Bis ein Ende der Pandemie in Aussicht ist und die Schülergruppen und Urlauber wieder zurückkehren, bieten neun Inselmuseen für Inselbewohner kostenlose Führungen für Gruppen mit fünf bis zehn Teilnehmern auf Spanisch an (jeweiliger Eintrittspreis exklusive). An der Aktion „Museen als sichere Korridore" sind auch das Balearische Museum für Naturwissenschaften und der Botanische Garten von Sóller beteiligt.

Artenvielfalt auf der Insel

„Eine Stunde Zeit für das Museum und eine für den Garten sollte man schon einplanen, das ist das Minimum", sagt Magdalena Vicens, die als Botanikerin den Jardí Botànic leitet. Der Rundgang verändere sich von Woche zu Woche, je nachdem wie sich der Garten entwickle. Die Pflanzen bräuchten dringend Niederschläge, auf die sie dann mit frischen Blättern und Blüten reagieren würden. Bei der Anmeldung fragen die Mitarbeiter nach Wünschen und stellen sich dann individuell auf die Besucher, insbesondere auf Kinder ein.

So interessieren sich Mallorquiner vor allem für den Gemüsegarten. Die Terrassen, auf denen jetzt das Wintergemüse angepflanzt ist, befinden sich links vom Hauptweg. Hier wachsen die heimischen Sorten, deren Samen in der hauseigenen Samenbank aufbewahrt werden. Wie beispielsweise Kohlköpfe, Blumenkohl, Blattsalate und auch Erbsen, für die man gerade Kletterhilfen montiert. Oder auch Linsen, deren Triebe derzeit aus der Erde spitzen.

Eine Terrasse tiefer haben sich die Früchte der Orangenbäume schon leicht orange verfärbt. Reif sind bereits die Clementinen. Kurz bevor Gruppen kommen, pflückt man sie und stellt sie zum Probieren am Eingang auf.

Weiter oben ist die herbstliche Laubverfärbung der Bäume zu bewundern. Die auf der Insel nicht heimischen Arten reagieren auf abnehmendes Tageslicht und niedrige Temperaturen mit dem Entzug von Chlorophyll aus den Blättern, die sich gelb färben und abfallen. Mit den nackten Ästen sparen die Bäume in den Wintermonaten Energie. Die einheimischen Immergrünen behalten die Blätter, legen jedoch eine Wachstumspause ein.

In der Nähe der herbstlichen Bäume befindet sich die Kollektion mediterraner und aromatischer Pflanzen. Für diese interessieren sich vor allem ausländische Inselresidenten, die hier sehen, welche Pflanzenvielfalt in Mallorcas Gärten möglich ist. Das zeigt auch die Abteilung der Pflanzen aus Klimazonen, die der des Mittelmeerraumes ähnlich sind, wie beispielsweise Südafrika und spezielle Gebiete Südamerikas und Australiens. Hier sind viele Kakteenarten zu sehen, aber auch viele blühende Pflanzen, wie die Strelitzie oder eine riesige Malve mit rosa Blüten.

Rechts des Weges wirkt der Garten wie ein Dschungel, hier wachsen Pflanzen von den Kanarischen Inseln, die in Mallorcas Gärten erfahrungsgemäß bestens zurechtkommen. „Wir haben vor langer Zeit mit wenigen Exemplaren aus den Lorbeerwäldern der Kanaren und der Azoren angefangen", erklärt Vicens. Als diese gut anwuchsen, hätte man die Sammlung mit Sukkulenten, wie beispielsweise den Drachenbäumen, erweitert. Aufgenommen habe man die Flora canariensis, weil man in den Bergen des Mittelmeerraums und speziell auch auf Mallorca Fossilien dieser Pflanzen aus einer Zeit gefunden habe, als die Mittelmeerregion noch tropisch war.

Mallorcas Frühgeschichte

Im Mittelpunkt des Museo Balear de Ciències Naturals steht in einer Vitrine das Skelett von Mallorcas Höhlenziege (Myotragus balearicus). Die „Nage-Antilope", wie man sie in der Übersetzung aus dem Lateinischen nennen könnte, war auf Mallorca fünf Millionen Jahre lang heimisch, bis sie vor etwa 3.000 Jahren wohl vom Menschen ausgerottet wurde. Über 2.000 Knochen des Paarhufers können die Teilnehmer geführter Gruppen im Forschungslabor aus nächster Nähe betrachten. „Man darf sie sogar berühren", sagt Aina Martí, die den Besuchern das Museum zeigt.

Rund um die Vitrine mit dem Skelett der Ziege werden Wissenschaftler vorgestellt, für deren private Sammlungen das Museum 1992 eröffnet worden ist. Dazu zählt der Brite William Waldren, der die Höhlenziege in der Nähe von Valldemossa ausgegraben hat. Aber auch der Universitätsprofessor Guillem Colom aus Sóller, einer der namhaften Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts, die sich der Mikropaläontologie verschrieben haben, wie man die Lehre von den mikroskopisch kleinen Lebewesen aus der Vorzeit nennt.

Ein weiterer „Schatz" des Museums, wie ihn Martí nennt, sind die Arbeiten des umtriebigen Wissenschaftlers und Sammlers Juan Bauzà, der sich mit der Geologie Mallorcas und den Fossilien im Kalkgestein beschäftigte. Detailverliebte werden hier viel Zeit verbringen, um die versteinerten Schnecken, Fische, Muscheln und Blätter zu bewundern. Wie auch den Nachbau und die fossilen Knochenstücke einer Seekuh, die vor 28 Millionen Jahren gelebt hat.

Die Ausstellung unter Dach ist der Biodiversität sowie vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten gewidmet. So ist in einem Schaukasten die Artenvielfalt der Unterwasserwelt vergrößert zu sehen, aber auch die Bedeutung der Seegraswiesen für die Lebewesen. Über allem schwebt in beeindruckender Größe die Nachbildung eines Blauhais.

Empfehlenswert für danach: Der Besuch des Museumsshops, eine wahre Fundgrube für Bücher, Karten und pädagogisch sinnvolle Geschenke zu den Themen Natur und Mallorca, die obendrein noch richtig Spaß machen.