Einatmen. Herabschauender Hund. Ausatmen. Halten. Und bloß nicht das Gleichgewicht verlieren, denn dann geht es ab ins Meer. Was Fabiola Falcone unterrichtet, ist kein normales Yoga. Die junge Mailänderin gibt Kurse im SUP-Yoga. SUP steht dabei für Stand-up-Paddling. Der Unterricht findet am Samstagmorgen nahe dem Hafen Calanova in Palma statt. Zwei Teilnehmerinnen haben sich an diesem Tag trotz Regenvorhersage auf das Surfbrett gewagt und werden mit einer besonderen Yoga-Praxis in der Morgensonne belohnt.

Yoga liegt im Trend, Paddlesurfen auch. SUP-Yoga kombiniert beides zu einer neuen Sportart, die nun weltweit die Strände erobert. Der Unterschied: Yoga wird auf einem SUP-Board praktiziert. Diese sind breiter, länger und dicker als Surfbretter, sie liegen ruhig im Wasser. Seinen Lauf nahm der Hype bei den Schönen und Reichen in Kalifornien, bei Jennifer Aniston, Matthew McConaughey, Lance Armstrong oder Kate Hudson. Dabei kombiniert das Training zwei Traditionen, die so gar nichts mit Sport zu tun haben: Yoga ist eine jahrtausendealte Philosophie aus Indien, und Stand-up-Paddling geht auf polynesische Fischer oder Ein-Mann-Flöße aus Asien zurück.

Erst einmal in Strandnähe

Seit einem Jahr unterrichtet Fabiola Yoga. Im Juni begann sie mit den SUP-Yoga-Klassen. Los geht es im Hafen, dort werden die Bretter ausgeliehen. „Ich habe noch nie auf so einem Ding gestanden“, sagt Julia. Die Tourismusexpertin stammt aus Hagen und arbeitet seit einem Jahr auf Mallorca. Gina dagegen ist schon ein alter Hase im SUP-Yoga. Die junge Mutter besucht immer, wenn der Nachwuchs es zulässt, die Klassen von Fabiola.

Der Kurs beginnt mit einer Expresseinführung in Stand-up-Paddeln. Die erste Herausforderung: aus dem Hafenbereich hinaus in Strandnähe zu paddeln. Während die erfahrene Gina vom Wind in Richtung der Luxusyachten getrieben wird, schafft es Julia schon nach wenigen Metern, auf dem Brett aufzustehen und mit kräftigen Schlägen zu paddeln.

Höchste Konzentration

Am Strand angekommen bindet die Lehrerin die Bretter zusammen und an einer Boje fest, so kann keine Yoga-Schülerin verloren gehen, und sagt mit ruhiger Stimme. „Konzentriert euch auf euren Atem!“ Die Wellen schlagen leicht gegen die Bretter, ein Schwimmer schaut neugierig herüber. Was von Land aus nach einfachen Übungen aussieht, wird auf dem Board zur echten Herausforderung. So braucht es schon ein gutes Gleichgewichtsgefühl, um einen Arm und das entgegengesetzte Bein zu heben. „Wer will, kann mit der Hand den Fuß greifen“, sagt die Lehrerin. In den Gesichtern zeigt sich höchste Konzentration. Doch nur beim bloßen Versuch gerät die Unterlage ins Wanken. Und wer keinen Seemannsmagen hat, dem kann schon beim leichten Wellengang etwas flau werden.

„Wer schaut, was die Nachbarin macht, fällt ins Wasser.“

Teilnehmerin Julia ruht sich kurz aus: „Ich habe noch gar nichts gefrühstückt und Angst, dass ich hier einfach so ins Wasser kippe.“ Nach einer kleinen Verschnaufpause steigt sie wieder ein. Die Yoga-Übungen – Asanas – werden für die SUP-Praxis angepasst. Anfänger trainieren größtenteils im Sitzen, Hocken und Liegen. Nur wenige Male lässt Fabiola die Teilnehmerinnen aufstehen. „Für Balance-Übungen muss man auf dem Board schon sehr geübt sein“, erklärt sie.

Sonnengruß nicht vergessen

Aufgebaut sind SUP-Yoga-Stunden wie andere Kurse auch: Aufwärmen, Sonnengruß, ein dynamischer Teil, dem Dehnübungen folgen, sowie eine Abschlussentspannung, Shavasana genannt. „Normalerweise unterrichte ich Vinyasa“, erklärt die 30-Jährige. Dabei werden die Übungen fließend miteinander verbunden. „Auf dem Brett ist die Praxis allerdings ruhiger, wir halten die Übungen länger.“ Trainiert wird in Bade- oder in leichter Sportkleidung.

Was macht Yoga auf dem Meer so besonders? „Die Teilnehmer müssen sich sehr auf sich selbst konzentrieren“, erklärt die Lehrerin. Ohnehin geht es beim Yoga darum, sich mit dem inneren Selbst zu verbinden. Die Übungen auf dem Paddle-Board brauchen eine Extraportion Konzentration: „Denn wer schaut, was die Nachbarin macht, fällt ins Wasser.“ Es geht auch um Achtsamkeit und Entspannung.

Die 30-Jährige liebt die Verbindung zum Meer, die während der Stunde entsteht. „Das ist schon etwas sehr Besonderes.“ Überhaupt bietet Fabiola ihre Yoga-Stunden immer unter freiem Himmel an. „Ich sage immer, die Natur ist mein Büro“, meint sie und lacht. Je nachdem, welche Sprachen die Kursteilnehmer sprechen, hält sie die Yoga-Stunden auf Englisch, Spanisch oder Italienisch.

Mit den Fingerspitzen im Meer

Das Beste kommt dann zum Schluss, so wie anfangs versprochen: Bei der Entspannung liegen die Teilnehmerinnen auf dem Rücken in der Morgensonne auf den Brettern. Die Fingerspitzen berühren das Meer. Die Surfbretter schaukeln leicht. Ein Moment, der ewig dauern könnte.

Am besten wird SUP-Yoga in den Morgen- oder Abendstunden praktiziert, denn dann ist das Meer am ruhigsten und die Sonne nicht so stark. Die Kurse werden zumeist in den Sommermonaten angeboten. „Mal schauen, wie lange das Wetter noch mitspielt, aber ich denke, bis Ende Oktober können wir noch praktizieren“, sagt die junge Italienerin.

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An diesem Tag sind alle Teilnehmerinnen trocken wieder ans Ufer zurückgekehrt. „Das habt ihr toll gemacht“, lobt die Yoga-Lehrerin. „Das war eine super Erfahrung“, sagt Julia. Und Gina schließt sich an: „Ich komme dabei wirklich immer ins Schwitzen, das denkt man gar nicht.“ Wie gut, dass die Abkühlung so nah ist.

Kontakt

Fabiola Falcone gibt ihre Kurse im Hafen von Calanova (freehappysoul.com). Im Osten der Insel – in Portocolom – unterrichtet die deutsche Physiotherapeutin und Personal Trainerin Manja Wiebach (manja-wiebach.com). Im Norden kann ein Kurs bei Mayra Surya (paramparayoga.com) in Port d’Alcúdia und Port de Pollença ausprobiert werden. Sie bildet zudem auch SUP-Yoga-Lehrer aus. Gruppenkurse kosten inklusive Board-Verleih rund 35 Euro pro Person.