Ein schöner Ausflug an den Strand und dann das: Unzählige Quallen im Wasser machen ein Bad unmöglich. So wie MZ-Leserin Isabelle Fellner, die am Caló d’es Borgit im Naturpark Mondragó ein Foto von einer solchen Quallen-Party machte, ist es in der vergangenen Woche vielen Urlaubern und Residenten ergangen. Im Mai haben Quallen im Meer vor den Balearen Hochsaison.

Wann kommen Quallen?

Der deutsch-mallorquinische Meeresbiologe Daniel Ottmann, derzeit an einem Meeresforschungsinstitut in Dänemark tätig, hat sich auf Quallen spezialisiert. Er erklärt, dass die Tiere in Zyklen auftreten, immer dann, wenn sie sich stärker vermehren. Weil sich einige Arten vor allem im Frühjahr reproduzieren, sind sie im April und Mai besonders häufig anzutreffen. „Allerdings hängt es von den Strömungen ab, ob sie in Strandnähe kommen“, sagt er.

Spiegelei-Quallen sind ungefährlich DM (Archiv)

Vor zwei Jahren gab es schon einmal ein Frühjahr mit extrem vielen Quallen, im Sommer darauf waren die Tiere dafür so gut wie nicht zu sehen. Ottmann hält es für wahrscheinlich, dass es wieder so sein wird. Im Sommer ist das Wasser an der Oberfläche den Quallen häufig sowieso zu warm. Versprechen kann der Experte einen quallenfreien Sommer allerdings nicht: „Mit unseren aktuellen technischen Möglichkeiten ist es sehr schwierig, zu bestimmen, wie die Strömungen und damit auch wie die Quallenbewegungen in ein, zwei Monaten sein werden.“ Abwarten also. Im Herbst kommt dann meist eine zweite Quallen-Welle, allerdings dieses Mal mit eher ungefährlichen Tieren.

Welche Quallen gibt es?

Die unangenehmsten Quallen sind die, die MZ-Leserin Isabelle Fellner begegnet sind. Daniel Ottmann sagt, dass die Leuchtquallen (Pelagia noctiluca) vor allem im Frühling im Balearen-Meer unterwegs sind. „Und ein Stich von diesem Tieren ist schmerzhaft“, sagt er. Daher haben sie auch ihren Beinamen „Feuerquallen“. Zu jeder Jahreszeit gibt es außerdem Segelquallen vor Mallorca. Diese kleinen Tierchen bewegen sich – wie ihr Name vermuten lässt – mit dem Wind und sind komplett harmlos.

„Im Herbst sind dann vor allem die Spiegelei-Quallen unterwegs“, weiß Ottmann. Diese Tiere mit dem wissenschaftlichen Namen Cotylorhiza tuberculata sehen zwar beeindruckend aus, sind aber ungefährlich. Etwas seltener begegnen Schwimmer vor Mallorca im Herbst auch Lungenquallen (Rhizostoma pulmo). Auch sie stechen nicht.

Die Leuchtquallen kommen vor allem im Frühjahr nach Mallorca.

Die Leuchtquallen kommen vor allem im Frühjahr nach Mallorca. DM-Archiv

Wohin treibt es Quallen?

Strömungen bringen Quallen auch in die kleinste Bucht. Trotzdem gibt es manche Ecken der Insel, in denen die Tiere häufiger zu finden sind als in anderen. „Dort, wo der Fluss Ebro am spanischen Festland ins Meer fließt, landen auch viele Nährstoffe“, erklärt Ottmann. Daher können sich dort Quallen besonders gut reproduzieren. Strömungen spülen dieses nährstoff- und quallenreiche Wasser an den Norden Ibizas, von wo es die Westküste Mallorcas entlangfließt. Dort gibt es daher laut Ottmann in der Regel mehr Quallen. „In der Gegend des Naturpark Llevant an der Ostküste dagegen finden wir viel seltener Quallen“, sagt der Experte.

Was tun bei einem Stich?

Wenn es doch mal passiert und eine Qualle einen erwischt, ist das in den meisten Fällen nur schmerzhaft. Wer keine Allergie gegen die Tiere hat, muss beim Stich einer Feuerqualle erst einmal nichts fürchten. Im Volksmund hält sich der Glaube, dass Urin bei einem Quallenstich hilft. Das ist jedoch kontraproduktiv. Nur 20 Prozent der Nesselkapseln der Qualle platzen sofort und injizieren das Gift. Die Reinigung mit Süßwasser, Essig, Alkohol oder Urin kann dafür sorgen, dass auch die restlichen 80 Prozent entladen werden.

Besser ist es, die Stelle mit Salzwasser auszuwaschen und Quallenreste mit einer Pinzette zu entfernen. Ist diese nicht zur Hand, kann Sand auf die Wunde gestreut werden und die trockene Schicht mit einer Karte abgekratzt werden. Kühlen und eine Creme gegen Insektenstiche helfen gegen Schmerzen.