Eine Woche nach dem Autounfall, bei dem sich Mallorca-Schlagersänger Alex Engel mehrere Verletzungen zugezogen hat, ist der 33-Jährige wieder wohlbehalten auf Mallorca angekommen – und traf sich mit der MZ für ein Interview in Cala Ratjada.

Die Posts des Sängers über seinen Unfall hatten in den sozialen Medien in den vergangenen Tagen weite Kreise gezogen. „Allein bei WhatsApp erreichten mich mehr als hundert Genesungswünsche“, berichtet Engel. Ganz zu schweigen von Facebook und Instagram. „Und ich will natürlich alle beantworten. Wenigstens habe ich jetzt Zeit.“

Alex Engel macht einen intelligenten Eindruck, ist dabei freundlich und professionell-distanziert zugleich. Die Halskrause, die er noch immer tragen muss, schränkt seine Bewegungen etwas ein, ansonsten gehe es ihm „den Umständen entsprechend gut“, beteuert er.

"Meistgebuchter Schlagersänger"

Dass er jetzt bereits seit einer Woche nicht auftreten kann, ist mehr als ungewöhnlich für ihn. Eigentlich gibt er immer alles, um seine angekündigten Acts wahrnehmen zu können. So viel, dass einem allein beim Zuhören schwindelig wird. An den Wochenenden ist er bei zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen oder privaten Feiern in Deutschland auf der Bühne, unter der Woche auf Mallorca. 2019 sei er Mallorcas „meistgebuchter Schlagersänger“ gewesen, mit mehr als 200 Auftritten allein in der Sommersaison auf der Insel.

Aktuell ist das Arbeitspensum, das er fährt, noch höher: vier Tage die Woche arbeitet er als festangestellter Redakteur bei einem TV-Sender in München, zwei Tage davon mit Präsenzpflicht vor Ort, zwei Tage aus dem Homeoffice in Cala Ratjada. Ein Sicherheits-Schritt, den er in der Corona-Flaute ging. „Aber ich will mich bald wieder vollkommen auf die Schlager konzentrieren“, sagt er.

So wie er es vor der Pandemie bereits seit mehreren Jahren unermüdlich tat. Zwar hat Engel in seiner Jugend eine klassische Gesangsausbildung im Staats- und Domchor in seiner Heimatstadt Berlin genossen. Doch dass er einmal als Schlagersänger sein Geld verdienen würde, diese Idee kam erst viel später. „2015 nahm ich ein paar Auftritte auf Mallorca wahr, eher aus Spaß und zur Refinanzierung meines Urlaubs. Es kam gut an“, berichtet er. Damals führte er noch seine eigene kleine Eventfirma. 2016 entschied er dann: Warum nicht Mallorca wagen? Eine Saison auf der Insel, als Schlagersänger und dann mal schauen, wie es läuft.

Kein einfaches Pflaster

Damals mietete er sich eine bescheidene Wohnung in Peguera und betrieb Kaltakquise. Putzte in den verschiedensten Lokalen auf der ganzen Insel die Klinken, trat teilweise ohne Gage auf, versuchte, die Inhaber von seinem Können und seiner Professionalität zu überzeugen – in dem Wissen, dass der Weg zum bekannten Schlagersänger auf Mallorca kein leichter ist. „Letztlich ist es ein Verdrängungswettbewerb. Aber ich versuche, immer fair und menschlich mit allen umzugehen.“

Vielleicht ist es seine bescheidene Art, die alles andere als abgehoben wirkt. Vielleicht seine auffallend hohe Energie, die er in die Kontaktpflege und die Beziehung zu den Fans steckt. Vielleicht sind es aber auch seine Lieder, die immer mehr Menschen begeistern. „Zu den ganz Großen gehöre ich noch nicht“, sagt Engels. So oder so: Auf der Karriereleiter klettert er langsam, aber stetig nach oben. Ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 bekam er den Ballermann-Award als „Senkrechtstarter des Jahres“, 2021 kürte das MDR-TV-Voting eines seiner Lieder als “Hit des Jahres“. Von 2016 bis 2019 gehörte er wöchentlich zu Jürgen Drews Vorprogramm in Santa Ponça und auch in den iTunes-Schagercharts erreichten mehrere seiner Lieder bereits den ersten Platz. Im Juni war er der Erste, der nach Corona wieder Live-Musik am Ballermann machte, damals im Münchner Kindl.

Partystimmung mit Niveau

„All das ist toll und es sind Etappenziele für mich. Langfristig möchte ich erreichen, gut von meiner Musik leben zu können“, so Engel. Sein erstes Album soll noch diesen Sommer erscheinen. „Es wird einen Partyteil geben und einen klassischen Schlagerteil“, sagt er. Denn genau diese Mischung entspreche ihm. Auch dann, wenn er fremde Lieder covert. Von 60er-Jahre-Schlagern wie „Rote Lippen soll man küssen“ bis zu aktuellen Partysongs wie „Schatzi, schenk mir ein Foto“ hat er vieles im Programm. Nur "Dicke Titten, Kartoffelsalat" und Co. kommen nicht in seinem Repertoire vor. „Ich will Partystimmung verbreiten, aber dabei ein gewisses Niveau nicht unterschreiten.“

Irgendwie wirkt Engel authentisch, wenn er erzählt, dass er auch in seiner Freizeit gerne mal Schlager höre. „Ich finde, Musik muss gar nicht immer allzu tiefgründig sein. Sie darf ruhig auch einfach für gute Laune sorgen.

Man könnte meinen, so langsam ruht sich der Berliner, der mittlerweile in einer netten Wohnung mit Meerblick in Cala Ratjada zur Miete ist, auf seinen ersten Erfolgen aus. Doch das Gegenteil ist der Fall. Selbst bei Krankheit geht Engel auf die Bühne, um niemanden zu enttäuschen. So auch in der Vorwoche, als er wegen einer Mittelohrentzündung eigentlich gar nicht fliegen konnte, und daher kurzerhand mit dem Auto von Mallorca nach Deutschland fuhr.

Überraschungsgast bei einer Geburtstagsfeier

„Man will ja die Auftritte nicht absagen. Das ist doch für alle blöd“, sagt er. Und so sang er als Überraschungsgast auf einer Geburtstagsfeier in Bonn, dann auf einer Hochzeit, ebenfalls in NRW, trat dann bei der 100-Jahres-Feier eines Schützenvereins in Bottrop auf und dann noch bei einem Kinderfest mit Markus Becker im Saarland. Ein normales Wochenende im Terminkalender des Schlagersängers eben. Noch immer von der Mittelohrentzündung geplagt, ging es dann wieder mit dem Auto nach Mallorca. Dort singt er in diesem Sommer montags und dienstags in Krümls Stadl in Peguera, mittwochs am Ballermann und donnerstags im König Garten in Cala Ratjada.

Der Autounfall nahe Toulon warf die Pläne über den Haufen. Es war eines der wenigen Male, dass Engel tatsächlich Auftritte absagen musste. Trotz der Verletzungen brennt er darauf, wieder auf der Bühne zu stehen. „Ich habe jetzt noch ein paar Arztbesuche. Aber hoffentlich kann ich morgen wieder auftreten, oder spätestens am Donnerstag.“