Wenn auf Mallorca der Direktor eines Luxus-Hotels gebraucht wurde, war Melchor Bosch Homer immer zur Stelle. Ein Rückblick auf Staatschefs und Stars.

Er war im Schlosshotel Son Vida, im Palace Atenea an Palmas Paseo Marítimo und galt als Kandidat für das Hotel Formentor in Pollença. Im Lebenslauf von Melchor Bosch Homer sind nur die ersten Adressen Mallorcas aufgeführt. Mittlerweile ist der Hoteldirektor im Ruhestand, doch es gab Zeiten, da haben sich die großen Hotelketten der Insel um die Dienste des heute 65-Jährigen gestritten - vor allem wenn es galt, die Führungsposition eines Luxushotels zu besetzen.

Er habe sich als Hoteldirektor nie in der Position des Mächtigen gesehen, sondern immer in der des ersten Arbeiters, der Entscheidungen aus der Verantwortung heraus getroffen habe, sagt Bosch. Seinen Führungsstil würdigten auch die Laudatoren des mallorquinischen Fremdenverkehrsverbandes, die ihn Anfang Dezember mit der Goldmedaille - der höchsten Auszeichnung, die Fomento zu vergeben hat - bedachten. Im Verlauf seiner Karriere verließ er immer wieder die Insel, um auf dem spanischen Festland oder wie im Jahr 2000 für die renommierte mallorquinische Barceló-Gruppe ein Fünf-Sterne-Haus in Shanghai zu führen.

Zuletzt wäre für ihn beinahe ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen: die Neugestaltung des sich ebenso in Besitz von Barceló befindlichen Hotels Formentor. Simón Pedro Barceló selbst bat ihn darum, diese Aufgabe zu übernehmen. Doch weil sich der Beginn der Umbauarbeiten wegen noch ausstehender Genehmigungen immer weiter nach hinten verschob, lehnte er letztlich ab. Dabei hatte das Hotel schon in seinen Kindheitstagen eine besondere Bedeutung für ihn besessen. Bosch wurde zwar in Palma geboren, doch seine Familie stammte aus Port de Pollença. „Ich fand das Hotel schon als Kind faszinierend“, sagt er. Er habe wichtige Häuser geführt, doch die Aussicht, das Hotel Formentor zu leiten, sei mit der Herausforderung eines Fußballtrainers vergleichbar, dem die Nationalmannschaft anvertraut werde, sagt er.

Die längste Zeit arbeitete er im Schlosshotel Son Vida. Dort empfing er hochrangige Gäste wie den chinesischen Staatschef Jiang Zemin oder den damaligen sowjetischen Generalsekretär Michail Gorbatschow. Aber auch spanische Ministerpräsidenten wie Felipe González und Adolfo Suárez sowie Größen aus dem Showbusiness trugen sich in sein Gästebuch ein. Besonders erinnert er sich an den Besuch der thailändischen Königin Sirikit, die mit ihrem kompletten Hofstaat angereist war. Als Bosch die Monarchin zu ihrer Suite begleitete, fiel ihre Gefolgschaft jedes Mal auf die Knie, wenn Sirikit einen kurzen Halt einlegte. Bosch fühlte sich unsicher und wusste nicht, ob er es den Gefolgsleuten gleichtun sollte. Bis ihm der Protokollchef beruhigend die Hand auf die Schulter legte und versicherte, er könne getrost stehen bleiben. „Es durfte niemand größer als die Königin sein“, sagt der von Statur kleine Mann lachend.

Auch an den ersten Aufenthalt eines spanischen Pop-Idols erinnert er sich: Aufgeregte Mädchen standen vor dem Hoteleingang und warteten auf Alejandro Sanz, der damals gerade am Anfang seiner Karriere stand. „Ich dachte, es handelte sich um einen unserer Praktikanten im Hotel“, so Bosch.

Deutsche Gattin Schön auch die Geschichte, wie er seine deutsche Gattin Luisa kennenlernte. Die beiden bekamen sich das erste Mal in den Haare, als sie sich noch nicht einmal wirklich kannten. Es war Mitte 60er Jahre. Sie war Reiseleiterin des Veranstalters Tour­europa, er der Direktor eines Hotels in Peguera, der mehr Hotelbetten verkauft hatte, als zur Verfügung standen. Die junge Deutsche war wegen des Overbookings stinksauer - schließlich musste sie die Suppe auslöffeln, die ihr späterer Mann ihr eingebrockt hatte. „Ich wollte es mir für die Zukunft nicht ganz mit ihr verscherzen und lud sie als Wiedergutmachung zum Essen ein.“ Aus der Wiedergutmachung entstanden zwei Töchter und zwei Söhne, die mittlerweile bereits erwachsen sind und Berufe ergriffen haben, die mit dem Tourismus nicht in Verbindung stehen. Er hingegen hat seine Berufswahl nie bereut: „Ich habe die Arbeit im Tourismus maximal genossen.“

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