Historisch heftiger Schneefall in Madrid und mindestens vier Todesopfer: Das Sturmtief "Filomena" hat Spanien das schlimmste Winterchaos seit 50 Jahren beschert. "Wir haben noch schwere Stunden vor uns", warnte Innenminister Fernando Grande-Marlaska am Samstag bei einer ersten Bilanz. Er rief die Spanier dazu auf, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben. Mit gutem Grund: Vor allem im besonders schwer getroffenen Madrid knickten am Samstag unter der Last des Schnees immer wieder große Bäume um.

Der Minister sagte, allein in der Region Madrid seien seit Freitagabend fast 1500 Menschen gerettet worden, die vom Schnee in ihren Fahrzeugen festgesetzt worden seien. Nach Medienberichten warteten allerdings am Samstagnachmittag bei gefühlten minus fünf Grad vor allem auf den Ringautobahnen der Hauptstadt noch Dutzende Menschen auf Hilfe, die die Nacht im Auto verbringen mussten.

Weitere Flugverbindungen nach Mallorca gestrichen

Mallorca

Laut der spanischen Zeitung "El País" rechnet José Luis Martínez-Almeida, der Bürgermeister von Madrid, damit, dass die Hauptstadt Ende nächster Woche zu einer "gewissen Normalität" zurückfinden wird. Die Eisenbahngesellschaft Renfe wird ihren Betrieb frühestens Sonntagmittag (10.1.) wieder aufnehmen.

Auch der größte Flughafen Spaniens hat seine Schließung bis mindestens Sonntagnachmittag verlängert, dann soll der Flugverkehr schrittweise wieder starten. Zwei Start- und Landebahnen sind bereits geräumt worden. Wie "El País" berichtet, befinden sich derzeit rund 600 gestrandete Personen am Flughafen, die mit Decken und warmen Getränken versorgt wurden.

Zu den elf gestrichenen Flugverbindungen zwischen Madrid und Palma de Mallorca von Samstag (9.1.) kommen weitere sechs Flüge am Sonntag hinzu. Der Flughafenbetreiber Aena hat neue Informationen in Bezug auf die Verbindungen angekündigt, die im Laufe des Tages folgen sollen: Ob zwei Flüge um 21 Uhr (je ein abgehender und ein ankommender) stattfinden können, ist bis dahin noch offen.

Kältewelle mit Temperaturen unter -10 Grad

Nicht nur Madrid wurde von "Filomena" ins Chaos gestürzt. Im ganzen Land wurden nach Angaben der Behörden rund 400 Autobahnen, Land- und andere Straßen gesperrt. Fußball-Spiele wurden abgesagt. Seit Freitagabend und noch bis Samstagabend galt in der Hauptstadt und in zehn von insgesamt 50 Provinzen des Landes die höchste Alarmstufe Rot. In den Regionen, in denen es keinen Schnee gab, brachte "Filomena" im Zusammenspiel mit anderen Wetterphänomenen Unwetter, starke Windböen, Dauerregen und hohe Wellen.

Zwar flaut "Filomena" am Sonntag in Zentralspanien ab, doch nach dem Schneechaos erwartet das Land eine Kältewelle mit Temperaturen unter -10 Grad. Der verbliebene Schnee könnte sich damit in Eis verwandeln und die Mobilität noch einmal zusätzlich erschweren.

Der spanische Wetterdienst Aemet kündigt die extrem niedrigen Temperaturen für Montag bis Freitag an. Für einen Kälterekord hat "Filomena" bereits jetzt gesorgt: In Vega de Liordes in der Provinz León rund 400 Kilometer nördlich von Madrid wurde schon am Donnerstag mit minus 35,8 Grad laut Meteorologen die tiefste Temperatur verzeichnet, die jemals in Spanien gemessen wurde. /bro mit Material von der dpa