Campende Passagiere und bis zu 16 Stunden Verspätung: So ist die Situation am Flughafen von Mallorca

Airlines können in vielen Fällen keine Ersatzflüge anbieten

Nach Dutzenden von Flugstreichungen und stundenlangen Verspätungen in Folge von Unwettern sind am Flughafen von Mallorca Hunderte von Reisenden gestrandet. Viele von ihnen haben am Flughafen übernachtet, weil die Airlines ihnen erst einmal keine Ersatzflüge anbieten konnten. Die Reisenden campierten dicht an dicht auf Handtüchern und Luftmatratzen an der Wand vor der Sicherheitskontrolle.

Betroffen sind auch viele deutsche Mallorca-Urlauber, die nun nur unter Schwierigkeiten und mit komplizierten Verbindungen zurück in die Heimat gelangen. So berichtete eine vierköpfige Reisegruppe aus München, dass sie von ihrer Airline Marabu erst für Montag einen Ersatzflug nach München angeboten bekommen haben. Deswegen haben sie auf eigene Kosten für Freitagabend einen Flug nach Bergen in Norwegen gebucht. Dort haben sie noch einmal zehn Stunden Aufenthalt, bevor sie am Samstagvormittag eine weitere Maschine nach München nehmen können.

Mit drei Kindern, aber ohne Information

Eine andere Familie mit drei Kindern wollte am Donnerstagmittag mit Condor nach Friedrichshafen - die Airline verschob den Flug immer weiter und strich ihn am Ende ganz. Wie es jetzt weitergehen soll, wissen sie nicht. Deswegen bleiben sie erst einmal auf ihrem Deckenlager am Flughafen.

"Neben der katastrophalen Informationslosigkeit ist es menschenverachtend, dass es nicht die geringste Nothilfe durch die Behörden oder den Flughafenbetreiber gibt! Keine Sitzmöglichkeiten, keine Decken, keinen Schluck Wasser", kritisierte auch ein MZ-Leser. Die Familie seines Sohnes musste mit zwei kleinen Kindern am Flughafen ausharren.

Entgegen der Aussagen einer Aena-Sprecherin am frühen Morgen - sie sprach von einem "Flugbetrieb ohne besondere Vorkommnisse" - kommt es bei vielen geplanten Starts auch am Freitag (16.8.) zu teils stundenlangen Verspätungen. Inzwischen sind auch die ersten Verbindungen gestrichen worden, darunter beispielsweise der Eurowings-Flug um 14.40 Uhr nach München und der mit Eurowings um 15.20 Uhr nach Stuttgart. Die anderen Flieger wurden abgefertigt, wenn auch teilweise mit größeren Verspätungen. Der Flugbetrieb sollte sich gegen Mittag wieder langsam normalisieren, teilte der Flugsicherungsdienst Enaire mit.

So war es am Donnerstag

Besonders schlimm war das Chaos am Flughafen am Donnerstag (15.8.), wo es nach einem bereits chaotischen Mittwoch (14.8.) mit circa 50 stornierten Flügen von und nach Palma und vielen Flugverspätungen ähnlich weiterging. Am Donnerstag waren es dann nach Angaben des "Diario de Mallorca" bereits 140 Flüge, die ausfielen.

MZ-Leser Kevin Kirchheim berichtet etwa: "Es ist grausam hier. Alles voll, überall sitzen Menschen. An den Ticketschaltern gibt es lange Schlangen." Sein Swiss-Flug ist einer von mehreren, die komplett gestrichen wurden. "Ich bin jetzt mit Iberia über Madrid umgebucht", sagt Kirchheim weiter.

Wie viele Flüge genau betroffen sind, kann die Sprecherin des Flughafenbetreibers AENA nicht sagen. "Die Lage ändert sich alle fünf Minuten", sagt sie. Zudem habe sich durch die am Vortag gestrichenen Flüge einiges an Passagieren und nachzuholenden Flügen angesammelt.

Auch der Flug von MZ-Leser Kevin K. wurde am Donnerstag (15.8.) gestrichen. Am Flughafen herrscht derzeit Chaos.

Auch der Flug von MZ-Leser Kevin K. wurde am Donnerstag (15.8.) gestrichen. Am Flughafen herrscht derzeit Chaos. / Kevin K.

Ein Blick auf die Seite von infovuelos zeigt: Alle Flüge zum Flughafen Son Sant Joan wie auch von dort weg haben am Donnerstag (15.8.) Verspätung. "Manche mehr, manche weniger", bestätigt die AENA-Sprecherin. Bei nicht wenigen Verbindungen von Palma weg zu Zielorten kommt es zu Verspätungen von um die fünf Stunden.

