Wenn man Michael Wendler fragen würde, wie er seinen eigenen Auftritt findet, käme wohl zur Antwort: „wendler-like“. Der Mann mag Inszenierungen, vor allem seine eigenen. Während sein Produzent das silberfarbene Mercedes-Cabriolet steuert, steht Wendler auf dem lederbezogenen Rücksitz. Die Hände zum Himmel gereckt. Im Grill-Restaurant Asadito an der Playa de Palma stellt er an diesem Sonntagnachmittag seine neue Scheibe „Respekt“ vor.

Vor dem Asadito vermischen sich Fans und Journalisten. Im Pulk ist eine Frau mittleren Alters, hellblonde Strähnchen, schwarze Lederweste. Sie sagt: „Da isser ja, die geile Sau.“ „Jau“, sagt ihr Mann und fängt an zu singen. Wendlers neue Single „I don‘t know“ schallt aus den Boxen des Mercedes. Der Wagen stoppt. Wendler balanciert im Rhythmus zur Musik auf der Beifahrertür. Die Fotografen kriechen in der Froschperspektive über den Asphalt. Es scheint so, als wollten sie dem selbst ernannten König des Pop-Schlagers zu noch mehr Größe verhelfen. Später wird Wendler sagen: „Ich glaube, Gott ist ein Wendler-Fan.“

Am Abend, beim traditionellen Saison-Opening, melden sich auch seine Kollegen zurück. Die Playa de Palma, Hochburg des deutschen Schlagers, ist wieder zum Leben erwacht. Von nun an buhlen die Größen der Herz-Schmerz-Industrie darum, auf Mallorca den Sommerhit des Jahres zu etablieren. Mit einem Erfolg auf „Malle“ lassen sich im Herbst in der Heimat die Volksfestzelte und somit auch die Kassen füllen.

Beim Opening dabei zu sein, ist vor allem aus medialen Gründen für alle Stars der Playa wichtig. Kamerateams aller großen deutscher Sender pendeln zwischen Megapark und Oberbayern, den beiden Tempeln der Szene.

Weil dem Mann von RTL die Einstellung nicht gefällt, muss Markus Becker („Das rote Pferd“) mehrfach den Weg von der Straße in den Megapark ablaufen. Dem Saarländer macht das nichts aus, das gehöre zum Geschäft, sagt er entspannt. Das „rote Pferd“ hat ihn bekannt gemacht („Mit dem Song schaffe ich es bis zur Rente“), jetzt tritt er mit der „bunten Kuh“ an. Mallorca sei das Sprungbrett für alle seine Tiere, sagt Becker lachend und schiebt sich den markanten roten Cowboy-Hut zurecht. Im Oktober hat er sich in Cala Pí eine Wohnung gekauft. Die Insel sei jetzt nicht mehr nur ein Arbeitsplatz, sondern seine zweite Heimat geworden. Während Becker weiter vom „ruhigsten, heimlichsten und schönsten Ort der Welt“ schwärmt, wendet sich plötzlich das gleißende Licht der Fernseh-Kamera von ihm ab. Nic („Ein Stern“) ist angekommen und wird gleich von zwei Animationsmädchen umkreist. Fürs Foto nimmt er die beiden in den Arm. In diesem Jahr versucht er es auf Englisch. „Sweet Caroline“, ein alter Song von Neil Diamond ist „absolut hitverdächtig“, glaubt einer der beiden Manager, die sich im Schlepptau des Sängers befinden.

Gegen elf Uhr ist die halbe Mannschaft des Megaparks eingetroffen. Dazu zählt auch Jörg Bausch („Großes Kino“). Es fehlen noch die Altmeister wie Costa Cordalis, der wenige Tage zuvor 65 geworden ist, Bernhard Brink oder eben der König von Mallorca selbst: Jürgen Drews. Am Steuer seines gelben Porsche-Nachbaus wurde er schon am frühen Abend an der Playa gesehen. Doch seine Majestät lässt sich Zeit. Wäre ja auch noch schöner, wenn der König vor seinem Hofstaat eintreffen würde.

In der Printausgabe lesen Sie außerdem

- Der Herr der Fernbedienung: Sänger Uwe Busse im Interview

- Wo sich heimlich die Elite trifft: VIP-Treffpunkte im Inselosten

- Teenie-Star Ashley Tisdale bei „Wetten, dass..?“ in Palma