Die Plätze für die Workshops waren nach der Ankündigung im Netz in Windeseile vergeben. Weil das Interesse an Kursen zum Thema Heilkräuter in Corona-Zeiten offenkundig so groß ist, plante Esteve Gomila daraufhin eine ganze Reihe von Veranstaltungen, die bis weit in den Herbst hineinreichen. Jeweils zehn Teilnehmer lernen dabei, Heilkräuter zu bestimmen, zu sammeln und ihre Wirkstoffe durch Destillation zu extrahieren.

Die Kurse finden im ökologischen Garten der kurz vor Búger gelegenen Finca Es Puig statt. „Die Beete mit den Heilkräutern hier sind Teil des Parc de les Olors, der Ende dieses Jahres im Dorf wieder eröffnet wird", erklärt Gomila. Das in die Jahre gekommene Kulturprojekt Fundació Área de Creación Acústica (ACA) für Musik und Botanik werde derzeit wieder auf die Beine gestellt.

Für die Botanik sind der Mallorquiner und seine Mitstreiter zuständig. Um mehr freie Zeit zu haben, hat der Dozent für Umwelttechnik, der auch Aromatologie und ökologische Chemie studiert hat, seine Festanstellung an der Universität der Balearen kürzlich auf­gegeben. So ist für den Rundgang mit den MZ-Autoren auch unter der Woche Zeit.

Die Besucher begegnen gleich zu Anfang vielen Reihen mit Lemongras (Cymbopogon ­citratus bot., hierba limón span., herba llimonera kat.). Um die Wildpflanzen zu schonen, wächst hier im Garten auch eine große Sammlung von Heilkräutern und Aromapflanzen, die jeweils mit vielen Exemplaren vertreten sind. Doch das ist nicht alles. „Jede Pflanze ist ein eigenes Labor und liefert unzählige Themen", sagt Gomila . Zum Beispiel beeinflusse die Bodenqualität unmittelbar die Bildung von Wirkstoffen und Düften. Diese extrahiert er in einer beeindruckenden Destillationsanlage und verarbeitet sie in der hauseigenen Manufaktur zu Naturkosmetik, Seifen, Parfüm, Tee und Gewürzen.

Dass Gomila in seinem Duftgarten große Mengen Schnittgut von Heilkräutern ernten kann, verdankt er seinen naturwissenschaftlichen Kenntnissen über die Regeneration von Böden durch Mikroorganismen. Sie stimulieren die Wurzeln und erleichtern den Pflanzen, den Klimastress auszuhalten.

Um zu zeigen, wie das im Garten bei Búger funktioniert, führt Gomila zum Schatten eines Baumes. Dort schlägt er eine Decke auf und schraubt einen Behälter auf. Den Besuchern strömt sofort ein Duft von frischer Walderde entgegen. Den produzieren die Mikroorganismen in der Walderde, die nach 40 Tagen bei konstanter Temperatur ihren Höhepunkt erreicht haben: Aus dunkler Erde sprießen jetzt pilzähnliche Gewächse.

Die Basis dafür ist vermoderte Walderde, die Gomila aus den Bergen geholt hat. Er ­behandle diese dann wie Hefe für einen ­Sauerteig, reichere sie mit den Schalen des Reiskorns an, gebe ein Konzentrat aus Johannisbrot zu und mische die Zutaten. Der Be­hälter wird dann verschlossen und mit der ­Decke warm gehalten. Wenn die Bakterien und Pilze, Myzelien genannt, reif sind, können sie mit Asche, Phosphiten, Knochenmehl und Reisschalen vermischt werden und mit Kompost in die Pflanzgrube kommen.

Das also ist das Rezept, das die Pflanzen in diesem Garten so gut wachsen lässt. Aus Platzgründen können hier nur einige wenige Arten erwähnt werden. In großer Zahl wachsen hier Rosmarin, Salbei und Lavendel. Oder die Frauen­minze (Tanacetum balsamita bot., hierba de Santa María span., herba cost kat.), deren Blätter Kampfer enthalten. Weil man in der Manufaktur Gewürze trocknet und verpackt, dürfen der Majoran (Origanum majorana bot., mayorana span., moraduix kat.) und auch der Oregano (Origanum vulgare bot., orégano span., orenga kat.) nicht fehlen. Die beiden Verwandten unterscheiden sich stark im Aroma.

Zu den weniger bekannten Arten zählt der Vetiver-Strauch (Vetiveria zizanioides). Das in den Tropen heimische Süßgras bildet immergrüne Halme, die bis zu zwei Meter hoch wachsen können. Bei dieser Pflanze zeigt sich der Zusammenhang von Duft und Boden: Im Aromapark destilliert man die ätherischen Öle aus ihren Wurzeln. Diese können so extrem tiefe Geflechte bilden, dass sie auch an von Erosion betroffenen Hängen gepflanzt werden, um diese zu stabilisieren.

Das hier im September gelb blühende ­endemische Balearen-Johanniskraut (Hy­pericum balearicum bot., hierba de San Juan span., ­estepa joana kat.) soll beweisen, dass es der wild wachsende Strauch nicht verträgt, von Sammlern beschnitten zu werden. Neben Stauden, die hier im Garten gut gedeihen, ­ragen nackte Stängel in die Höhe, die für Tests gestutzt worden sind. „Zum Großwerden brauchen sie Jahre, aber ein Rückschnitt ruiniert sie", sagt ­Gomila.

Solange Gomila die Kräuter vorstellt, halten sich die Kursteilnehmer im Freien auf, ein weiterer Vortrag findet dann auf einer Terrasse statt. Beide Male kann der Sicherheitsabstand leicht eingehalten werden. Während dann im Labor Lemongras destilliert wird, reinigen ätherische Öle die Luft. „Tests haben gezeigt, dass ätherische Öle gegen luftgetragene Keime wirksam sind und zur Keimreduktion beitragen", sagt Gomila. Er liefert Essenzen an die ­Firma Shizen'na in Barcelona und verfügt über die Vertriebsrechte auf Mallorca.

Wenn die Destillation abgeschlossen ist, können sich die Teilnehmer die Essenzen mit nach Hause nehmen: ein Fläschchen ätherisches Öl und eines mit Pflanzenwasser.

Information:

Botanik und Destillation

Gewinnung von ätherischen Ölen, die gegen Bakterien und Viren wirksam sind. Auf der Finca Es Puig in Búger am 20. September von 9 bis 17 Uhr. Preis: 60 Euro. Für Oktober sind vier weitere Kurse geplant. Anmeldung: Tel.: 649-59 22 52, E-Mail: buger@parcdelesolors.com