Bisher waren sie einfach nur Nachbarn: Die Stiftung Jardí Botànic und das Museu Balear de Ciències Naturals in Sóller. Im August 2020 kam es dann zu einer Fusion der beiden Institutionen. Erst ging es um die Erledigung administrativer Aufgaben, danach begann die gemeinsame Suche nach einer geeigneten Person für die Leitung. Diese wurde gefunden, und seit drei Wochen ist Aina Ferrero die Direktorin beider öffentlicher Einrichtungen. Die 35-jährige Kunsthistorikern aus Palma ist keine Unbekannte, seit 2018 steht sie dem Museu del Calçat i la Indústria d’Inca vor und hat dieses so umgestaltet, dass deutlich mehr Besucher verzeichnet werden konnten. Sie studierte in Palma, Barcelona und Madrid und sammelte Museumserfahrung im Auftrag des spanischen Kulturministeriums bei kulturellen Aktionen im Jeu de Paume Museum in Paris. Noch arbeitet Ferrer an ihrer Doktorarbeit mit dem Thema „Publikumsstudien in Museen als Instrument der Kulturvermittlung“.

Wie werden Sie das Museum für Naturwissenschaften und den Botanischen Garten in Sóller unter einen Hut bringen?

Das Museum und der Garten haben eine gemeinsame Geschichte. In den 1980er-Jahren stellte die Stadt Sóller Naturwissenschaftlern die possessió zur Verfügung, etwas später dann wurde der Botanische Garten als Teil des Museums eröffnet. Lange sind die beiden getrennte Wege gegangen, obwohl sie sich das Anwesen teilten. Es ist Zeit, dass sie beide zu ihren Wurzeln zurückfinden und sich ab jetzt gemeinsam um die Sammlungen kümmern, in der Forschung aktiv sind und in der Öffentlichkeit als eine Institution auftreten.

Haben Sie schon eine Vorstellung davon, wie Ihre Arbeit als Direktorin der beiden Institutionen aussehen wird?

Ich fange ja nicht bei null an. Carol Constantino leitete bisher das Museum und Magdalena Vicens den Garten, die Samenbank, die Stiftung und viele andere Projekte. Beide haben eine richtig gute Arbeit gemacht. Jetzt sind wir drei Frauen im Team, da werden wir das noch besser hinkriegen. Wenn wir in Zukunft unsere Energien bündeln und immer unser gemeinsames Ziel vor Augen haben, ist das effizienter, als wenn Zeit in nutzlosen Diskussionen verloren geht. Ich möchte es aber nicht versäumen, an dieser Stelle die Verdienste des früheren Leiters der Fundació Jardí Botànic, Josep Lluís Gradaille, zu würdigen. Er hat, bevor er in den Ruhestand ging, den Botanischen Garten jahrzehntelang zu dem gemacht, was er heute ist: einer der wichtigsten botanischen Gärten im Mittelmeerraum.

Was sagen die zehn Angestellten von Museum und Garten dazu?

Wir haben uns vergangene Woche zusammengesetzt, und ich denke, dass es trotz der Jahrzehnte, in denen man getrennt gewirtschaftet hat, viele Gemeinsamkeiten gibt. Vor allem die beiden Museumspädagoginnen haben deutlich geäußert, wie sehr sie sich auf die gemeinsame Arbeit freuen.

Beide Ausstellungen unterstehen jetzt der Landesregierung und dem Inselrat. Wird das Veränderungen bringen?

Sicherlich, das Museum war bisher eng mit der Stadtverwaltung von Sóller verbunden und bekam auch von dort finanzielle Unterstützung. Der Garten erhielt kleinere Zuschüsse vom Inselrat. Ab jetzt werden beide dieselben gewichtigen Partner haben, bei denen wir Finanzmittel beantragen und auch bewilligt bekommen werden.

Die Ausstellungen sollen einen neuen gemeinsamen Namen bekommen. Wann wird dieser bekanntgegeben?

In einem Brainstorming haben wir gemeinsam mit den Mitarbeitern Ideen gesammelt. Wir haben diese bereits zur Entscheidung vorgelegt. Danach wird ein Wettbewerb für ein gemeinsames Logo ausgeschrieben werden.

Es soll auch in Zukunft nur einen Auftritt im Netz für beide geben. Wie wird die neue Website für Museum und Garten aussehen?

Geöffnet wird die Website mit einer gemeinsamen Startseite, danach werden die User mit einem einheitlichen Design durch das Museum und den Garten geführt.

Helfen Ihnen die Erfahrungen aus Ihrer Tätigkeit im Schuhmuseum an Ihrem neuen Arbeitsplatz?

Ursprünglich wollte ich im Rahmen meiner Doktorarbeit herausfinden, was das Publikum in Inca von dem Museum erwartet und nur kurze Zeit dort arbeiten. Jetzt bin ich immer noch da. Denn obwohl im Museum vor allem Werkzeuge und Objekte zu sehen sind, die von Menschen aus der Umgebung gespendet wurden, war das Museum für die Bewohner von Inca nicht attraktiv. Daraufhin haben wir sie zur merienda eingeladen und sie nach den Wünschen für das Museum gefragt. Diese erfüllten wir, und nach einem Jahr konnten wir die Ausstellung neu eröffnen. Dann kamen nicht nur mehr Besucher aus der Umgebung, es interessierten sich sogar Urlauber für das Museum. Eins zu eins lassen sich diese Erfahrungen sicher nicht auf Sóller übertragen.

Hat in Ihren Plänen moderne Museumspädagogik einen Platz?

Schon. Aber dass diese nicht unbedingt digital sein muss, haben wir im Schuhmuseum bewiesen. Am Ende des Rundgangs können Kinder in einer Schuhwerkstatt aktiv mitmachen. Nach der Corona-Krise, mit viel Bildschirmzeit für die Kinder, werden taktile Erlebnisse noch wichtiger werden.

Zehn Monate lang waren Museum und Garten geschlossen. Jetzt sind beide trotz hoher Corona-Infektionen wieder geöffnet ...

Wir halten die maximalen Sicherheitsvorschriften ein. Einlass ist gleichzeitig für 50 Personen. Die Hälfte beginnt ihren Rundgang im Naturkundemuseum, die andere im Botanischen Garten. Die Gruppen begegnen sich nicht beim Wechsel. Sollten mehr als 50 Personen Eintrittskarten kaufen wollen, müssen sie am Tor warten. Doch so viele Besucher haben wir üblicherweise im Februar nicht, und zudem fehlen auch noch die Urlauber.

Jetzt sind auch sonntags Besuche möglich ...

Wir können auf die Eintrittsgelder am Wochenende nicht verzichten. Denn es besteht großes Interesse an Ausflügen, die direkt oder indirekt mit der Natur zusammenhängen.