Von Jutta Christoph

Ellis Segerink stammt aus der Spargelgegend in der Nähe von Enschede. Bevor sie vor sechs Jahren nach Mallorca kam, hat sie auch mal zehn Jahre in Venlo gewohnt. ?Da habe ich erst gemerkt, wie verrückt die Deutschen auf unseren Spargel sind."

Was für den Spanier undenkbar, ist für Residenten ab April ein schönes Muss - dann kommt die weiße Pracht wieder auf den Teller, gerne ein halbes Kilo pro Mahlzeit oder mehr. Schon möglich, dass Segerink in bestimmten Wochen bis zu 15.000 Kilogramm Spargel aus ihrer Heimat ordern muss. ?Wie gut ich verkaufe, hängt natürlich auch vom Preis ab." Der beläuft sich auf 6,50 Euro bis 9,50 Euro pro Kilogramm, je nach Angebot und Qualität. ?Bei mir kommt nur AA-Spargel ins Geschäft, dick, weiß und makellos."

Weiter unten rangierten bis zu 20 andere Qualitäten, zum Beispiel krumme, gebrochene und farbige Stangen oder welche ohne Kopf. Damit die Ware wirklich frisch auf der Insel eintrifft, wird sie Mittwochmorgen auf dem Feld in Holland gestochen, mittags in den Kühlwagen verladen und vom Bauern ohne Stopp im Großmarkt direkt nach Mallorca transportiert. ?Freitagmorgen um sieben Uhr ist mein Spargel hier."

Schon klar, dass solch ein reibungsloser Ablauf nur mit guten Kontakten funktioniert. ?Ich kenne die Bauern und Felder alle persönlich." Trotzdem sei das Spargelgeschäft nicht einfach. Man müsse mit Pflanzen und Böden vertraut sein und genau wissen, wann der richtige Zeitpunkt zum Stechen ist. ?Ein Feld kann gut sein und das Feld nebenan schon wieder schlecht." Nicht jedem Bauern würde es gelingen, über zehn Wochen eine konstante Qualität zu ernten. ?Bisher habe ich noch nie Pech gehabt. Allerdings warte ich auch so lange, bis ich genau den Spargel bekomme, den ich haben will."

Die Spargelzeit fängt in diesem Jahr etwas später an, denn auch in Holland sei es Ende März noch einmal kalt geworden, erklärt ­Segerink. Langweilen tut sie sich bis dahin nicht, denn neben ihrer Firma ?Spargelhaus Holland", die sie seit Januar zusammen mit ihrer Partnerin Sandra Lang betreibt, führt die Holländerin noch ein Blumen- und Möbelgeschäft in Llucmajor, das ?Casa Holanda".

?Mit den Blumen fing mein Leben auf Mallorca an." Ellis Segerink wollte damals weg aus Holland und mal was anderes sehen. Zunächst landet sie auf dem spanischen Festland, durch Freunde lernt sie Mallorca kennen.

?Mir ist gleich aufgefallen, dass es in Spanien schwierig ist, schöne Blumen zu finden", erzählt ­Segerink. Also importiert sie Tulpen, Rosen und Lilien aus der Heimat und verkauft sie auf den Wochenmärkten. ?Das lief richtig gut, und die Kunden fragten immer öfter, wo mein Geschäft sei." Sie mietete ein Ladenlokal in Llucmajor, das für Blumen allein allerdings viel zu groß ist. ?Also habe ich auch noch Möbel und Dekowaren mit reingenommen." Die kommen unter anderem aus Belgien, Mexiko und Indonesien.

Dass sie sich auf Mallorca gleich so selbstbewusst in die Selbstständigkeit gestürzt hat, erklärt sie mit ihren holländischen Wurzeln: ?Ich komme aus einer Händler-Familie, da habe ich schon früh mit dem Risiko leben gelernt, in einigen Monaten mehr, in anderen weniger zu verdienen."

Natürlich habe sie auch mal Angst gehabt, dass alles den Bach runtergehe, zum Beispiel als die Autobahn von Llucmajor gebaut wurde - und der Durchgangsverkehr nicht mehr an ihrem Laden vorbeiführte. ?Ich hatte plötzlich Panik, dass keiner mehr kommt." Das Gegenteil ist der Fall, heute stehen Kunden von der ganzen Insel bei ihr im Laden, nicht nur zur Spargelzeit.

Und da es in Segerinks Leben immer ein wenig spannend zu­gehen muss, plant sie, Ende des Jahres ein zweites Möbelgeschäft in Andratx zu eröffnen. Das weiße Gold aus Holland soll es auch dort zu kaufen geben - die Spargelfans von der Südwestküste freuen sich schon drauf.