An einen Gast und seine Bitte muss Inés Batle auch heute noch denken, da ihr derartige Kundenwünsche sehr selten zu Ohren kommen. „Dem Urlauber konnte seine Matratze nicht hart genug sein. Es war, als würde er auf einem Stein schlafen wollen. Also haben wir ein Brett unter seine Matratze gelegt. Das hat ihm geholfen“, erinnert sich die Vorsitzende der Hoteliersvereinigung in Cala Millor und Direktorin des Hotels und der Ferienapartment-Anlage Morito.

Bei einem Freund von Batle, der chronische Schlafprobleme hat, war es wiederum ganz anders: „Er übernachtete bei uns im Hotel. Da er am nächsten Morgen lange nicht auftauchte, rief ich ihn an. Ich dachte schon, ihm sei etwas passiert. Ich musste ihn quasi aus dem Bett klingeln“, so Batle. Doch passiert war nichts. Oder doch: Batles Bekannter hatte nach einer Ewigkeit endlich mal wieder eine Nacht durchgeschlafen.

Während seines Urlaubs gut schlafen zu können, ist ein Muss. Sonst rückt die Erholung in weite Ferne, „und der Kunde steht schon nach der ersten Nacht an der Rezeption“, weiß auch Christoph Gräwert, der seit 14 Jahren das Vier-Sterne-Hotel Samos in Magaluf mit 440 Zimmern leitet. Auch Carolina Quetglas von der mallorquinischen Kette BQ Hotels gibt ihm recht: „Das Bett, die Dusche und das Frühstück sind entscheidend dafür, ob der Kunde seine Unterkunft zufrieden verlässt oder nicht.“

Balearenweit rund 300.000 Betten betroffen

Da das Bett das Herzstück eines jeden Hotel- oder Apartmentzimmers ist, sind Hoteliers akribisch darauf bedacht, mit der Auswahl die oft doch sehr verschiedenen Geschmäcker der Kunden zu treffen. Und nicht nur die sollen es besonders bequem haben. Auch die Zimmermädchen (camareras) sollen Hotelbetten künftig so machen können, dass sie ihre Gelenke und ihren Rücken dabei, so gut es geht, schonen. Durch höhenverstellbare Betten sollen Arbeitsunfälle und langfristig Berufskrankheiten vermieden werden. Das geplante neue Tourismusgesetz sieht daher vor, dass die herkömmlichen Hotelbetten in den kommenden Jahren gegen höhenverstellbare Betten ausgetauscht werden (siehe Infotext am Ende). Balearenweit sind rund 300.000 Betten betroffen, allein auf Mallorca müssen Hunderte Hotels ihre Einrichtung an die neuen Richtlinien anpassen.

„Wir wurden davon ziemlich überrascht“, sagt Inés Batle. Die Hoteldirektorin wollte die Betten ihrer 129 Hotelzimmer und 19 Apartments langfristig zwar sowieso austauschen, hat wie viele andere Hoteliers allerdings erst vor Kurzem viel Geld in Renovierungsarbeiten und auch die Erneuerung der Betten gesteckt. „Wir hatten noch gar keine Zeit, das Geld während der verlängerten Saison wieder reinzuholen“, so die 50-Jährige.

Eigentlich gerade andere Sorgen

Auch Batles Kollegen, mit denen sie in engem Kontakt ist, sind prinzipiell nicht dagegen, die Betten den Zimmermädchen zuliebe auszutauschen. Doch gerade sei eben nicht der richtige Moment, auch weil die Anpassung an die Hygienekonzepte die Hoteliers viel Geld gekostet hat. „Nach Corona haben alle Hoteliers andere Sorgen, als neue Betten auszusuchen und anzuschaffen. Wir müssen ja die Hütten erst einmal wieder vollbekommen“, sagt auch ein weiterer deutscher Hotelmanager im Südwesten der Insel.

Zudem hätten sich viele Hoteliers gewünscht, dass die Regierung vorab das Gespräch mit ihnen gesucht hätte. „Wenn uns eine solche Neuerung einfach so auferlegt wird, ohne zu wissen, ob die Nachfrage auf dem Markt oder vonseiten der Zimmermädchen tatsächlich da ist, gefällt das niemandem in der Branche. Ganz zu schweigen darüber, dass es nicht ökologisch ist, Betten nach kurzer Zeit schon wieder auszutauschen“, so Carolina Quetglas, in deren zwölf Hotels auf der Insel knapp 4.000 Betten betroffen sind. Die herkömmlichen im erst kürzlich renovierten Belvedere Hotel sind noch nicht einmal eingeweiht worden. Kein einziges Bett der Kette ist bisher höhenverstellbar.

