"Ein Hund ist wie eine Niveadose", sagt Dorothee Walter und meint das wirklich ernst. Zumindest aus Sicht der Illustratorin, die sich voll und ganz auf das Material einlässt, das sie zeichnet. Für eine große Nivea-Kampagne Anfang der 1980er Jahre hat sie 40 selbst erdachte Motive der bekannten Cremedose mit freier Hand illustriert - darunter eine Niveadose als flauschiges Wollknäuel, als glitzerndes Kosmetik-täschchen oder als bunten Flipper-Spielautomaten.

"Ein Hund funktioniert genauso", sagt die Grafikdesignerin, Malerin und Fotografin. "Ich konzentriere mich beim Zeichnen aufs Fell, den Ausdruck in den Augen oder die Hautfalten." Auf diese Weise entstehen Porträts, die mit dem Betrachter zu sprechen beginnen: Ein brauner Jagdhund schaut gelassen und vornehm von seinem Sofa herunter, ein Jack Russel Terrier guckt verschmitzt hinter einem Kissen hervor. Und auf einem anderen Bild springt Mimi, Pastor-Catalán-Hündin und treue Begleiterin von Dorothee Walter, in einem Anfall von Freude hinter einem grünen Ball her.

Vor kurzem bekam die Künstlerin den Auftrag, die Hunde eines Schweizer Kunden für seine Ahnengalerie in Öl zu porträtieren. Um die Vierbeiner bildlich den menschlichen Urahnen anzupassen, malte Dorothee Walter sie mit Häubchen oder einem seidenen Umhang. "Ich arbeite gerne spielerisch und probiere immer wieder neue Techniken aus", sagt die gebürtige Berlinerin, die fast 20 Jahre zwischen Deutschland und Mallorca pendelte, bevor sie vor zwei Jahren ganz auf die Insel zog, nach Cas Concos, wo sie auch ihr Atelier hat. Der Wechsel zwischen verschiedenen Materialien und Techniken sei für ihre künstlerische Entwicklung immer extrem wichtig gewesen, sagt sie.

Und es müssen nicht immer Hunde sein. Über 15 Jahre arbeitete Dorothee Walter als selbstständige Illustratorin für Werbeagenturen und Zeitschriften wie "Stern" und "Playboy". Als sie 1988 nach Mallorca kam, suchte sie nach einem neuen Stil. Sie begann, großformatige Bilder mit hieroglyphenartigen Schriftzeichen mit Acryl und Blattgold zu malen, später entwickelte sie aus den Zeichen Skulpturen wie Kerzenhalter aus Eisen. Nebenbei fing sie an, sich für Möbelkunst zu interessieren und fertigte in einer Schmiede in München Betten, Sofas und Chaiselongues. "Die Kunden sind durch Ausstellungen auf mich aufmerksam geworden, so hatte ich plötzliche viele Aufträge für schmiedeeiserne Betten."

Vom Kunstmarkt und seinen Moden hat sich Dorothee Walter nie abhängig gemacht. "Ich arbeite mit Motiven, die mir Spaß machen, manchmal setze ich mich hin und probiere tagelang etwas aus." So entstand auch die Idee mit den Hunde-Porträts. Wer nicht gleich ein Ölgemälde von seinen Vierbeinern aufhängen möchte, kann von Dorothee Walter auch professionelle Hunde-Fotos mit oder ohne Herrchen beziehungsweise Frauchen bekommen.

Wichtige Statisten beim Fotoshooting sind zwei weinrote, verblichene Art-déco-Sessel, noch mit original Bezug, die in der Diele in Cas Concos stehen. Darauf ließen sich auch schon Persönlichkeiten wie Schauspielerin Jutta Speidel für ein Porträt ablichten. "Nach dem Shooting bearbeite ich die Aufnahmen am Computer, das ist relativ aufwendig", sagt Dorothee Walter (Preise ab 400 Euro ohne Hund, Hund 100 Euro).

Doch längst nicht so zeitintensiv wie ein Ölporträt, das die Künstlerin anhand eines Fotos anfertigt. Daran arbeitet sie zwei bis drei Wochen täglich acht Stunden, je nach Größe (Preis ab 1.400 Euro für ein kleines, ab 2.500 Euro für ein großes Bild). Für Ölgemälde besteht bereits eine Warteliste. Viele Gemälde werden anschließend auf dem Postweg verschickt, denn die Kunden wohnen in ganz Europa.

Früher war Dorothee Walter selbst viel unterwegs, etwa in Indien und Amerika, für Aufträge, zu Recherchezwecken oder um neue Eindrücke zu sammeln. Heute reist sie kaum noch, denn es gibt ihr mehr Ruhe, an einem Ort zu sein. "Außerdem kann ich mich auf Mallorca immer wieder neu inspirieren lassen."

Kontakt und Infos unter Tel.: 971-84 22 66, www.dorotheewalter.de

In der Printausgabe lesen Sie außerdem

- Beachclubs mit Promi-Faktor: Strandbars starten in Sommersaison

- Wie wär´s mit einem ?café con leche" bei Marcel Wüst

- Fünf Jugendliche, ein Auslandsbischof und das Sakrament der Firmung