Kaum hält der Sommer auf Mallorca Einzug, taucht die Tigermücke in Gärten, Parks und Ortschaften auf. Dieses Insekt entwickelt sich in den Sommermonaten zu einer endemischen Plage, und ihr Stich ist, wie bereits viele schon erfahren mussten, um einiges unangenehmer als der ihrer einheimischen Artgenossen. Aber vor allem ihre Fähigkeit, Krankheiten wie das Dengue-Fieber oder den Zika-Virus zu übertragen, hat die Tigermücke nun in den Fokus der Gesundheitsbehörden gerückt.

Angesichts der herannahenden Tigermücken-Saison, sprachen wir mit Tomeu Marimon, Leiter des Bereichs Service von Anticimex, einer auf Umwelthygiene und Schädlingsbekämpfung spezialisierten Firma mit Sitz auf den Balearen. Beim Interview mit dabei war Mikel Bengoa, Leiter der technischen Abteilung von Anticimex und Doktor für Entomologie mit dem Schwerpunkt Tigermücke.

Mikel Bengoa und Tomeu Marimon. Anticimex

Wie verhält sich die Tigermücke? Unterscheidet sich ihr Verhalten von dem der gemeinen Stechmücke?

Mikel Bengoa: In Spanien gibt es 65 verschiedene Mückenarten, jede mit entsprechenden Besonderheiten. Die Tigermücke kommt in Spanien seit 2004 vor, auf den Balearen seit 2012. Neben der Krankheitsübertragung hat sie die Eigenheit, vor allem früh morgens und abends zu stechen. Sie sticht gerne in der Nähe der Fußknöchel.

Tomeu Marimon: Daher trifft man überall im Alltag auf sie, ob man durch die Straßen geht oder sich zu Hause bewegt. Im letzten Jahr kam die Tigermücke überall auf den Balearen und vor allem an der gesamten Mittelmeerküste vor.

Wie wird die Situation Ihrer Meinung nach diesen Sommer auf den Balearen sein?

Mikel Bengoa: Durch die verbesserte Situation im Bezug auf Corona werden viele Menschen zu ihren Zweitwohnsitzen fahren können. Dort sollten Sie überprüfen, wo es stehendes Gewässer gibt, und dieses entfernen, denn es ist der optimale Nährboden für die Tigermücke. Zudem war der Frühling sehr trocken. Daher können wir optimistisch sein und darauf hoffen, dass es diesen Sommer weniger Tigermücken wie letzten Sommer geben wird.

Tomeu Marimon: Allerdings ist damit das Problem nicht gelöst, nur abgeschwächt. Es ist wichtig, weiter mit entsprechenden Maßnahmen die Larvenbildung zu bekämpfen, um so die Beeinträchtigungen für die Bevölkerung und deren Lebensqualität zu minimieren. Eine einzige Brutstätte kann zahlreiche Probleme verursachen.

Tigermücken lieben stehende Gewässer. Anticimex

Worin bestehen diese Maßnahmen? Sind Sie schädlich für den Menschen?

Tomeu Marimon: Nein, überhaupt nicht. Tritt eine Plage oder ein Befall auf, versuchen wir stets, eine umweltverträgliche, effiziente und vor allem für die Menschen unschädliche Lösung zu finden. Allerdings ist unser Ansatz, dass Vorbeugen die beste Medizin ist. Manchmal besteht das beste Mittel gegen eine potentielle Tigermückenplage darin, Gefäße, wo sich Wasser angesammelt hat, beispielsweise Untersetzer von Blumentöpfen, auszuschütten.

