„Ich liebe und lebe das, was ich hier mache!" Willi Herren fühlt sich wohl auf Mallorca. Vielfache „Willi"-Rufe ertönen an der Playa de Palma, als sich der „Lindenstraßen"-Darsteller und Sänger für das Foto auf die Strandmauer setzt. Noch bis zum 28. Oktober tritt der Entertainer jeden Donnerstag in Arenal auf.

Dass er sich so wohl fühlt, ist auch das Verdienst seines Freundes Marko Gülpen, Kölner wie Willi: „Marko ist eine ganz wichtige Person für mich, mein gutes Gewissen, er hat mich geerdet". Der Unternehmer holt Willi am Flughafen ab und passt auf ihn auf, „damit er keinen Unfug treibt".

„Keinen Unfug" bedeutet, dass Willi Herren keine Drogen nimmt. Bis vor einem Jahr hatte sich die Abhängigkeit des Schauspielers dramatisch zugespitzt: Ihn plagten Selbstmordgedanken, er war abhängig von Kokain und Tabletten, kam unregelmäßig oder unter Einfluss von Drogen zur Arbeit, sagte Auftritte ab, litt unter Psychosen. Die Folge: Vor einem Jahr flog er bei der „Lindenstraße" raus. „Ich dachte, die können das gar nicht, ich gehörte doch dazu!" Danach zog er nach vierjährigem Leugnen seiner Sucht die Reißleine. „Ich bat eine Fernseh-Redakteurin, meine Drogenexzesse und meinen Entzug zu filmen." Heraus kam eine Reportage mit erschütternden Bildern. „Das war hart, aber der richtige Schritt." Sein Sohn musste nach der Ausstrahlung die Schule wechseln, hat aber unter anderem Namen jetzt seine Ruhe. Mittlerweile geht Willi Herren in Schulen und in Jugendgefängnisse, zeigt dort einen Zusammenschnitt der härtesten Szenen und diskutiert mit den Jugendlichen.

Wie war er in die Sucht reingerutscht? „Nach dem RTL-Dschungel-Camp (Herren war Teilnehmer, d.Red) gab es um mich einen Riesen-Hype. Ich war plötzlich der Charming Boy, immer gut gelaunt, hatte bis zu 30 Auftritte im Monat. Ich dachte, ich muss immer gut drauf sein und hab immer mehr Kokain genommen. Ich hatte damit schon Erfahrungen, wie viele in unserer Branche."

Sein Freund Marko erinnert sich an diese Zeit, als sie sich kennenlernten in dessen Pension „Dos Pins". „Ich musste ihn überall suchen, weil er plötzlich verschwunden war", sagt er. Es kam zum Streit, aber die beiden rauften sich zusammen. Nach Herrens Entzug schmieden sie heute gemeinsame Pläne. „Ich überlege, bei Markos Kommunikationsfirma Redutel einzusteigen", sagt Herren.

Um alles andere kümmert sich Marko: Wenn Willi auf Mallorca ist, gibt es keinen Alkohol, nicht einmal das kleine Kölsch nach dem Auftritt und schon gar keine Drogen. „Hier auf der Insel habe ich präventiv die altbekannten Adressen vernichtet. Ich habe die Leute aufgesucht und gesagt, dass ich weiß, wo sie wohnen, falls sie dem Willi was anbieten", sagt er und betont: „Willi hat die ganze Sache initiiert, er hat mich darum gebeten, den Part des Aufpassers zu übernehmen." - „Ich arbeite nur noch mit Netz und doppeltem Boden", bekräftigt Willi.

Einen „Riesenausrutscher" gab es neulich trotzdem. Willi ging in Köln „einen trinken" und verlor die Kontrolle. „Ich habe nicht gesoffen, ich habe das Zeug vernichtet." Das Ende vom Lied: Der Schauspieler fuhr alkoholisiert zu einer Tankstelle, der Pächter rief die Polizei. Die stellte 3,5 Promille Alkoholgehalt im Blut fest. „Ich verurteile selbst die Leute, die alkoholisiert Auto fahren. Jetzt habe ich am 7. Oktober die Verhandlung und werde meine gerechte Strafe kriegen." Willis Therapeut aus der Betty-Ford-Klinik, mit dem er einmal pro Monat spricht, hat ihm erklärt, dass sein Körper mit einem Schlag den Entzug kompensieren wollte.

Momentan sieht es in Herrens Leben ansonsten rosig aus: Willi hatte gerade eine Rolle in der RTL-Serie „Cobra 11", Produzent Hans Geissendörfer holt ihn ab Januar wieder in die „Lindenstraßen"-Familie, im Herbst beginnt für ihn als Stimmungssänger die Après-Ski-Saison in Ischgl und Hintertux. Die körperliche Fitness dafür hat der Hobby-Boxer. „Seit acht Monaten bin ich absolut drogenfrei, ich bereite mich gerade mit Joey Kelly (Sänger und Extremsportler, d.Red.) auf meinen dritten Marathon vor und werde den Halbmarathon auf Mallorca laufen." Auch seine Schulden habe er im Griff. „Ich habe einen Finanzplan und kriege so etwas wie ein Taschengeld. Ich hatte 280.000 Euro Schulden, bin jetzt auf 44.000. Im Mai wäre ich schuldenfrei."

Gibt es wirklich keine Laster mehr im Leben des Willi H.? „Das Rauchen! Ich rauche auch vor dem Halbmarathon noch zwei Zigaretten, mein Körper schafft das irgendwie." Willi weiß auch: „Ein Engel werde ich nie mehr, aber die Drogen werde ich meiden." Dafür wird zumindest auf Mallorca schon sein Freund Marko sorgen. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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