Auch für die Winzer auf Mallorca war 2020 kein einfaches Jahr. Corona, Mehltau und die immer größere Konkurrenz auf der Insel selbst bringen die ein oder andere Bodega in Schwierigkeiten. Vor allem die, die vorrangig auf den einheimischen Markt setzen. Lange Zeit war es ja auch schlicht nicht nötig, Wein zu exportieren, um gute Gewinne zu erzielen. Vor der Pandemie flutschte das Geschäft auf der Insel nur so, Hotels und die Gastronomie kauften große Teile der Produktion auf, die Winzer mussten keine ausgeklügelten Marketing-Konzepte haben, um gut über die Runden zu kommen.

Das hat sich in diesem Jahr radikal geändert. Alle Anbaugebiete auf der Insel registrierten einen spürbaren Rückgang bei der Weinlese und damit auch bei der Produktion. Konkret waren es bei den Weinen mit der Bezeichnung „Vi de la Terra Mallorca" 24 Prozent weniger Trauben, bei der Herkunftsbezeichnung DO Binissalem 26 Prozent und bei der Herkunftsbezeichnung Pla i Llevant 31 Prozent weniger. Trotzdem stapeln sich in vielen Weinkellereien die Flaschen, weil in diesem Jahr kaum etwas verkauft wurde und noch Wein aus den Vorjahren übrig ist.

Der Mehltau

An dem Rückgang der Weinlese an sich ist natürlich nicht die Corona-Pandemie schuld. In diesem Jahr kam es vermehrt zu Befall durch den gefürchteten Mehltau. Dabei handelt es sich um eine Pilzkrankheit, die seit 1845 in Europa auftritt. Befallene Triebe bleiben in ihrem Wachstum zurück, während befallene Früchte verhärten, grau oder schwarz werden und aufplatzen, sodass die Kerne freiliegen.

Vor allem die Winzer, die Wein aus rein ökologischem Anbau produzierten, hatten damit in diesem Jahr große Probleme, berichtet Charlotte Miller von der Bodega Biniagual, die freilich keinen Öko-Wein produziert. Auch in Biniagual aber musste nahezu rund um die Uhr daran gearbeitet werden, den Pilzbefall zu verhindern. Der Traktorfahrer, der die Erde umpflügt, habe den gesamten Sommer über tagsüber geschlafen und nachts gearbeitet, weil das für die Erde besser sei, so Miller.

Zum Mehltau kam 2020 auch noch ein durchwachsenes Klima, wie Catalina Ribot von der Bodega Galmés i Ribot bemerkt. Es sei ein komplett „untypisches Jahr" gewesen, verstärkt durch ein „feuchtes Frühjahr, das den Rückgang der Produktion noch zusätzlich begünstigte". Auch die Weinlese sei langwierig und schwierig gewesen.

Die Corona-Pandemie

Einen Strich durch die Rechnung machte den Weinbauern in diesem Jahr natürlich auch die Pandemie. Schließlich wird ein Großteil des auf der Insel produzierten Weins von ausländischen Gästen konsumiert. Ohne die Urlauber sei der Verkauf eingebrochen, bestätigt Catalina Ribot. Zumindest ihrem Weingut sei es aber gelungen, im Ausgleich die Exporte zu steigern. Die Saison einfach abschreiben und das Weingut dichtzumachen, war keine Option. Ein Winzer könne nicht einfach wie ein Hotelier Kurzarbeit oder Freistellungen nutzen, sagt Lluís Armero von der Bodega Armero i Adrover, die dieses Jahr 40. Geburtstag feierte. „Bei uns hört die Arbeit nie auf, wir haben im Januar begonnen, mit der Pandemie weitergemacht und haben auch nach der Weinlese keine Pause."

Man könne die Ausgaben nicht von heute auf morgen auf null zurückfahren, sagt auch Charlotte Miller. „Unsere Fixkosten bleiben, aber wir verdienen fast nichts." Lediglich geplante Investitionen habe man verschieben können, so gut es ging, sagt Lluís Armero. Die Situation wurde noch verschärft durch die Tatsache, dass auch der Kilogrammpreis für die Trauben in diesem Jahr deutlich gesunken ist. Erreichten die mallorquinischen Winzer in den vergangenen Jahren stets einen Preis zwischen 1 und 1,50 Euro pro Kilogramm Trauben, waren es in diesem Jahr nur noch 80 Cent. Trotzdem können sich die Weinbauern auf der Insel noch glücklich schätzen im Vergleich zum Festland, wo der Preis pro Kilogramm lediglich bei 20 bis 30 Cent pro Kilogramm liegt.

Die Konkurrenzsituation

Etliche mallorquinische, teilweise schon seit Generationen betriebene Bodegas bekommen dabei auch die Konkurrenz durch mitteleuropäische Unternehmer zu spüren, die in den vergangenen 20 Jahren den Weinbau für sich entdeckt haben. Wie etwa der Shampoo-Unternehmer Hans-Peter Schwarzkopf mit seiner Bodega Can Axartell bei Pollença betreiben sie oft beeindruckende und leistungsstarke Weingüter. „Für sie ist es kein Problem, große Investitionen zu tätigen oder Subventionsauflagen innerhalb von kurzer Zeit zu erfüllen", sagt Josep Lluís Roses von der Bodega José Luis Ferrer in Binissalem.

Innerhalb von 30 Jahren hat sich die Zahl der Bodegas auf der Insel von etwas mehr als zehn auf fast 100 beinahe verzehnfacht. „Ganz klar: Es gibt viel zu viele Weingüter auf der Insel. Jeder, dem es in den Sinn kommt, legt sich seinen eigenen Weinberg an", sagt auch Marta Blasco, die für die Bodega Castell Miquel des deutschen Pharma-Unternehmers Michael Popp Veranstaltungen organisiert. Ihr Mann Carlos Feliu betreibt die Bodega Can Feliu.

Doch auch hier tut sich etwas. Am 23. November beschloss die Balearen-Regierung, den ohnehin schon reglementierten Weinanbau auf den Inseln zu beschränken. Pro Jahr dürfe die neu hinzugewonnene Anbaufläche nur noch ein Prozent der bestehenden ausmachen, wie Roses erklärt. In den vergangenen drei Jahren habe der Zuwachs bei insgesamt 25 Prozent gelegen. Auch weil viel Missbrauch getrieben wurde. So habe mancher Winzer Pflanzrechte auf dem spanischen Festland gekauft, um die Reben schon wenig später nach Mallorca zu verschiffen, sagt Roses. Mit der neuen Regelung ist das nicht mehr möglich. Bevor man nun Weinreben auf die Inseln schifft, muss man sie an Ort und Stelle mindestens drei Jahre bewirtschaftet haben.