Diese Flüge wurden gecancelt

Ganz gestrichen wurden am Donnerstag (15.8., Stand: 14 Uhr) unter anderem folgende Verbindungen, die von Palma aus hätten gehen sollen:

  • 12.05 Uhr: RYR2173 KLAGENFURT (KLU)
  • 12.45 Uhr: LX2159 ZURICH (ZRH)
  • 13.35 Uhr: RYR227 BERLIN BRANDENBURG (BER)
  • 14.20 Uhr: RYR9496 DUSSELDORF /WEEZE (NRN)
  • 14.55 Uhr: RYR501 VIENA (VIE)
  • 15.30 Uhr: EWG6826 BADEN BADEN-KARLSRUHE (FKB) 
  • 21.45 Uhr: EWG597 KOELN/BONN (CGN)

Vor allem bei Ryanair gab es zahlreiche Flug-Streichungen. Aktuelle Informationen zu weiteren Flügen, die womöglich noch gestrichen werden, finden Sie hier: https://www.aena.es/es/infovuelos.html

Bei diesen noch ausstehenden Verbindungen sind die Verspätungen besonders drastisch:

Aufgeführt werden ein paar Flüge, die in Palma starten:

  • 11.45 Uhr: EWG6824 NUREMBERG (NUE), neue Zeit: 19.30 Uhr
  • 12.10 Uhr: OS432 VIENA (VIE), neue Zeit: 17 Uhr
  • 14.10 Uhr: GM101 ZURICH (ZRH), neue Zeit: 19.06 Uhr

Auch bei den in Palma ankommenden nationalen und internationalen Flügen kommt es am Donnerstag (15.8.) zu teils größeren Verspätungen.

Am Flughafen gestrandet

Das zwei Tage dauernde Unwetter hat den Betrieb am Flughafen so sehr gestört, dass Hunderte Passagiere nun auf Mallorca festsitzen. Da sind etwa Carmen und Rocío. Der Flug der beiden Frauen nach Jerez de la Frontera auf dem spanischen Festland wurde gestrichen, aber sie wollen „um jeden Preis“ dorthin kommen. „Ich glaube nicht, dass die Fluggesellschaft, mit der wir unterwegs sind, für irgendetwas aufkommen wird, weder für ein Hotel noch für andere Ausgaben“, sagen sie gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca".

Roberto ist einer der Passagiere, deren Flug wegen des Unwetters gestrichen wurde.

Roberto ist einer der Passagiere, deren Flug wegen des Unwetters gestrichen wurde. / Pere Morell

500 Euro für ein neues Ticket

Auch Roberto, ein weiterer Betroffener, wollte nach Jerez de la Frontera und von dort aus weiter nach London fliegen. „Die 'Alternative', die sie mir anbieten, ist 500 Euro für ein anderes Ticket auszugeben, da es in den nächsten vier Tagen keine Flüge mit derselben Gesellschaft nach Jerez gibt“, beklagt er sich.

Andere Passagiere derselben Fluggesellschaft berichten Ähnliches: „Sie haben unseren Flug nach Berlin gestrichen und bezahlen uns weder das Hotel noch sonst irgendetwas, sagen uns stattdessen, dass wir selbst schauen müssen, wie wir weiterkommen“, sagt etwa Mikel.

Die Fluggesellschaft habe den Passagieren mitgeteilt, dass eine der Start- und Landebahnen geschlossen wurde und alle Flüge, die dort hätten abgefertigt werden sollen, gestrichen wurden. Laut AENA ist diese Information nicht korrekt. Keine der beiden Start- und Landebahnen sei wegen des Unwetters geschlossen worden.

Wenn der Sturm dafür sorgt, dass man auf der Arbeit fehlt

Bei anderen Passagieren ist die Situation noch ernster. „Unser Flug nach Toulouse wurde gestrichen und sie werden uns vor Sonntag kein neues Ticket buchen können. Ich muss diese Woche arbeiten und darf auf keinen Fall fehlen“, sagt etwa Erica. Sie hat laut eigener Aussage keine Alternative und ist genervt. „Es waren zehn wunderbare Tage auf Mallorca, die nun so zu Ende gehen“, sagt sie. 

„Unser Flug nach Barcelona wurde gestrichen und wir werden erst am 20. wieder nach Hause fliegen können“, erzählen auch Alba und Borja. Sie seien mit ihrer Tochter nach Mallorca gekommen und fühlen sich im Stich gelassen: „Wir haben kein Auto, kein Hotel, nichts“, beklagen sie sich. „Wären nur wir zwei auf Reisen, hätten wir das Beste aus der Situation gemacht, doch wir haben eine kleine Tochter und müssen nach Hause.“

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