Seit Mai 2019 betreiben die aus dem Vox-Format "Goodbye Deutschland" bekannten Auswanderer Yvette und Georg Nowak in dem kleinen Ort Cas Concos auf Mallorca das Hotel Can Sull. Ein Jahr nach der Eröffnung ist auch ihr Geschäft durch die Pandemie kurzzeitig ins Wanken geraten.

Während in den letzten beiden Jahren zunehmend mehr ausländische Gäste ins Hotel kamen, ist ein großer Teil der Kunden nun wieder deutschsprachig. "Wir haben am 1. April wieder aufgemacht und sind schon gut gebucht. Bis September habe ich nur noch wenige Lücken zu füllen", freut sich Yvette Nowak am Mittwoch (27.4.) im Gespräch mit der MZ. Sechs Doppelzimmer bietet das Hotel. Oft würden sich Gruppen einmieten, die gleich das gesamte Hotel mieten – etwa Familien, die gleich mit mehreren Generationen kommen, oder Golfspieler.

Während sich Nowak im Hotel unter anderem um die Gästebetreuung und das Frühstück kümmert, erledigt ihr Mann Georg Buchhaltungs-Angelegenheiten, nimmt Buchungen entgegen oder pflegt die sozialen Netzwerke.

Auswandern nicht geplant

Dass das Paar irgendwann fest auf Mallorca leben würde, war gar nicht geplant. "Mein Mann ist quasi auf Mallorca groß geworden, hat hier schon seinen ersten Geburtstag gefeiert. Seine Eltern hatten über 20 Jahre lang ein Haus in Cala d'Or. Doch eigentlich hatten wir uns das jetzige Hotel gekauft, um eine Ferienwohnung für uns zu haben, die wir vermieten wollten, wenn wir einmal nicht da sind."

Nachdem das Paar das Gebäude schon gekauft hatte, habe es dann im August 2018 erfahren, dass die Balearen-Regierung keine weiteren Lizenzen mehr zur Ferienvermietung für derartige Immobilien vergeben würde.

"Unser Ingenieur hat uns damals dann darauf aufmerksam gemacht, dass wir wegen der Grundstückgröße aber ein Hotel daraus machen könnten. Also haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen und damit mussten wir ja sozusagen auswandern", so Yvette Nowak.

Im Dezember 2018 sind die Nowaks nach Mallorca gekommen und haben erst einmal mitten auf einer Baustelle gelebt. "Wir hatten nur in einem Zimmer Fenster und Türen. So haben wir ein halbes Jahr lang gewohnt", so Yvette Nowak. Insgesamt eineinhalb Jahre hat das Paar auch, als das Hotel fertiggestellt war, noch selbst darin gelebt. Mittlerweile leben die Nowaks in Felanitx.

Neu in der Hotelbranche

Bis das Paar auf die Insel gekommen ist, hatte es keine Berührungspunkte mit der Hotelbranche. "Georg ist gelernter Kfz-Mechaniker, ich habe lange Zeit als Therapeutin und Autorin gearbeitet", erzählt die Auswanderin der MZ, die auch als Designerin arbeitet und einige ihrer Mode-Artikel im Hotel ausstellt.

Yvette Nowak macht auch Mode.

Yvette Nowak macht auch Mode. Privat

Das Hotel ist ganzjährig geöffnet. Nur im November gönnt sich das Paar eine Pause. "Nach der Saison bin ich echt kaputt. Auch wenn wir nur sechs Doppelzimmer haben. Es gibt so viel zu organisieren", so Yvette Nowak, die etwa auch Fahrräder oder Stand-Up-Paddle-Bretter an die Gäste verleiht oder ihnen einen Tisch im Restaurant reserviert.

In Cas Concos fühlt sich die Auswanderin mit ihrem Biohotel sichtlich wohl. "Der Ort hat eine ganz besondere Energie, nicht zuletzt, weil es ein Künstlerort ist. Hier sind alle so tiefenentspannt, alles ist entschleunigt. Das spürt man tagtäglich", so die Kölnerin. Auch Nachhaltigkeit ist den Auswanderern wichtig. Auf dem Hotelgelände gibt es etwa einen Obst- und Gemüsegarten. Vieles davon landet an der Frühstückstheke.

Nach der Ausstrahlung der bislang letzten "Goodbye Deutschland"-Folge im Jahr 2020 sei das Buchungssystem der Auswanderer erst einmal zusammengebrochen. "Wir hatten so viele Anfragen", sagt Yvette Nowak. Es stünden noch weitere Folgen mit den Nowaks aus, die noch nicht ausgestrahlt wurden.

Nichts bereut

Und das Auswandern? Hat Yvette Nowak das bereut? "Am Anfang habe ich zu Georg gesagt, 'ich fühle mich wie eine ausgerissene Eiche, die du nach Mallorca geschmissen hast, die sich verwurzeln muss'. Der Start war für mich schon hart. Neues Land, neue Sprache, neuer Job. Wir sind ja wirklich komplett ausgewandert und haben keinen Fuss mehr in Köln."

Heute sage sie rückblickend, dass sie zu ihrem Glück gezungen worden ist. "Ich arbeite zwar mehr als in Deutschland, habe aber deutlich mehr Lebensqualität", so Yvette Nowak.