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Neue Stellplätze für Wohnmobile auf Mallorca: Warum Son Serra bei Campern so beliebt ist – und Muro nicht

Auf Mallorca gibt es erst seit diesem Jahr zwei offizielle Stellplätze für Wohnmobile. Beide sorgten anfangs für Jubel in der stiefmütterlich behandelten Camper-Szene. Wie sehen die Plätze aus und wie werden sie angenommen?

Res (r.), Michaela und Leyla mit Camper-Freunden sind von dem Stellplatz in Son Serra de Marina etwas enttäuscht.  | FOTOS: SOPHIE MONO

Res (r.), Michaela und Leyla mit Camper-Freunden sind von dem Stellplatz in Son Serra de Marina etwas enttäuscht. | FOTOS: SOPHIE MONO / Sophie Mono

Sophie Mono

Sophie Mono

Ein Schotterplatz, am Rand ein paar Bäume. Alles ist eingezäunt, doch das Tor steht offen. „Wohnmobil-Stellplatz“ ist auf einem Schild in mehreren Sprachen zu lesen. Eine Rarität auf Mallorca. Als die Gemeinde Muro das Areal im Frühling feierlich eröffnete, war der Applaus der Camper-Szene groß: endlich ein öffentlicher Ort, an dem sie willkommen sind. An dem es Strom, Wasser und die Möglichkeit gibt, die Camping-Toilette zu entleeren. Auch Muros Bürgermeister Miquel Porquer war damals voll der Hoffnung auf Wohnmobil-Urlauber, die die lokale Wirtschaft ankurbeln – schließlich ist Muro seit jeher einer der wenigen Orte Mallorcas, die touristisch kaum frequentiert sind.

Jetzt, ein halbes Jahr später, ist von dem erwarteten Andrang nichts zu spüren. Beim MZ-Besuch am Freitagmittag (3.10.) parkt kein einziges Wohnmobil auf dem Gelände. „Ich habe noch nie gesehen, dass jemand dort über Nacht gestanden hätte. Ein oder zwei Mal pro Tag kommt vielleicht ein Wohnmobil, um Grauwasser zu entleeren. Aber alle fahren immer direkt wieder weiter“, gibt die Angestellte einer Werkstatt direkt gegenüber Auskunft. Durch die Fensterfront ihres Büros hat sie freien Blick auf den Wohnmobil-Platz. „Das war wohl ein Reinfall“, sagt auch ein Arbeiter, der am Tor entlangläuft. „Anscheinend ist es den Campern bei uns nicht schön genug.“

Kostenfreie Nutzung, aber kaum Besucher

Tatsächlich kann von Mallorca-Idylle hier keine Rede sein: Graffiti-besprühte Betonwände statt Meerblick, drumherum wenig ansehnliche Gewerbebetriebe statt Natur. Trotz des Mangels an legalen Stellplätzen – mit allem scheinen sich die Camper nicht zufrieden zu geben. Und noch etwas dürfte die Camping-Freunde in Muro abschrecken: Zwar ist die Nutzung der Installation kostenfrei – Markisen ausfahren dürfen sie hier aber nicht.

Drei Stunden zuvor, rund 20 Kilometer östlich von Muro, am Rand des Küstenorts Son Serra de Marina: Auch hier öffnete Ende Juli ein Stellplatz erstmals seine Schranke. Anders als in Muro sind die meisten der 21 Plätze belegt. Auch hier gibt es weder Waschräume noch andere Einrichtungen, die einen richtigen Campingplatz ausmachen. Doch abgesehen von den Strom- und Wasseranschlüssen und der Grauwasserentsorgungsmöglichkeit wird den Campern hier immerhin eins geboten: ein Eindruck der Schönheit der Insel. In der Ferne sieht man die Ausläufer der Bergkette Serra de Llevant, zwischen den Häusern blitzt blau das Meer.

Michaela und ihre Tochter Leyla sitzen bereits am Campingtisch und frühstücken, Vater Res werkelt noch an der Plane des Pavillons herum, das an ihren Camper anschließt. Auf dem Platz in Son Serra sind Vorzelte und Co. geduldet. Dafür kostet die Nutzung des Platzes 16 Euro pro Nacht. „Wir sind gestern Abend mit der Fähre angekommen“, sagt Michaela noch etwas verschlafen. Erst während der Überfahrt hätten die Schweizer sich genauer über die Camping-Situation auf Mallorca informiert.