Mikel Bengoa: Aber natürlich ist es auch sehr wichtig, dass die Bevölkerung mithilft. Bei unseren Nachforschungen zu Brutstätten im letzten Jahr haben wir festgestellt, dass die meisten sich auf privatem Gelände befinden. Zudem ist es im Sinne der Prävention wichtig, bereits die Larven zu bekämpfen. Eine Tigermücke hat eine Lebenszeit von 15 Tagen. Wenn man also erst die geschlüpfte Mücke bekämpft, so hinkt man dem Problem hinterher. Solange die Larven nicht beseitigt werden, wird das Problem fortbestehen. Sollten jedoch punktuell Tigermücken auftreten und Krankheitsübertragungen festgestellt worden sein, empfehlen wir selbstverständlich, auch gegen das erwachsene Insekt gezielt vorzugehen.

Tomeu Marimon: Die von uns eingesetzten Larvizide bestehen aus einem Granulat des „Bacillus thuringiensis“, einem Bakterium, das speziell die Larven tötet, ohne das sonstige Umfeld zu beschädigen. Es handelt sich um ein natürliches Insektizid, das gegen ganz bestimmte Insekten eingesetzt wird. Es beseitigt keine anderen Arten und beeinträchtigt nicht die Biodiversität rund um den Einsatzort.

Mit Profis richtig gegen Tigermücken vorgehen. Anticimex

Und was ist mit der Krankheitsübertragung?

Mikel Bengoa: Man muss sich im Klaren darüber sein, dass das in diesem Zusammenhang eigentlich etwas ganz normales ist. Insekten sind Träger verschiedenster Krankheiten. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass diese auf Menschen übertragen werden.

Tomeu Marimon: Das Wichtigste ist, ein gutes Kontrollsystem zu haben, um sicherzustellen, dass, wenn eine Mückenpopulation ein Virus dieser Tragweite in sich trägt, diese nicht zu einem Vektor wird. Überwachung ist hier das A und O, insbesondere in Gegenden, wo viele Mücken vorkommen oder wo sie in Koexistenz mit anderen Säugetieren leben.

Mikel Bengoa: Besorgniserregend ist der Zusammenhang mit dem Klimawandel. Man muss sich klar machen, dass die Mücke mit jedem Winter verschwindet und dann im April oder Mai, wenn die Temperaturen um die 10 °C liegen, die Population wieder anwächst bis zu ihrem Höhepunkt im August und September. Wenn die Winter kürzer oder milder werden, wie in den letzten Jahren beobachtet, werden die potentiellen Wachstumszeiten der Mücke länger.

Tomeu Marimon: Als Beispiel muss man nur in die tropischen Länder schauen. Dort ist die Temperatur das ganze Jahr über hoch. In der Folge ist das Mückenvorkommen enorm und somit auch die Übertragung von Viren.

Was sind Ihre Ratschläge für die Balearen mit Blick auf diesen Sommer?

Mikel Bengoa: Vor allem Ruhe bewahren. Ob wir es wollen oder nicht, die Mücken werden kommen, sie sind bereits Teil unseres Lebens am Land oder in der Stadt. Aber wir können auf potentielle Brutstätten für Larven achten: stehende Gewässer und Feuchtgebiete.

Tomeu Marimon: Man sollte darauf achten, dass die nähere Umgebung ums Haus herum und die Außenbereiche gut gepflegt sind. Man sollte aufmerksam durch Gärten und Parks gehen. Ein mit Wasser gefülltes Spielzeug oder ein kleiner Brunnen können der ideale Ort für die Vermehrung der Tigermücke sein.

Mikel Bengoa: Daher sollten wir nach einem Sommergewitter, das ja meist heftig und sehr wasserreich ist, überprüfen, ob sich irgendwo Wasser angestaut oder angesammelt hat.

Tomeu Marimon: Und man sollte die Behörden informieren, wenn man irgendwo ein starkes Anwachsen der Mücken feststellt, vor allem, wenn dies den öffentlichen Raum betrifft. Wir bei Anticimex stehen die ganze Sommersaison über zur Verfügung und möchten unseren Teil dazu beitragen und sicherstellen, dass unsere Bürger einen ruhigen und gesunden Sommer verleben können.  

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