Melodische Popmusik in drei Sprachen: Passt Ihre Musik eigentlich zum Ballermann?

Christian Fleps: Gute Frage. Antwort: Nein. Aber wenn du einen spanischen Song machst, wirst du automatisch in Urlaubsländern gespielt und dann auch garantiert am Ballermann.

Marco Heggen: Wir hatten ein bisschen Bauchschmerzen dabei, haben bei der Aufzeichnung darauf geachtet, nicht zu sehr mit grölenden Partygästen im Bild zu sein. Die Aufnahmen müssen von uns genehmigt werden.

Sascha Pierro: Wir finden es grundsätzlich gut, wenn die Leute uns hier mögen, singen aber nicht ,Zicke-Zacke´ und ,Finger im Po, Mexiko´. Das soll nicht vermischt werden. Auftritte an der Playa...

Heggen: ...machen wir definitiv nicht, auch wenn wir schon mehrere Anfragen hatten.

Wenn man Sie als Boygroup bezeichnet...

Dominik Decker: ...ehrt es uns, dass wir wegen unserer Optik dafür gehalten werden, aber wir haben damit nichts zu tun, denn tanzen können wir nicht.

Fleps: Wir produzieren und schreiben die Songs selbst, das unterscheidet uns von einer Boygroup.

Pierro: Wir machen handgemachte Musik und stehen auch dazu.

Wie kommt es, dass Sie auf Spanisch singen?

Pierro: Nicht nur auf Spanisch!, Auf unseren Alben geht es mindestens dreisprachig zu: Spanisch, Englisch, Italienisch, sogar ein bisschen Deutsch. Spanisch passt aber am besten zu unserem Musikstil.

Heggen: Wir haben ausprobiert, wie ein Song klingt, wenn man die Sprache ändert. Das haben wir manchmal ausgenutzt. Manche behaupten, wir würden damit einem Trend folgen. Das stimmt nicht. Spanisch versteht kaum jemand, ist auch im Radio selten zu hören, das kann eher ein Hindernis sein.

Keiner von Ihnen ist Muttersprachler. Nehmen Ihnen Spanier die Latino-Sänger ab?

Heggen: Wir beherrschen sicher nicht die spanische Umgangssprache, haben unsere eigenen Ausdrucksformen. Wenn es jeder versteht, ist das aber okay. Wir sind genauso frei wie englischsprachige Künstler im Rap. Da darf man auch nicht nach der Grammatik fragen ?

Pierro: Man hat ja eigene Bilder im Kopf, die der Spanier vielleicht nicht hat, aber versteht.

Heggen: ,La vida es limonada´ klingt für spanische Ohren etwas fremd, aber sie finden es cool. Das zeigen die vielen spanischen Fans auf unseren Konzerten.

Fleps: ,Das Leben ist Limonade´ ist auch einem Deutschen nicht gerade geläufig. Aber wenn du nie versuchst, etwas anders zu machen, kommst du auch nicht vorwärts.

Schreibt man solche Stücke in Hannover?

Decker: Ja, wenn wir nicht gerade auf einer Finca auf Mallorca oder Lanzarote sitzen...

Pierro: Wir schreiben wirklich zusammen, sitzen da zu viert mit einer Klampfe in der Hand, beim vorletzten Album auf Mallorca, bei diesem Album auf Lanzarote. Da braucht man auch mal die spanischen Schwingungen zum Komponieren.

Fleps: Mallorca ist unschlagbar von der Vegetation und der Anbindung nach Deutschland. Ich war vergangenes Jahr ganz begeistert, wie die Natur im Frühjahr aufblüht.

Sie sind alle Mitte bis Ende 30: Was passiert, wenn der Erfolg mal ausbleibt?

Heggen: Der Absturz wäre bei uns nicht so groß, unsere Leben vorher waren ja auch nicht schlecht. Wir schreiben und produzieren gerne auch für andere Künstler (z.B. Marla Glen, Placebo, Yvonne Catterfeld, d.Red.) oder machen Filmmusik. Außerdem haben wir alles mitgenommen, haben in kurzer Zeit so viel erlebt: Auftritte beim ,Live-Earth-Konzert´, vor Fernsehpublikum, Silvester vor dem Brandenburger Tor, Preise, Goldene Schallplatten. Auf diesem Level kann man eh nicht bleiben ?

Fleps: Wir wollten immer schon unsere eigenen Songs singen. Dass es wirklich so kommt, hätte keiner von uns gedacht. Wir sind weit davon entfernt, uns etwas darauf einzubilden, dafür haben wir zu viele andere Künstler erlebt, die wieder abgestürzt sind.

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