Und erfahren, dass die Insel alles andere als Camper-freundlich ist. Dass es hier keine richtigen Campingplätze wie auf dem Festland gibt und dass viele Gemeinden Wohnmobile direkt am Meer verboten haben. „Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir die Rückfahrt nicht erst für in einer Woche gebucht“, sagt Michaela. Der Stellplatz in Son Serra sei der einzige, den sie im Internet gefunden hätten, von dem in Muro wussten sie gar nichts. Was den Komfort angeht, kein Vergleich zu Einrichtungen auf dem europäischen Festland. „Trotzdem ist es hier ganz nett“, lenkt Michaela ein. „Die paar kleinen Läden und Restaurants hier reichen uns.“ Dennoch möchten die Schweizer nicht die ganze Woche in Son Serra verbringen. „Wir wollen etwas von der Insel sehen“, sagt Vater Res und zeigt auf eine Camping-Seite auf seinem Smartphone. „Es gibt private Anbieter, die Camper gegen Aufpreis auf ihren Fincas stehen lassen. Was bleibt uns sonst übrig?“

Zu wenige Stromanschlüsse

Ein paar Camper weiter beginnen Fabian und Marina aus Nordrhein-Westfalen ihren Tag. Auch sie sind erst am Vorabend vom Festland gekommen, auch sie müssen sich erst mal akklimatisieren. „Aber der erste Eindruck ist sehr gut. Was braucht es mehr als das hier?“, fragt Fabian und deutet um sich. Das Paar ist es gewohnt, umherzureisen. Als digitale Nomaden können sie von überall arbeiten, der Laptop steht bereits am Campingtisch bereit. „Wir wussten aus der Zeitung, dass es auf Mallorca nicht viele Möglichkeiten für Camper gibt. Aber das hier ist doch eine smarte Lösung und ein guter Anfang. Vielleicht nehmen sich andere Gemeinden ein Beispiel daran“, findet der 37-Jährige. Mehr Infrastruktur fehlt den beiden nicht. „Klo und Dusche haben wir haben ja im Camper“, erklärt Marina. Allein die Stromversorgung könnte besser sein. Die Handvoll Anschlüsse für die 21 Stellplätze reichten nicht. „Aber ansonsten ist alles gut. Auch das Einchecken über die App war unkompliziert.“

Gähnende Leere am Stellplatz in Muro am Freitagmittag. |

Fabian und Marina finden den Stellplatz eine "smarte Lösung". / Sophie Mono

Das empfinden Ulf und Simone, die schräg gegenüber gerade aus ihrem Wohnmobil kommen, anders. „Wir hatten Probleme, den Platz zu finden und durch die Schranke zu kommen“, erzählt der Mittfünfziger. Letztlich hätten andere Camper dem Paar geholfen, die technischen Hürden zu überwinden. Die Mecklenburg-Vorpommerin und der Norweger sind erfahrene Camper, touren viel durch Italien. Dass es auf Mallorca kaum Infrastruktur für Camper gibt, sei ihnen bewusst gewesen, fügt Simone hinzu. Auch deshalb hätten sie auf der Insel ein Hotel in Alcúdia gebucht, in dem sie sich mit Freunden treffen. „Aber jetzt wissen wir nicht, wo wir unser Wohnmobil für die Zeit sicher und legal abstellen können“, erklärt Ulf. Ursprünglich geplant war, das Fahrzeug in der Nähe des Hotels auf einem Privatgrundstück stehen zu lassen. „Das hat nicht geklappt.“ Von der Stellmöglichkeit in Muro hören die beiden zum ersten Mal. „Die ist aber auch nicht näher an Alcúdia als der Platz hier“, so Simone mit einem Blick auf Google Maps. Und für ihren zehntägigen Hotelaufenthalt auch nicht ideal: In Muro beträgt die maximale Stellzeit 72 Stunden, in Son Serra sind es eben diese zehn Nächte.

Ein bisschen Idylle muss sein

Simone und Ulf. / Sophie Mono

Raul Mompart von gegenüber hat derlei Probleme nicht. Der Spanier aus Huesca macht mit seiner Familie eine Woche Campingurlaub – einfach in Son Serra. „Wir finden es klasse hier. Es ist sauber, es ist ruhig – und um die Insel zu erkunden, nehmen wir einen Pkw.“ Nach den Trips kehren die Spanier abends immer nach Son Serra zurück. Stressen kann den 42-Jährigen die Fahrerei nicht. „Das sind doch keine Entfernungen.“ Nur nach Muro zieht es ihn nicht. Dort solle es nicht so schön sein wie hier. Warum also umziehen?

Fabian und Marina finden den Stellplatz in Son Serra eine „smarte Lösung“.  |

Raúl Mompart aus Huesca genießt die Ruhe und Sauberkeit in Son Serra. / Sophie Mono

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