Woher stammen die Weihnachtsbäume in Töpfen? Die Suche nach der Antwort auf diese Frage führt nach Katalonien. Genauer gesagt in den Parc Natural del Montseny bei Girona, einem nordöstlich von Barcelona gelegenen Gebirgszug mit vielen Tausendergipfeln. Denn die Vereinigung der Produzenten von Christbäumen in Katalonien (Canac) meldet, dass rund 90 Prozent der árboles de navidad, die in Spanien verkauft würden, von dort stammten. Man verzeichne zudem jährlich Zuwächse beim Export nach Frankreich und Italien.

Zu den bekanntesten katalanischen Baumschulen zählt Vivers Masjoan in Espinelves bei Girona. Dort werden rund 5.000 Bäume auf vier Feldern groß. „Wir bestellen jedes Frühjahr in Dänemark 15 bis 30 Zentimeter hohe Setzlinge, die etwa drei Jahre alt sind“, erklärt gegenüber der MZ David Masferrer, der die Firma in vierter Generation führt. Bis die Setzlinge zu Christbäumen mit einem Meter herangewachsen sind, vergehen sieben Jahre. Zwei bis drei Meter hohe Tannen brauchen sogar zehn bis zwölf Jahre.

Die katalanischen Weihnachtsbäume wachsen also, ebenso wie die wurzellosen (MZ berichtete), anfangs auf Feldern im kühlen Dänemark. Denn das Land mit gut fünf Millionen Einwohnern liefert jährlich zwölf Millionen Christbäume in alle Welt. Darüber hinaus werden jedes Jahr 18 bis 20 Millionen Jungpflanzen ins Ausland verkauft.

In den Bergregionen bei Girona wachsen Setzlinge zu Weihnachtsbäumen. Masjoan

Tannen und Fichten

Die Nordmanntanne (Abies nordmanniana bot., abeto del Cáucaso span., avet del Caucas kat.) ist europaweit der beliebteste Weihnachtsbaum. Seinen Namen verdankt er dem finnischen Botaniker Alexander von Nordmann, der 1836 im Kaukasus diese Tannenart entdeckte. Ihre dunkelgrünen, dicht sitzenden Nadeln, die im spanischen hojas, also Blätter genannt werden, sind weich und elastisch. Deshalb können Kinder beim Schmücken helfen und sich Geschenke unter dem Baum holen, ohne gepikst zu werden. Die Nadeln der Nordmanntanne sollen außerdem in geheizten Wohnzimmern länger am Stamm bleiben.

Nicht so bei der preiswerteren Rotfichte (Picea excelsa bot., abeto rojo span., abeto vermell kat.). Bei Wärme können die Nadeln eher von der roten Rinde fallen. Sie sind kürzer, vierkantig und am Ende kratzig. Dafür verströmen ihre ätherischen Öle im Warmen einen wohligen und natürlichen Duft nach Harz.

Spanische Traditionen

Christbäume werden auf der Insel erst seit den den 1990er-Jahren verkauft. Zunächst waren die Mallorquiner skeptisch, sie befürchteten, dass die Bäume im Wald geschlagen würden. „Bis dahin hat man ausschließlich Krippen aufgestellt“, sagt Carolina Mora von der Jardíneria Edeen in Palma. Christbäume seien eine noch junge Tradition. Erst seit die Tannen mit Wurzeln geliefert werden, sei der Absatz gestiegen. Offenbar, weil sie die Illusion vermitteln, dass die Bäume auf der Insel nach Weihnachten ausgepflanzt werden könnten.

Hinzu komme, so Mora, dass die Bäume jedes Jahr früher, manchmal sogar schon Ende November, zu Hause aufgestellt werden. Wenn sie in Töpfen wurzeln und gelegentlich der Wurzelballen feucht gehalten wird, hielten sich die Nadeln länger an den Ästen als bei wurzellosen Tannen. Und noch ein Trick: Wenn man statt zu gießen Eiswürfel auf den Wurzelballen lege, gebe dies dem Baum weitere Frische.

Verschiedene Wurzeln

Im Vivers Santa Maria ist der Parkplatz zur Hälfte mit Weihnachtsbäumen in Töpfen belegt. Je nach Größe kosten sie zwischen 36,50 und 230 Euro. Am preiswertesten sind Fichten und Nordmanntannen, die als Setzlinge nach Katalonien kommen und dort jahrelang auf den Feldern wurzeln. Maschinen heben sie vor Weihnachten aus der Erde. „Nadelbäume können ein Wurzelwerk im Radius von über zwei Metern entwickeln“, erklärt Mateu Morro, Besitzer der Gärtnerei. Nach dem Fällen passe man die Wurzeln dem Topfumfang an. Der Wurzelballen hält den Tannenbaum zwar frisch, eine Überlebenschance nach dem Auspflanzen auf der Insel habe er jedoch nicht.

„Am teuersten sind Nordmanntannen, die in den katalanischen Baumschulen direkt in Töpfen gezogen worden sind“, so Morro: Die Setzlinge werden direkt in Töpfe gepflanzt. Das hat zur Folge, dass die topfgezogenen Wurzeln klein bleiben und gewöhnt sind, in kompakter Form den Baum zu ernähren. Er wirft die Nadeln auch in geheizten Räumen nicht ab.

Das Recycling

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„Weihnachtsbäume, die in Töpfen groß werden, sind die einzigen, die auf der Insel weiterleben können“, erklärt der Gärtnereibesitzer. Einige seiner Kunden pflanzten sie im Garten ein, im Laufe der Jahre werde dann ein Wald daraus. Das Auspflanzen in den Wäldern Mallorcas habe dagegen wenig Sinn. Denn den Kälte gewohnten Tannen ist es hier zu warm. Ohne Gießwasser im Sommer kämen sie hier nur schwerlich zurecht. Aber: „Es gibt in der Nähe von Lluc eine Reihe von ausgepflanzten Weihnachtsbäumen, die überlebt haben“, so der Mallorquiner. Da sie keine Zapfen bilden, könnten sie sich auf der Insel nicht invasiv ausbreiten und keinen Schaden anrichten.

„Wir nehmen nach Weihnachten die Tannen unserer Kunden zurück“, so Mora von der Gärtnerei Edeen. Zerkleinerte Stämme und gehäckselte Äste lagern dann auf dem Kompost, bis sie anderen Pflanzen Nährstoffe spenden. Das tun sie auch, wenn man sie bei einem der Wertstoffhöfe, den „Punts Verds“, abliefert.