Von Thomas Zapp Wir sitzen hier in einem Boot mit dem Vizechef ihres Plattenlabels. Haben Sie einen Wandel in der Wertschätzung des Schlagers bemerkt?

Ich hab schon immer an mich geglaubt, dadurch konnte ich auch andere überzeugen. Die Plattenfirma hat mir so viel Vertrauen geschenkt, dass ich einen Vertrag für fünf Jahre bekommen habe. Mein Song "Sie liebt den DJ´ war 2007 der erste Hit im Schlagerbereich, der es schaffte, in die Top 20 der internationalen Singlecharts zu kommen. Ich habe die Tür für viele Schlagerinterpreten aufgemacht. Vielleicht hätte sie es ohne den Wendler nicht gegeben.

Sehen das Ihre Kollegen auch so?

Ich weiß sehr wohl, dass ich nicht nur Freunde habe. Gerade die Altstars fühlten sich in der Vergangenheit angegriffen. Ich habe aber nur den Schlagerfirmen vorgeworfen, dass sie keinen Nachwuchs aufbauen. Vor Leuten wie Jürgen Drews und Costa Cordalis, die schon so lange dabei sind, habe ich Hochachtung.

Wie wichtig ist Mallorca für Sie?

Ich liebe diese Insel. Ich habe früher gesagt, das ist eine Putzfraueninsel, da will ich nie hin. Aber als ich vor fünf Jahren das erste Mal einen Fuß auf Mallorca gesetzt habe, war es Liebe auf den ersten Blick. Meinen ersten Auftritt hatte ich hier vor anderthalb Jahren, jetzt spiele ich jeden Mittwoch hier. Ich habe ja auch ein Haus auf Mallorca, muss nicht mehr im Hotel übernachten.

War die Playa die Wiege ­Ihres Erfolgs?

Ich bin ein deutscher Star, mit ,Sie liebt den DJ´ ging in Deutschland die Post ab, danach sind die DJs auf Mallorca auf den Wendler aufmerksam geworden. Manche Titel werden auf der Insel groß und schwappen nach Deutschland. Bei mir war es umgekehrt.

Haben Sie schon alles erreicht, was Sie sich so im Leben vorgenommen haben?

Ich habe noch keine Goldene Platte gewonnen - man glaubt es kaum - und noch keinen ,Echo´, und ich stehe noch nicht im goldenen Buch meiner Heimatstadt Dinslaken. Ich will der bekannteste und erfolgreichste Schlagersänger Deutschlands werden. Der bekannteste bin ich wohl schon, auch durch private Dinge.

Sie meinen das Insolvenzverfahren im Zusammenhang mit der Firmenpleite Ihres Vaters?

Das wurde falsch interpretiert. Gäbe es den Wendler und seine Musik nicht, hätte ich immer noch Schulden am A... Letzten Endes waren es fast 100 Gläubiger, denen ich eine mehrstellige Millionensumme zurückgezahlt habe. 95 Prozent der Gläubiger hatte ich schon bezahlt, bis das rauskam. Man hat mich auf den letzten Metern an den Pranger gestellt. Es sind nicht meine Schulden, ich habe die von meinem Vater übernommen. In wenigen Tagen ist das erledigt und da bin ich stolz drauf. Es gab eine Strafanzeige des Finanzamtes wegen Insolvenzbetrug, aber ich gehe davon aus, dass das Verfahren in Kürze eingestellt wird. Ich habe natürlich vorher ziemlich polarisiert, deswegen hat man mich fertig gemacht.

Hätten Sie sich ein anderes Image zulegen sollen?

Im Gegenteil. Muss ich mit Lumpen über die Straße rennen, damit ich als armer Schlagersänger gelte? Bin ich im vergangenen Jahr mit einer zehn Meter langen Stretch-Limousine zu Auftritten gefahren, wird es in diesem Jahr eine 15 Meter lange sein. Wenn man so viele Erfolge wie Michael Wendler hat, gibt es auch Neider.

Sie sprechen von sich in der dritten Person...

Ich schreibe über 300 Titel im Jahr, habe ein eigenes Tonstudio und mach meine Bookings selbst. Wenn man das schafft, darf man sagen: der Wendler.

Wie würden Sie den Wendler denn beschreiben?

In zwei Worten: geile Sau.

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