Vorsicht bei der Wortwahl: Das ist der deutschen Organisatorin der LGTBIQ-Aktionswoche Pride Week, Kristin Hansen, in Palma de Mallorca nach der offiziellen Vorstellung der Veranstaltungsreihe bewusst geworden. Hansen hatte am Freitag (10.6.) im Rathaus von Palma gemeinsam mit Vertretern der Stadt und aus der LGTBIQ-Community das Programm für das in Palma "Orgullo" genannte Event präsentiert und dabei einige unglückliche Sätze gesagt, für die sich Hansen am Samstag postwendend entschuldigen musste.

Vor allem die Menschen im ländlichen Teil von Mallorca fühlten sich durch die Worte von Hansen diffamiert, die sozialen Netzwerke füllten sich innerhalb von Stunden mit unzähligen Posts und Memes zu dem Thema.

15 Kilometer von Palma entfernt eine andere Mentalität

Unter anderem hatte Hansen gesagt, dass die Aktionswoche eine Möglichkeite biete, damit "Menschen aus den ländlichen Gebieten der Insel nach Palma kommen, die vielleicht noch nie eine lesbische Frau gesehen haben". Nur 15 Kilometer von Palma entfernt gebe es Menschen, die eine "andere Mentalität" hätten, so Hansen weiter.

An diesen Sätzen entzündete sich die Kritik der Mallorquiner in den Netzwerken, aber auch mehrere Politiker und Politikerinnen reagierten empört auf die Aussage von Hansen. Mit der erste, der auf Hansens Worte reagierte, war der Bürgermeister von Palma, José Hila.

Bürgermeister José Hila empört

Er twitterte: "Ich teile in keinster Weise und bedauere die Erklärungen, die bei der Vorstellung der Pride Week abgegeben wurden. Sie nehmen keine Rücksicht auf die Lebenswirklichkeit in den anderen Gemeinden der Insel und auf die angespannte Wohnungssituation in Palma."

Hansen hatte nämlich darüber hinaus auch gesagt, dass viele derjenigen, die zur Pride Week nach Palma kommen, potenzielle Immobilienkäufer auf der Insel seien. Auch dieses Thema ist auf der Insel ein heißes Eisen, nachdem viele Einheimische sich kaum eine Mietwohnung geschweige denn Eigentum leisten können. Schuld daran sind vor allem die Preise, die in den vergangenen Jahren steil nach oben gingen. Ein beträchtlicher Teil der Immobilienkäufer auf Mallorca sind inzwischen wohlhabende Ausländer.

Linke Parteien kritisieren, rechte halten sich weitgehend raus

Auch die Linkspartei Podemos zeigte sich empört über die Worte der Organisatorin der Pride Week. Ihre Worte zeigten eine absolute Unkenntnis der Insel-Wirklichkeit und seien "bedauerlich". Auch von der linken Regionalpartei Més kam scharfe Kritik in Richtung Kristin Hansen. Die konservativen Parteien hielten sich weitgehend aus der Debatte heraus. Die Vorsitzende der konservativen Volkspartei PP, Marga Prohens, selbst aus Campos stammend, twitterte allerdings: "Angesichts der absoluten Dummheit ist heute ein guter Tag, um den Stolz, vom Land zu kommen, in die Welt zu tragen."

Kristin Hansen unterdessen verfasste noch am Samstag ein Entschuldigungsschreiben, in dem sie ihre Worte "zutiefst bedauerte". Es sei ihr nicht gelungen, sich so auszudrücken, wie sie es beabsichtigt habe. "Ich hätte meine Worte besser wählen sollen, damit man die Botschaft darüber, was es wirklich für mich bedeutet, diese Veranstaltung zu begehen, auch tatsächlich verstanden hätte", schrieb sie weiter. Es bedeute ihr "Sichtbarkeit, Respekt, Vielfalt, Integration und vor allem eine Repräsentation für viele Menschen in der Community, die in Zeiten wie diesen frei sein können, so zu sein, wie sie sind". /jk