Dass der DNA-Test zur Klärung der wahren Herkunft von Christoph Kolumbus inzwischen mehr als 15 Jahre auf sich warten lässt, hat Vor- und Nachteile für Gabriel Verd. Der Forscher auf Mallorca, der felsenfest an eine mallorquinische Herkunft des Entdeckers Amerikas glaubt, hat noch immer keine Gewissheit. Andererseits wurde seine mit zahlreichen überzeugenden Indizien untermauerte Theorie auf diese Weise aber bislang auch nicht widerlegt. „Die Mallorca-These hat weiter Chancen", bekräftigt der pensionierte Fremdenführer und Hobbyhistoriker.

Nun aber soll es endlich Gewissheit geben: Die Universität von Granada will bis zum 12. Oktober, dem Jahrestag der Ent­deckung Amerikas, Ergebnisse vorlegen. Der Genetiker José Antonio Lorente stellte das Projekt Ende vergangener Woche auf einer Pressekonferenz vor. Er habe in den vergangenen Jahren zahlreiche E-Mails erhalten, in denen er in aggressivem Ton nach dem Stand der Forschungen gefragt worden sei „Warum ich mit der Herkunft von Kolumbus hinter dem Berg halte, hieß es darin."

Wenig Erbmaterial vorhanden

Die Erklärung sei einfach: Die Technologie sei bislang nicht ausgereift gewesen. Denn die sterblichen Überreste von ­Kolumbus, seinem Sohn und seinem Bruder, die in der Kathedrale von Sevilla ruhen, seien in schlechtem Zustand und enthielten wenig Erbmaterial. Vor ein paar Jahren wäre man Gefahr gelaufen, die DNA ganz zu zerstören. Jetzt sei die Technologie weiter, und neben Granada sollen noch vier andere Laboratorien in den USA, Mexiko und Italien die Analyse angehen - eine Detektivarbeit, die auch ein Reporterteam begleitet, um pünktlich zum 12. Oktober mit einer Dokumentation beim Sender TVE auf Sendung zu gehen.

Nach der Theorie von Verd wurde ­Kolumbus nicht 1451 als Sohn eines Wollwebers in Genua, sondern erst 1460 in Felanitx geboren, und zwar als Sohn eines Bruders des spanischen Königs Ferdinand II. - des Prinzen von Viana - und der Mallorquinerin ­Margarita Colón. Colom ist ein im Übrigen auf Mallorca stark verbreiteter Nachname. Verd argumentiert, dass ­Kolumbus meist auf Spanisch statt Italienisch schrieb und seine soziale Position nicht mit der eines Woll­weber-Sohns zu vereinbaren sei - um nur einige wenige der zusammengetragenen Indizien zu nennen. Die wahre Herkunft sollte nach dieser These verschleiert werden, da Kolumbus als uneheliches Kind des Prinzen von Viana Thronfolgestreitigkeiten heraufbeschworen hätte.

Keine Garantie

Die DNA der Kolumbus aus der Kathedrale von Sevilla soll nun mit der der ­Nachfahren des Prinzen von Viana verglichen werden. Auch andere Theorien über die Herkunft von Kolumbus werden geprüft. Es gebe zwar keine Garantie, dass man in den Knochen aus der Kathedrale genügend DNA für den Abgleich finde, in ­ähnlichen Fällen sei man aber erfolgreich gewesen, so Genetiker Lorente. „Unser Ziel sind solide Ergebnisse, die auch nach ­Jahren nicht mehr infrage gestellt werden."