Seit Mitte Juni kommen wieder regelmäßig Kreuzfahrtschiffe in den Hafen von Palma de Mallorca, noch in sehr begrenzter, aber doch wachsender Zahl. Das freut die Schiffsfans sowie die lokale Wirtschaft und verärgert die Community der Kreuzfahrtgegner. Aber wie ergeht es eigentlich den Gästen in Pandemiezeiten an Bord ?

Generell gilt, dass alle Reedereien ein ausgefeiltes Hygiene-Protokoll entwickelt haben, welches den Schutz von Crew und Passagieren von der Anreise bis zum Reiseende detailliert regelt. Wichtig zu wissen ist, dass sich die Vorgaben von Reederei zu Reederei deutlich unterscheiden.

Auch der Branchenverband Clia hat offensichtlich keine einheitlichen Regelungen für seine Mitglieder durchsetzen können. Was zunächst unverständlich klingt, ist bei näherer Betrachtung dennoch sinnvoll, da die Vorgaben auch gemeinsam mit den anzulaufenden Häfen erarbeitet werden müssen – und diese haben ebenso unterschiedliche Vorstellungen, wie auch in den Herkunftsländern der jeweiligen Gäste unterschiedliche Vorgaben existieren.

Impf- und Maskenpflicht uneinheitlich

Wesentlichstes Merkmal der Vorschriften ist die Impfpflicht. Bei deutschen Reedereien gibt es diese aktuell nicht – es sei denn, es werden Häfen in Dänemark angesteuert, da die dortigen Behörden Landgang zwar neuerdings wieder gestatten, jedoch nur für geimpfte Passagiere.

US-amerikanische Reedereien hatten für den Neustart zunächst zu hundert Prozent geimpfte Crews und Passagiere angekündigt. Gesetzliche Vorgaben einzelner US-Bundesstaaten wie Florida oder Texas haben diese Impfpflicht jedoch untersagt. Nun wird darüber vor Gericht mit der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC gestritten. Aktuell heißt es, dass bei den USA-Abfahrten zumindest 95 Prozent der Passagiere geimpft sind.

Für die Abfahrten im Mittelmeer müssen es dann aber doch wieder hundert Prozent der erwachsenen Gäste sein, teilweise werden sogar Kinder nicht mehr akzeptiert, um die Impfquote zu halten. Die viel diskutierte Impfpflicht durch die Hintertür ist bei Kreuzfahrten somit teilweise bereits umgesetzt. Bei den deutschen und europäischen Anbietern Aida, Costa und Tui Cruises gilt diese Vorgabe nicht. Vielmehr werden – teilweise zweifache – Corona-Tests vor und manchmal auch während der Reise verlangt.

Größere Freiheiten auf US-Pötten

Deutlicher Pluspunkt des amerikanischen Konzeptes sind größere Freiheiten an Bord. Einmal eingeschifft, können die Passagiere bei Anbietern wie Carnival, Celebrity und NCL das Bordleben weitgehend ohne Abstandsregeln und Maskenpflicht genießen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch die europäischen Anbieter zeitnah das Vorgehen wechseln. Immer mehr mögliche Gäste auch aus Europa sind vollständig geimpft und möchten Freiheit und Spaß an Bord zu hundert Prozent.

Bis dahin aber müssen Masken in den öffentlichen Bereichen außer an den Pools und am Tisch getragen werden, Buffets sind geschlossen, oder das Essen wird von der Crew vorgelegt. Saunen funktionieren mit eingeschränkter Kapazität und mit Voranmeldung, während Fitnessprogramme und Anwendungen fast ohne Einschränkungen angeboten werden. Abends gilt in den Bars Tischpflicht, und die Shows finden mit reduzierter Kapazität in mehreren Durchgängen statt.

Organisierte Ausflüge statt individueller Landgang

Die größte Abweichung zum normalen Kreuzfahrtbetrieb erleben die Passagiere beim Thema Landgang. Freunde von individuellen Erkundungen der Zielgebiete kommen derzeit nicht auf ihre Kosten – in beinahe allen Fahrtgebieten erlauben die Reedereien in Abstimmung mit den lokalen Behörden nur von der Reederei organisierte, gemeinsame Touren innerhalb des verabschiedeten Sicherheitskonzeptes. Dabei kommt die individuelle Freizeit etwa bei einer Stadtbesichtigung nicht vor, schon der Erwerb eines Souvenirs oder eines Getränks kann zu Problemen führen, die im Extremfall in der Verweigerung des erneuten Betretens des Schiffes enden.

Geld ausgeben beim Landgang?

Abweichend von diesen Regelungen kann momentan in deutschen und in griechischen Häfen das Schiff auch allein verlassen werden. Laut Insiderkreisen heißt es, dass die Griechen schnell mit der Situation unzufrieden waren, dass zwar Schiffsurlauber durch die Städte strömten, aber wegen der Sicherheitsprotokolle kein Geld ausgegeben werden konnte. Spannend ist daher auch, wie sich dieser Konflikt zwischen maximaler Sicherheit und kommerziellen Interessen in Palma entwickeln wird.

Von den beschriebenen Restriktionen und Einschränkungen lassen sich bei Weitem nicht alle Kreuzfahrtfans abschrecken. Vielmehr erlebt die Kreuzfahrtindustrie gerade eine beachtliche Buchungswelle – sowohl bei Flussreisen als auch bei Hochseekreuzfahrten. Und die Gäste, die an Bord sind und waren, scheinen überwiegend begeistert. Denn in der Gruppe und mit Maske kann man touristische Hotspots mit deutlich weniger Besuchern als normal genießen oder eben eine erholsame Zeit auf dem Schiff verbringen.

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Der Autor Jörg A. Boeckmann ist Geschäftsführer von Vacation at Sea. Infos und Buchungen unter kreuzfahrten-ab-palma.es

Anläufe in Palma

20.7. Costa Smeralda (7–18.30 Uhr)

24.7. Aida Perla (5–22 Uhr)

25.7. Mein Schiff 2 (3–23 Uhr)

26.7. Aida Stella (8–22 Uhr)

27.7. Costa Smeralda (7–18.30 Uhr)

30.7. Europa 2 (4 –23.59 Uhr)