Die Uhr tickt. Zum Jahresende sollte ursprünglich die letzte Frist verstreichen. Alte spanische Peseten - ob Scheine oder Münzen - sollten auch auf Mallorca nur noch bis zum 31. Dezember in Euro umgetauscht werden. Nun ist die Frist aufgrund der Corona-Maßnahmen um ein halbes Jahr, bis Ende Juni 2021, verlängert worden. Danach haben die antiguas pesetas dann allenfalls persönlichen Andenken- oder eben einen schwankenden Sammlerwert. Ob der nach der Entwertung möglicherweise nach oben schnellt, ist bei Münzsammlern durchaus umstritten. Sehr seltene Einzelstücke können schließlich schon jetzt hohe Preise erzielen. Genau hinschauen könnte sich also eher lohnen, als das x-te Los der spanischen Weihnachtslotterie zu kaufen.

Beginnen wir von vorn. Für elektronische Buchungen wurde der Euro bekanntlich schon 1999 eingeführt. Drei Jahre später, zum Januar 2002, folgte das Euro-Bargeld, das in Deutschland die D-Mark und in Spanien nach und nach die antiguas pesetas (die alten Peseten) verdrängte. Die Bundesbank versprach hoch und heilig, D-Mark-Beträge in alle Ewigkeit umzutauschen. Andere Länder regelten dies anders: Italien nahm Lire bis 2011 zurück, die französischen Francs durfte man bis 2012 umtauschen. Mit der Volljährigkeit des Euro-Bargelds verstreicht zum Jahresende nun auch hier die vom Banco de España erlassene Tauschfrist. Allerdings sollte man nicht bis zum letzten Tag warten, weil man sich bei den Bankfilialen aufgrund der Corona-Regeln Termine geben lassen muss.

Grundsätzlich lässt sich das Bargeld - Münzen wie Scheine - tauschen, das zum Stichtag der Euro-Einführung in Spanien geltendes Zahlungsmittel war. Auch Peseten-Scheine aus der Zeit der Franco-Diktatur werden von den Banken noch entgegengenommen. Scheine, die nach 1939 gedruckt wurden, werden problemlos getauscht. Peseten-Scheine aus dem Zeitraum zwischen 1936 und 1939 werden ebenfalls entgegengenommen, müssen aber von anerkannten Experten auf ihre Echtheit geprüft werden.

Es gilt der Wechselkurs zur Euro-Einführung: Ein Euro sind etwas mehr als 166 Peseten - genauer gesagt 166,386 Peseten. Die Spanier hatten es also viel schwieriger mit der Umrechnung als zum Beispiel die Deutschen (Wir erinnern uns: ein Euro waren grob zwei D-Mark). Die Eselsbrücke, dass ein 1.000-Peseten-Schein etwa sechs Euro entspricht, half da auch nicht weiter.

Dass der Espresso im Café vor der Euro-Umstellung meist 100 Peseten kostete, anschließend aber schnell auf den Preis von einem Euro kletterte (wie gesagt: 166 Peseten), sorgte bei vielen Spaniern dafür, dass sie die Währungsumstellung mit einer allgemeinen Verteuerung assoziieren, wobei die selbstverständlich nicht immer so stark ausfiel wie beim Kaffee.

Auch beschädigte Geldscheine werden eingetauscht. Aus verständlichen Gründen können hingegen Scheine nicht akzeptiert werden, bei denen nur „die Hälfte oder weniger als die Hälfte der Gesamtfläche des Scheines" vorhanden sind. Bei Münzen werden solche akzeptiert, die zum Moment der Euro-Einführung gültige Zahlungsmittel waren, sowie alle 2.000-Peseten-Stücke (zwölf Euro) und alle Sonderprägungen.

Einzelne Peseten-Münzen können mitunter auch großen Sammlerwert haben. In Internetforen ist immer wieder die Rede von Ein-Peseten-Stücken, für die Sammler Geldbeträge von bis zu 20.000 Euro bieten. „Die Wahrscheinlichkeit, solche Münzen auf dem Dachboden zu finden, ist aber geringer, als einen echten Picasso aufzuspüren", erklärt Adolfo Ruiz Calleja, Autor des spanischen Sammlerportals „Blog Numismático". Die allermeisten Peseten-Stücke seien nicht mehr wert als „Altmetall", so Ruiz Calleja. Wer allerdings Ein-Peseten-Münzen aus dem Jahr 1944 findet, die nicht das Konterfei des Diktatoren Francisco Franco, sondern nur das Wappen sowie mehrere Zeichnungen zeigen, sollte sich an einen Fachmann wenden. Auch die Münzen mit der Jahreszahl 1947 (mit Franco-Konterfei) können bei gutem Zustand wertvoll sein, so Ruiz, vor allem, wenn auf der anderen Seite in den beiden kleinen Sternchen die Zahlen 19 und 56 erkennbar seien, die das exakte Prägejahr angeben. Die andere Zahl gebe das Jahr an, in dem das Gesetz zur Prägung dieser Münze verabschiedet wurde.

Auch unter den alten Geldscheinen gibt es einige wenige, die man nicht einfach gegen den Nominalwert eintauschen sollte. Sammler berichten von einem Zehn-Peseten-Schein aus dem Jahr 1936, für den bis zu 12.000 Euro geboten werden. Auch ein 500-Peseten-Schein aus dem Jahr 1943 kann wertvoll sein, heißt es in einem Forum.

Das spanische Königreich führte die Pesete offiziell 1869 als Zahlungsmittel ein. Sie ersetzte die vorige Währung, den escudo (=Wappen). Als 130 Jahre nach dieser Umstellung der Euro eingeführt wurde, waren laut Schätzung der Banco de España Geldscheine und Münzen im Wert von 48,7 Milliarden Euro im Umlauf. Davon seien bis Juli 2020 etwa 97 Prozent umgetauscht worden. Rund 1,5 Milliarden Euro ruhen somit noch auf irgendwelchen Dachböden oder gingen mit der Zeit verloren.

Die spanische Zentralbank empfiehlt, zum Umtausch der Peseten grundsätzlich einen Termin in einer der Filialen der Banco de España auszumachen. Die auf Mallorca befindet sich im Carrer Sant Bartomeu, 16 in Palma de Mallorca. Die Terminabsprache erfolgt über die Website www.bde.es oder über die Telefonnummer 971-72 59 50. Die Tauscher sollten sich ausweisen können. Bei Geldsummen über 1.000 Euro sind die Mitarbeiter der Bank sogar dazu verpflichtet, sich den Personalausweis oder Reisepass vorzeigen zu lassen.