Beim ersten Anruf hat Quentin Theander keine Zeit. Er sitze auf dem Traktor und rufe gleich zurück. Die diesjährige Lieferung der Weihnachtsbäume werde am folgenden Tag auf der Insel ankommen, der Lastwagen sei gerade noch in Hamburg.

Am Tag darauf stellt sich heraus, dass der Däne das Telefonat auf seiner Christbaumplantage in Jütland, etwa 50 Kilometer südlich von Aarhus, geführt hat. „Dort pflanzen wir zwei- bis dreijährige Setzlinge auf unsere Felder, die wir zuvor bei dänischen Baumschulen eingekauft hatten“, berichtet der 25-Jährige. Denn das dänische Klima bekommt den Nordmanntannen (Abies nordmanniana bot., Abeto del Cáucaso span., Avet del Caucas kat.) ebenso wie die sandigen Böden auf der Halbinsel.

Quentin Theander und Michel Meyer haben kurz vor Weihnachten eine Menge zu tun Nele Bendgens

Doch das Leben dieser Bäume beginnt noch viel weiter entfernt. Denn die spanischen Namen der Tannenart weisen bereits darauf hin, dass sie wild im Kaukasus vorkommen. Viele der europaweit verkauften Christbäume stammen aus Georgien. Dort bilden die riesigen Bäume an ihren Kronen Zapfen mit den kostbaren Samen. Da jedoch die Arbeitsbedingungen der dortigen Arbeiter in die Kritik geraten waren, begann man in Dänemark mit eigenen Plantagen zur Vermehrung.

Seit etwa fünf Jahren sind die dänischen Bäume groß genug für die Zapfenernte. Aus den Samen ziehen dänische Baumschulen Setzlinge. Wenn die Jungpflanzen zwei bis drei Jahre alt sind, werden sie dann an Plantagenbesitzer im Inland und ganz Europa weiterverkauft. Je nach Größe benötigen die Gewächse sieben bis zehn Jahre, bis sie die gängige Höhe eines Weihnachtsbaums erreicht haben. Alljährlich wird Ende November gefällt, sortiert sowie in Netze verpackt. Aber erst kurz vor der Fahrt kommen sie gestapelt auf Paletten, damit die Tannenbäume nicht zu lange gepresst aufeinanderliegen.

Die Weihnachtsbäume aus Dänemark sind bereit für den Verkauf Nele Bendgens

„Unsere Produktion ist absolut umweltfreundlich, wir benutzen weder Düngemittel noch Schädlingsvernichtungsmittel“, berichtet Theander. Hinzu kommt: Er belädt Lastwagen, die zuvor Wein von Mallorca nach Dänemark geliefert hatten und danach leer nach Spanien zurückfahren müssten.

Der Baumzüchter ist schon am Vorabend auf Palmas Flughafen angekommen. Unter strömenden Regen haben er und sein französischer Mitarbeiter Michel Meyer (29) die Fracht abgeladen. Nun liegen die Bäume in der Einfahrt sowie auf dem Rasen von Theanders elterlichem Haus in Marratxí, im Viertel Es Garrover. Wären da nicht die Palmen im Hintergrund, könnte man sich durchaus bei einem deutschen Christbaumverkauf wähnen. Dieses Jahr sind 500 Exemplare angekommen. Im vergangenen Jahr verkaufte der Däne erstmals 150 Christbäume auf Mallorca. Es war ein voller Erfolg, denn viele ausländische Residenten feierten damals Weihnachten wegen Corona auf der Insel.

Alles passt, die Schrauben können festgezurrt werden Nele Bendgens

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Bei Ankunft der Besucher sägt der Baumzüchter die Stammenden mit der Motorsäge so zurecht, dass sie exakt in die grünen Ständer passen, die mit den Christbäumen aus Dänemark geliefert worden sind. Die leichten Ständer aus Kunststoff (15 Euro) sind für niedrige Bäume gedacht, die schwereren aus Metall (20 Euro) für hohe Exemplare. Michel Meyer hilft dabei, den Stamm anzupassen und die Flügelschrauben festzuziehen.

Einer der Bäume ist schon auf dem Rasen aufgestellt, sein Stamm ist kerzengerade, die Nadeln sind weich und wachsen dicht an dicht an den weit ausholenden Ästen. Weitere Tannen werden in Restaurants und Cafés aufgestellt, mit QR-Codes auf angehefteten Etiketten. Besucher können sie dann auf diese Weise direkt im Netz bestellen.