Riu hat sie schon

Schon einige Jahre Erfahrung in Sachen höhenverstellbare Betten hat die mallorquinische Hotelkette Riu und ist damit hierzulande einer der Vorreiter. In all ihren Hotels spanienweit und damit auch in den fünf Unterkünften an der Playa dürfen die camareras schon seit einigen Jahren an höhenverstellbaren Betten arbeiten. Mit jedem Umbau sind neue hinzugekommen, die alten wurden ausgetauscht, etwa 2017 im Riu Festival.

Auch im Meliá Palma Marina und dem Gran Meliá Victoria setzt man schon auf die camas elevables. Und die mallorquinische Kette HM Hotels hat erst im Januar stolz angekündigt, dass das neue HM Palma Blanc in Palmas Zentrum als Erstes der 14 Hotels der Kette im Frühjahr direkt mit höhenverstellbaren Betten eröffnet wird.

Hauptsache, die Bettfüße sind verdeckt: ein Bett im Hotel Morito. | FOTO: HOTEL MORITO

Hier gibt es die Betten

Ob höhenverstellbar oder nicht: Wenn sich auf den Balearen jemand mit Hotelbetten auskennt, ist es Pedro Ligori. Der 64-Jährige ist Vertreter der in Murcia auf dem spanischen Festland ansässigen Bettenfirma Ecus. Auf sie vertrauen ein Großteil der Hoteliers. Ligoris Hauptkunde ist Riu. Daneben beliefert er auch viele kleinere Hotels. Allein er verkauft bislang rund 3.000 höhenverstellbare Betten pro Jahr auf den Balearen.

Einige Kunden hätten schon welche zum Testen bei ihm angefordert. Rund 250 Euro (ohne Matratze) kostet ein solches Bett. Das Gestell ist aus Metall, darauf liegt eine gepolsterte Auflage, auf die später die Matratze kommt. Tritt man mit dem Fuß das Pedal, stützt sich das Bett statt auf die festen Füße auf Räder. So müssen sich die camareras zum einen weniger bücken, zum anderen können sie die Betten noch leichter bewegen.

Federn und viele Stoffschichten

Vor allem die Matratzen hätten sich in den vergangenen Jahren stets weiter verbessert und würden zunehmend schwerer werden. „Für den größtmöglichen Komfort wird versucht, so viele einzeln verpackte Sprungfedern wie möglich in einer unterzubekommen“, weiß Ligori. Federkernmatratzen seien deutlich atmungsaktiver als Schaummatratzen, da die Luft besser zirkulieren kann. „Das ist für die Lebensdauer einer Matratze entscheidend, da Hotelgäste ja auch schwitzen“, so Ligori.

Was die Dicke betrifft, bestellen viele höherklassige Hotels 29 oder 32 Zentimeter hohe Modelle. Die Dicke entscheidet auch über die Zuteilung zu einer bestimmten Sternekategorie. In einigen Modellen sind die Topper direkt mit eingearbeitet, was den Hotels Lagerprobleme erspart.

„Je mehr Stoffschichten (etwa aus Viskose) eine Matratze hat, desto bequemer ist sie“, so Pedro Ligori. Auch Matratzen mit Anti-Schimmel- und Anti-Wanzen-Stoff empfiehlt der aus Barcelona stammende Projektmanager seinen Kunden. „Viele Gäste schleppen Wanzen durch das Gepäck, das im Frachtraum gelagert wird, in die Zimmer ein.“ In vielen Hotels in den Partyzonen rund um den Ballermann oder in Magaluf sei häufig Erbrochenes der Grund dafür, dass die Matratzen besonders oft gewechselt werden müssen.

