Ein weiteres Lokal macht in Palma de Mallorca dicht: Das Novo Café Lisboa, ein beliebter Treffpunkt der Kulturszene der Insel im Ausgehviertel Santa Catalina, wird zum 31. Dezember 2022 schließen. Das gab Pächter Àngel Romaguera am Mittwoch (28.9.) bekannt. "Ich habe keine Kraft mehr und auch keine Lust."

Viertel hat sich zu sehr gewandelt

Der Barbetreiber, der auch als Fotograf bekannt ist, gab zwei Hauptgründe für seine Entscheidung an. Zum einen soll die Pacht für das kleine Lokal deutlich steigen. Zum anderen habe sich das Viertel zu sehr gewandelt. "Ich kann mich nicht mehr damit identifizieren und mag diesen Wandel nicht, den Santa Catalina in den vergangenen Jahren durchgemacht hat." Medienberichten zufolge ist Romaguera selbst Opfer der Gentrifizierung geworden. Die Miete für seine Wohnung in der Nähe der Bar wurde um 100 Prozent erhöht.

Außerdem kenne er kaum noch die Leute, die in sein Lokal kämen. Früher seien hier die Anwohner und Einheimischen ein- und ausgegangen. "Jetzt sind hier jeden Tag neue Gesichter."

Ein Ort des Austausches für die Kulturszene

Romaguera führt das "Novo Café Lisboa" im zur Partymeile mutierten Carrer Sant Magí seit rund zehn Jahren. In dieser Zeit bot das Lokal ein vielfältiges kulturelles Angebot. Die kleine Bühne am hinteren Ende bot kleinen Bands der Insel die Möglichkeit eines Auftritts. Bekanntere Musiker wählten die Bar als Ort für intime Konzerte. Zudem gab es im Lokal Theater, Jam Sessions und sogar Flohmärkte.

Die Pandemie traf das Lokal sehr hart, da es auch nach den Lockerungen wenige Möglichkeiten gab, in den engen Räumlichkeiten den Abstand zwischen den Gruppen einzuhalten. Eine richtige Wiedereröffnung feierte das "Novo Café Lisboa" daher erst im Oktober 2021 - 18 Monate nach Beginn des Lockdowns.

Tränen des Stolzes

Bis Ende Dezember soll das Kulturprogramm weitergeführt werden. "Wir werden feiern und lachen", so Romaguera. "Und natürlich wird es auch Tränen geben, aber es sind Tränen des Stolzes, dass wir es so weit gebracht haben."

Übernehmen sollen ab Januar dann neue Betreiber, die aus Italien stammen. Wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" berichtet, wollen sie den Namen des Lokals beibehalten. Ob sie aber den Kontakt zur mallorquinischen Kulturszene weiter pflegen werden, darf zumindest angezweifelt werden.