Das Vereinigte Königreich beendete endete am 5. Juni nach viertägigen Feierlichkeiten und einem totalen Stillstand aller sonstigen Aktivitäten im Land, die Begehung des Platin-Jubiläums von Königin Elisabeth II. Es war ein einzigartiges Fest, bei dem der 70. Jahrestages der Thronbesteigung der Monarchin nach dem Tod ihres Vaters König George im Jahr 1952 gedacht wurde.

Das Hologramm der Königen auf der goldenen Kutsche, ein Tee-Empfang mit dem bei den Briten sehr beliebten Bär Paddington oder ein Rockkonzert vor dem Buckingham-Palast werden sicherlich noch lange Zeit im Gedächtnis des Landes lebendig bleiben. Aber gleich nach dieser Episode wird das Vereinigte Königreich wohl auf dem Boden der Tatsachen landen und sich vielen offenen Fronten stellen müssen, angefangen bei der Wirtschaft. Nachdem sich das BrexitReferendum nun zum sechsten Mal jährt, macht die britische Wirtschaft – die fünftgrößte der Welt – schwierige Zeiten durch, vor allem angesichts des schleppenden Wachstums und der hohen Preise.

Inflation von neun Prozent

Besonders hervorzuheben sind eine Inflation von 9 % im Vergleich zum Vorjahr im April – das bedeutet einen Höchststand seit 40 Jahren – und der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 % im März sowie der Verlust des Verbrauchervertrauens, das historisch stets mit der Entwicklung des BIP zusammenhängt, welches sich auf einem seit 1974 nicht mehr gesehenen Tiefstand befindet. All diese Daten weisen auf eine sich abzeichnende wirtschaftliche Rezession des Landes hin.

Es ist nicht zu unterschätzen, welche Rolle dabei der Rückgang des Handels mit der EU gespielt hat, dem wichtigsten Handelspartner mit rund 50 % Anteil an der gesamten Wirtschaftstätigkeit im Vereinigten Königreich. Mit Abschluss des Jahres 2021 wurde ein Handelsdefizit von 32 Milliarden Pfund festgestellt, und diese Entwicklung scheint ungebremst weiterzugehen. Die Importe sind im ersten Geltungsjahr des neuen Handelsabkommens mit der EU um 25 % zurückgegangen. All diese Daten geben keinen Anlass zum Optimismus.

Internes Misstrauensvotum überstanden

Auch politisch hat das Land schon bessere Zeiten gesehen. Boris Johnson hat zwar das interne Misstrauensvotum überstanden, das Ergebnis aber ist eine zutiefst gespaltene Partei und eine öffentliche Meinung, die sich immer mehr gegen seine Vorgehensweise richtet. Obwohl ein neues Votum innerhalb der nächsten zwölf Monate nicht möglich ist, sollten wir nicht vergessen, dass seine Vorgängerin Theresa May die gleiche Hürde nahm, aber Monate später zurücktreten musste.

Auf der anderen Seite steht die Drohung Johnsons, mit den Vereinbarungen des Nordirland-Protokolls zu brechen und somit erneut wirtschaftliche Spannungen mit der EU hervorzurufen. In dieser Gemengelage kämpft die Bank of England um das fragile Gleichgewicht zwischen Preiskontrolle und Verhinderung einer Rezession.

Anhebung der Zinssätze

Allein im aktuellen Zyklus gab es vier Anhebungen der Zinssätze auf einem Niveau von 1 %, und weitere sind zu erwarten. Obwohl es sich um ein seit 2009 nicht mehr dagewesenes Niveau handelt, sehen die Finanzmärkte Anstiege von bis zu 2,5 % in einem Jahr voraus. Wenn wir uns die Geschichte dieser Institution anschauen, die in mehr als 300 Jahren nur sehr selten offizielle Zinssätze auf diesem Niveau hatte, deutet alles darauf hin, dass nun eine schnellere und tiefere Erhärtung als sonst zu erwarten ist.

Solche Erhöhungen sollten sich eigentlich zu Gunsten des Pfund Sterling auswirken, was derzeit jedoch durch die makroökonomische und politische Situation nicht möglich ist. Die Reaktion der Europäischen Zentralbank, die nun endlich ab Juli die Zinsen anheben will, wird den Weg ebnen, das Zinsgefälle zu beenden. So bleibt uns, auf bessere, freudigere Zeiten zu warten, um erneut ein Engagement in britische Divisen zu empfehlen.

Die Europaïsche Zentralbank setzt endlich wieder auf Zinserhöhungen. So müssen wir denn auf bessere Zeiten warten, um die britische Währung wieder zu empfehlen.

Der Autor ist Senior Analyst für Marketingstrategien bei der Banca March.