Pedro Ligori ist Vertreter der Bettenfirma Ecus auf den Balearen. | FOTO: BENDGENS

So wählen die Hotels aus

Inés Batle hat in den Zimmern ihres Drei-Sterne-Hotels 18, 22 und 25 Zentimeter hohe Matratzen. „Letztere kann man je nach Kundenwunsch wenden. Auf der einen Seite sind sie etwas härter, auf der anderen weicher“, so Batle, die die Matratzen bewusst beim lokalen Anbieter Disma Matalassos in Manacor bezieht. Alle drei bis vier Jahre lässt sie sie dort recyceln. Zwischen 400 und 500 Euro zahlt sie für die Matratze und das Bettgestell pro Bett.

Weil es ihr Spaß macht, kümmert sich bei BQ Hotels Generaldirektorin Carolina Quetglas persönlich um die Betten und liegt auch selbst Probe. Auch, um den Überblick zu behalten, sei es der Kette wichtig gewesen, die Matratzen in den vergangenen Jahren anzugleichen und nur noch welche desselben Typs zu haben. BQ Hotels setzt auf Federkernmatratzen. In den Drei- und Vier-Sterne-Hotels sind sie 25 Zentimeter hoch, in den beiden Boutique-Hotels 28 Zentimeter.

Wichtig ist Quetglas auch, dass die Putzfrauen gut unter den Betten saugen und wischen können, man die Füße des Gestells aber trotzdem nicht sieht. Wer eine Allergie hat oder Probleme mit der Halswirbelsäule, kann auf Anfrage kostenlos aus einer Auswahl an fünf verschiedenen Kissen auswählen. „Kunden fragen nur selten danach – eher, ob sie noch ein zweites Kissen haben können. Wenn im Schrank Platz ist, lagern wir es auch direkt dort.“

Alle Kundenwünsche erfüllen

Im Hotel Samos in Magaluf schwört der Augsburger Christoph Gräwert auf Einzelbetten, die Pärchen zusammenschieben können, und ein Matratzen-Modell von Ecus mit 27 Zentimetern Dicke. „Wem die Matratze zu hart ist, der kann einen fünf bis zehn Zentimeter dicken Topper bekommen“, so Gräwert. In der Hochsaison werde pro Tag etwa 15 Mal danach gefragt. „Das ist auf unsere über 400 Zimmer gerechnet recht wenig“, findet der Hoteldirektor. Die 800 Matratzen kauft er gestaffelt und lässt sie dann mit dem jeweiligen Jahr markieren. Wenn fünf Jahre vorbei sind, werden sie ausgetauscht.

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Bei den Kissen hat er zwei Härtegrade im Angebot, ein hartes und ein weicheres Kissen. „Standard ist das harte“, so Gräwert. Zudecken können sich Kunden im Winter mit einer Daunenbettdecke, im Sommer mit einem Bettlaken, über das die Zimmermädchen eine Tagesdecke legen. Sollte jemand darunter frieren, findet er im Schrank die Winterdecke. Schließlich soll es den Kunden während ihres Aufenthalts an nichts fehlen, vor allem nicht an Schlaf.

Je mehr Sterne, desto strenger die Fristen

Die neuen, höhenverstellbaren Betten sollen hierzulande 20.000 Zimmermädchen zugutekommen. Laut einer Arbeitsschutz-Studie reduzieren sie das Risiko eines Arbeitsunfalls um über 50 Prozent. Die Balearen-Regierung hat den Hotels und Unterkünften eine Frist von bis zu sechs Jahren gewährt. Dabei gilt: Je mehr Sterne ein Hotel hat, desto schneller muss es seine Betten ausgetauscht haben und desto höher muss der jeweilige pro Jahr festgelegte Prozentanteil sein. Vor Mai 2023 müssen dem Entwurf des Gesetzes zufolge in Fünf-Sterne-Einrichtungen über 30 Prozent der Betten höhenverstellbar sein, 2024 sollen es 50 Prozent sein, 2025 60 Prozent. 2026 müssen die Hotels auf mindestens 75 Prozent kommen. Bis 2027 müssen dann alle Betten ausgetauscht sein. Einrichtungen mit einem, zwei oder drei Sternen müssen bis 2024 nur 15 Prozent an höhenverstellbaren Betten besitzen, bis 2025 30 Prozent, bis 2026 50 Prozent. Im Jahr 2027 müssen dann 75 Prozent der Betten „elevables“ sein, erst 2028 alle. Pro nicht ausgetauschtem Bett will die Regierung den Hoteliers ein Bußgeld von 500 Euro auferlegen.