Mike Rötgens ist ein Musikfreak, der als Gitarrist mehr als 1.000 Auftritte hinter sich hat. Mittlerweile konzentriert sich der 42-jährige Sozialpädagoge auf die Arbeit im Studio. Er gilt als erfolgreicher Produzent von Party-Hits.

Was macht für Sie die ‚Faszination Ballermann‘ aus?

Faszinierend ist, dass es sich um eine ideale Promotion-Plattform handelt. Wenn man einen Song an der Playa de Palma testet, weiß man zwei Wochen später, ob er funktioniert oder nicht. Hier werden die Trends für das ganze Jahr gemacht. Was im Winter passiert, ist nicht so wichtig. Erst wenn ein Lied schon am Ballermann Erfolg hatte, werden daraus Après-Ski-Versionen gemacht.

Welches Lied wird 2009 der große Sommerhit?

Das Duo Chris Andrews und Tobee hat gute Karten. Zum 40-jährigen Jubiläum des Welthits ‚Pretty Belinda‘ ist jetzt eine deutschsprachige Version erschienen - mit dem Refrain ‚Ich sitz im Schlauchboot, mein Name ist Gunther. Ich muss mich beeilen, das Schlauchboot geht unter‘. Die beiden haben mit dem Song schon einen Plattenvertrag bei EMI. Aber auch Markus Becker hat mit seinem Lied ‚Die bunte Kuh‘ gute Chancen. ‚Ich kenn nicht deinen Namen‘, heißt das aktuelle Lied von Peter Wackel. Und Buddy, der mit ‚Ab in den Süden‘ bekannt wurde, singt ‚Ich hab dich schon mal schlanker gesehen‘. Der Micky-Krause-Song ‚Düp düp‘ ist jetzt auch fertig produziert und kommt in den Handel.

Wodurch entscheidet sich, was ein Hit wird und was nicht?

Melodie und Text müssen natürlich funktionieren, das ist das Wichtigste. Aber der Künstler muss auch vollen Einsatz zeigen und seine Musik professionell produzieren. Für den großen Erfolg braucht man auch eine Plattenfirma als Partner. Ohne all dies kann man keinen Hit landen.

Kann man über das Internet berühmt werden?

Wenn das Lied sehr originell ist, kann das der Ausgangspunkt sein. So war es zum Beispiel letzte Saison mit ‚Der kleine Hai‘ von ‚Alemuel‘. Aber der richtige Durchbruch kam erst, als dadurch auch eine Plattenfirma aufgesprungen ist. Ein Plattenvertrag ist eigentlich Pflicht. Wenn man mit der Single nicht in die Läden und ins Fernsehen kommt, kriegt man einfach nicht die Breite.

Wie definieren Sie ‚Hit‘ ?

Ein Hit ist ein Lied, das in die Top-50-Charts kommt. Das heißt, es werden mindestens 1.000 bis 2.000 Singles produziert. Eine weit höhere Auflage von 100.000 bis 120.000 erreichen aber Kompilationen wie die ‚Ballermann-Hits‘.

Gibt es 2009 ein Fußballlied für den neuen deutschen Meister VfL Wolfsburg?

Wir haben ja 2007 ‚Ein Stern, der über Stuttgart steht‘ produziert, als der VfB deutscher Meister wurde. Wegen Wolfsburg hat auch eine Plattenfirma angerufen, aber wir hatten keine Zeit, wieder etwas zu machen. Vor allem, weil die Meisterschaft bis zum letzten Spieltag in der Schwebe war. Für Schalke haben wir vor drei Jahren übrigens eine CD mit ganz vielen Stadion­gesängen gemacht. Und das DJ-Ötzi-Lied ‚Ein Stern‘ gibt es auch als Version für Werder Bremen - gesungen von ‚Klaus & Klaus‘, die ja mit dem Titel ‚An der Nordseeküste‘ bekannt wurden.

Warum wird die RTL-2-Sendung ‚Ballermann-Hits‘ dieses Jahr in Bulgarien produziert?

Weil es 2008 an der Playa de Palma Probleme mit den Auflagen für die Dreharbeiten gegeben hat. Es ist für das Team natürlich lästig, wenn abends die Polizei kommt und die Arbeit wegen Ruhestörung unterbricht. Dazu kommen die Transportkosten für den ganzen Tross. Die Produktionsfirma UFA hat sich deshalb für Bulgarien entschieden, und die Sendung heißt jetzt ‚Ballermann-Hits on tour‘. Wobei es den Künstlern natürlich lieber wäre, wenn das Ganze hier vor Ort stattfinden würde. Jetzt müssen sie deswegen extra nach Bulgarien fliegen.

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