Die Zeit vergeht wie im Flug. Das Sprichwort gilt im Helikopter wortwörtlich. Gefühlt liegen nur wenige Augenblicke zwischen dem Start der Robinson R44 auf dem Flugplatz Son Bonet und der traumhaften Aussicht auf Sa Foradada. Der Lochfelsen ist von allen Seiten schön. Vom Land, vom Wasser oder eben von der Luft aus. Lange staunen ist aber nicht drin. Denn der Helikopter düst mit 180 km/h schon wieder zum nächsten Ziel. Seit drei Jahren bietet das spanische Unternehmen LifeXperiences unter der Marke HeliXperiences Rundflüge auf Mallorca an. Die MZ hat das Angebot am Montag (18.7.) mal getestet.

Der zweiblättrige Hubschrauber ist für vier Personen konzipiert. Eine davon ist der rumänische Pilot Alexandru Coman. Um das Flugfeld betreten zu dürfen, muss der Ausweis mitgebracht und die mitunter unangenehme Frage nach dem Gewicht beantwortet werden. „Bis zu 240 Kilogramm dürfen die drei Passagiere neben mir wiegen“, sagt Coman. „Wenn sie mehr wiegen, könnte ich mit einer kleineren Tankfüllung das Gewicht ausgleichen.“

Der Hubschrauber verfügt über Rettungsreifen, die sich im Notfall selbst aufblasen und eine Wasserlandung auf dem Meer ermöglichen. Auch wenn der Motor ausfällt, kann der Helikopter noch landen. „Dazu nutze ich die Autorotation, die durch den Fahrtwind entsteht. Wir Piloten sind dazu verpflichtet, diese Notlandung alle sechs Monate zu testen und zu üben“, sagt Coman.

Start wie beim Flugzeug

Die Sicherheitseinweisung fällt im Gegensatz zum Flugzeug knapp aus. „Steigt nicht aus, wenn der Rotor läuft“, sagt Coman und erklärt noch, wie sich die Passagiere im Notfall verhalten müssen. Der Pilot selbst geht vor dem Start noch eine Checkliste durch und holt sich die Erlaubnis beim Tower ab. „Delta, Hotel, Hotel, Mike, Bravo nach Valldemossa“, funkt er immer wieder durch. Das ist die Kennung der amerikanischen Maschine, die unter deutscher Zulassung, dem Air Operator Certificate, fliegt.

Beim Anblick auf das Cockpit kommen einem 1,90 Meter großen Menschen zwar Zweifel, wie man da reinpassen soll. Im Endeffekt ist es aber gar nicht so unbequem. Sicherheitsgurt umgeschnallt, Kopfhörer aufgesetzt, und schon startet Coman den Motor, der drei Minuten lang aufwärmen muss. Es ruckelt wie auf einem dieser Kinder-Fahrzeuge, die bei Münzeinwurf zu wackeln anfangen.

Wo es langgeht

Johannes Müller, Geschäftsführer der Eventfirma LifeXperiences, nutzt die Aufwärmphase und erzählt, was auf dem Programm steht. Ein einfacher 20-Minuten-Flug, um das Hubschraubererlebnis mal mitgemacht zu haben, kostet 390 Euro. Dabei ist es egal, ob ein oder drei Passagiere kommen. Die Maschine wird immer komplett gebucht. „Mit den 20 Minuten kommt man nach Valldemossa und zurück. Besser ist eine Standard-Tour über 30 Minuten.“ Diese kostet 525 Euro. Dafür gibt es nach Valldemossa noch die Runde bis Sa Foradada und Port de Sóller.

Mit Ausnahme von Flugverbotszonen, die über Palma und dem Flughafen Son Sant Joan herrschen, sind die Routen flexibel wählbar. „Ich finde es aber schöner, wenn es an die Steilküste geht und nicht einfach nur die ganze Zeit über Land nach Petra und zurück“, sagt Müller. Wer den Geldbeutel etwas praller gefüllt hat, kann sich mit dem Hubschrauber auch zu einer Weinverkostung oder zu einem Essen fliegen lassen. „Wir können die Kunden auch auf ihrer Finca abholen“, sagt Müller.

Der Motor ist warm, es kann endlich losgehen. „Wir starten immer gegen den Wind“, erklärt der Pilot. Sanft hebt der Heli ab, das Ruckeln hört auf. Danach fliegt Coman die Startbahn entlang. „Natürlich könnten wir auch senkrecht nach oben steigen. Da es auf Mallorca aber so viel Flugverkehr gibt, müssen wir uns an vorgeschriebene Linien halten.“

Ohne Türen fliegen möglich

Die Sonne knallt auf die großen Scheiben. Es wird heiß im Cockpit. „Du kannst ein Fenster öffnen“, sagt Müller und zeigt auf ein kleines Viereck in Größe einer Katzenklappe. „Bei ganz großer Hitze können wir auch die Türen abmontieren. Zum Fotografieren ist das meist ziemlich nützlich.“

Mit einem Hebel, der an eine Handbremse im Auto erinnert, steuert Coman die Flughöhe. Die Richtung kann er mit zwei Pedalen und einem Joystick verändern. In Palma gibt es allerhand von oben zu sehen, doch die Zeit ist knapp bemessen. Die Berge warten. An Palmanyola vorbei fliegt der Hubschrauber auf die Tramuntana zu. „Wir haben eine Höhe von 1.500 Fuß. Das sind etwa 500 Meter“, sagt der Pilot. „Allerdings wird das mit der Meereslinie gemessen. Zum Boden sind es etwa 500 Meter.“ Bis zu 14.000 Fuß hoch kann die Robinson R44 fliegen. „Wobei ab einer Höhe von 10.000 bis 13.000 Fuß der Sauerstoff knapp wird.“

Weiter geht es durch die Berge. Aus dem Nichts taucht Valldemossa auf. Von oben ist das malerische Dorf kaum wiederzuerkennen. Coman hat einen Tablet-PC auf dem Schoß, der eine Art Google Maps mit eingezeichneter Route anzeigt. „Das ist eine Aviation Map, mit der ich Flugverbotszonen sehen kann und über die Winde informiert werde“, sagt der Pilot. Von Turbulenzen ist nichts zu spüren. „Wir fliegen nur bei schönem Wetter“, sagt Müller. „Wenn die Vorhersage schlecht ist, verschieben wir den Termin.“ Dabei muss sich das Unternehmen an die Öffnungszeiten des Flughafens montags bis sonntags von 8.15 bis 18.45 Uhr halten. Von November bis März ist Winterpause.

Am Hafen von Valldemossa angekommen biegt Coman nordöstlich ab und fliegt die Küste entlang zu Sa Foradada. Es ist interessant, mal von der anderen Seite durch das Loch zu gucken, wobei es – ehrlich gesagt – nicht wirklich anders aussieht. In Port de Sóller angekommen funkt der Pilot durch, dass sich der Helikopter auf dem Rückflug über dem Sóller-Tal befindet. Wenig später ist bei Bunyola die Finca zu sehen, in der Cristiano Ronaldo seinen Sommerurlaub verbrachte.

Der Landeanflug gleicht wieder dem eines Flugzeugs, nur dass der Helikopter über dem Boden schweben bleibt, bis er sanft auf dem zugewiesenen Parkplatz aufsetzt. Nun heißt es erneut drei Minuten warten, bis der Motor langsam runterfährt und wir aus dem Heli kraxeln können. Drei Minuten, um diese 30 Minuten noch einmal auf uns wirken zu lassen.

Neben HeliXperiences gibt es weitere Anbieter auf Mallorca, zum Beispiel The Helicopter Centre.