang nach der richtigen Rezeptur. Als er diese gefunden hatte, reichte er sie zur Genehmigung bei den Behörden ein und erhielt die notwendigen Bio-Zertifikate sowie andere für den europäischen Markt notwendige Genehmigungen.

Die Seife muss Köcheln

In der Werkstatt beim Orangengarten werden die Seifen geköchelt, nicht gesiedet. Denn bei niedrigen Temperaturen bleiben die wirk­samen Substanzen erhalten. Die ­Rezepte dazu hat der Seifenmacher in einem Ordner notiert.

Wenngleich der ganze Vorgang an das Kochen erinnert und außer Kochtöpfen typische Geräte wie Rührstab und Kochlöffel verwendet werden, so sind die ­Zutaten wie im Chemie­labor bis aufs Gramm genau abzuwiegen. So beispielsweise das ­Kokosöl, das bereits in einem Inox-Behälter schmilzt und in ein noch größeres Gefäß mit dem Olivenöl gegossen wird. „Kokosöl bildet Schaum, 20 Prozent davon mit 80 Prozent Olivenöl geben eine ideale Mischung", sagt der Experte. Jetzt setzt er sich einen Gesichtsschutz auf, und die Zuschauer müssen gebührenden Abstand ­halten. ­Pourqué erhitzt ein Lavendelpflanzenwasser (Hydrolat), darin wird ein Natronlaugen-Granulat (Natriumhydroxid) gelöst, es entsteht eine wässrige Natronlauge, die Ätzungen verursachen kann.

Mehrmals wird die Temperatur der Zutaten gemessen, alle Ingredienzen müssen auf 45 Grad abgekühlt oder erwärmt werden. In einem weiteren Kochtopf aus Edelstahl entsteht nun ein Gemisch aus Tonerde und ätherischem Lavendelöl. Jetzt wird es spannend: Vorsichtig gießt Pourqué die Lauge in das Öl, sie muss sich mit den Fettmolekülen ver­binden. Ein riesiger elektrischer Pürierstab unterstützt den Vorgang. Ist eine cremige Konsistenz erreicht, kann das Tonerde-Lavendel-Gemisch hinzukommen.

Schwarze Formen aus Silikon sind bereits vorbereitet, Vertiefungen bieten für jeweils vier Seifenblöcke Platz. Sind sie gefüllt, muss die Flüssigkeit 24 Stunden so zugedeckt ­ruhen, dass sie kein Sauerstoff erreicht. Dann können die Blöcke mit den Drähten eines ­Seifenschneiders zu 50 Stücken à jeweils 100 Gramm (5,90 Euro) geschnitten werden, auf die man das Firmenlogo aufstempelt. Danach müssen die Stücke weitere drei Wochen lagern, bis die Verseifung abgeschlossen ist. Durch die chemische Reaktion von Natron und Öl ist Glyzerin entstanden.

Nach dem gleichen Prinzip wie die Hand- und Körperseifen werden Haarseifen her­gestellt. Sie schäumen durch Zugabe von ­Rizinusöl. Zitrone gibt dem Haar Glanz, Rosmarin wirkt gegen Schuppen. Körperöle sind Mischungen aus Mandel- oder Olivenölen, ­denen Duftstoffe beigemischt sind. Auch sie werden im Labor in Sóller destilliert.

Bei der Herstellung der Naturkosmetik entsteht keinerlei Abfall. „Wenn ich das Labor sauber mache, kommen Wasser und Seifen­reste zusammen. Mit denen gießen wir die Orangenbäume", sagt Pourqué.

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