Die Zwergpalmen sind auf der Insel geschützt, aber nicht vom Aussterben bedroht. Die meisten Exemplare sind im 1.671 Hektar großen Naturschutzgebiet auf dem Gemeindegebiet von Artà und Capdepera, dem Parc Natural de la Península de Llevant anzutreffen. Die Europäische Fächerpalme (Chamaerops humilis bot., palmito span., garballó kat.) kommt vor allem im westlichen und zentralen Mittelmeerraum vor, aber auch im Norden Marokkos.

Der wilde Palmito

Die Zwergpalme bevorzugt sandige Böden, felsige Untergründe und sonnige Standorte. Dabei sucht sie bevorzugt küstennahe Berghänge aus. Dort ist der palmito häufig in Gruppen. Die Blätter, die Fächern ähneln, bilden eine Art Krone. Die Stämme werden höchstens vier Meter hoch und erreichen maximal einen Durchmesser von 35 Zentimetern. Sind die Standorte starken Stürmen ausgesetzt, bildet die wilde Palme einen buschigen Strauch. Die Fächer bilden Rosetten, die von weitem wie ein von der Natur geschaffenes Monument wirken.

Zwischen April und Juni zeigt die Zwergpalme männliche und weibliche Blüten, die dicht unter den Stielen der Fächer sitzen und spiralförmig angeordnet sind. Nur die weiblichen entwickeln zwei Zentimeter große, fleischige Früchte in rötlichem Braun. „Marder, Amseln und Ziegen fressen und verdauen sie und sorgen für die Verbreitung der Steinfrüchte, zusätzlich kaufen wir bei der Finca Pública de Menut in Escorca Jungpflanzen“, sagt Catalina Piris vom Informationzentrum des Naturparks Llevant.

Zwergpalmen leisten einen wichtigen Beitrag im Naturschutzgebiet: Kommt es zu einem Brand, so überleben die Wurzeln, die Pflanze kann danach neu austreiben. Sie gehört jedoch auch zu den Pionierpflanzen, die nach Bränden gepflanzt werden, um die Erosion verkohlter Erde zu verhindern.

Aber es gibt auch Gefahren: Ziegen fressen die jungen Triebe. Auch der Schmetterling Paysandisia archon ist im Naturpark nicht unbekannt. Noch behelfe man sich mit sanften Schädlingsbekämpfungsmitteln, wie beispielsweise Pheromonfallen, weil giftige Substanzen im Naturschutzgebiet nicht erlaubt sind.

Kunsthandwerk

Solange sich die Blätter nicht zu Fächern geöffnet haben, können sie geflochten werden. Wie Töpfern und Weben zählt das Flechten zu den ältesten Handwerkstechniken der Menschen. So nimmt es nicht Wunder, dass durch die Verfügbarkeit der Fächerpalmen das Flechten für die Einwohner von Arta und Capdepera ein wichtiger Broterwerb war.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die erste Kooperative der Llatra-Flechter beurkundet. Im Museu de Llatra im Castell de Capdepera kann heute besichtigt werden, was damals für den Hausgebrauch geflochten worden war. Am häufigsten waren es senalles, wie im Mallorquinischen Körbe genannt werden, sowohl die zum Einkaufen als auch die flachen mit zwei Haltegriffen für den Transport von Orangen, Oliven, Johannisbrot und Mandeln.

Der Einzug des Tourismus bedeutete im Inselosten zumeist das Aus des Handwerks. Gleichzeitig kamen senalles aus Kunststoff auf den Markt sowie Billigproduktionen von Korbwaren aus Marokko oder Fernost. Und dennoch gelang es, das Kunsthandwerk vor dem Vergessen zu retten. Zum Pflücken ist heute eine Genehmigung des Umweltministeriums nötig.

Damit dabei die Zwergpalme nicht beschädigt wird, werden von jeder Pflanze nur zwei oder drei Blätter abgetrennt. Vor dem Flechten zu drei- bis siebensträngigen Zöpfen werden sie getrocknet und gebleicht. Im Zentrum des Naturparks steht heute handgearbeitetes Flechtwerk zum Verkauf. Aber auch in vielen traditionsbewussten Inselgeschäften werden Körbe von Mallorcas Handwerkern angeboten.

Fächerpalmen im Garten

Der Bedarf an Flechtmaterial ist kleiner als früher, doch die Bedeutung der Fächerpalme als Zierpflanze ist größer denn je. „Der palmito ist eine hübsche widerstandsfähige Zierpflanze, die wenig Pflege und nur zum Anwachsen Wasser braucht“, sagt Erika Könn, Gartenarchitektin aus Binissalem. Sogar im Kübel käme sie wegen ihrer Widerstandsfähigkeit auf im Sommer aufgeheizten Terrassen zurecht.

Vorsicht sei jedoch auch im Garten geboten: Paysandisia und Palmrüssler können den Zwergen zusetzen. Allerdings überstünden sie dies besser als nicht einheimische Palmen. „Die Chamaerops humilis sind so robust und an das Inselklima angepasst, dass sie Chancen haben, sogar den Schädlingsbefall zu überleben“, sagt die Gartenarchitektin. Trotzdem rät Könn zur präventiven Behandlung.

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Die Zwergpalmen, die sie bei Händlern für ihre Kunden bestellt, kommen von Plantagen des spanischen Festlands. Ihre Landschaftsentwürfe plant Könn so, dass die Standorte im Garten dem der wilden palmitos ähneln: inmitten felsiger Hänge in der Umgebung von Rosmarin- und Lavendelsträuchern.

Die Europäische Fächerpalme wächst in Andratx, Alcúdia, Pollença sowie in Artà und Capdepera. Doch auch in Inselgärten ist sie eine beliebte Zierpflanze, die so gut wie ohne Wasser auskommt.