Es gibt einen "Deutschen", der die Mallorquiner herzhaft zum Lachen bringt. Von donnerstags bis freitags strapaziert Klaus Kartoffel alias Agustín "el Casta" jeden Abend das Zwerchfell seiner Landsleute in seinem kleinen Café Teatro in der Cala Gamba in Palma. Schon drei Jahre führt der Kabarettist den Deutschen als Fortsetzungsgeschichte in seinem Programm. Zunächst kam er als einfacher Tourist nach Mallorca, dann als Radfahrer und seit März, dem Beginn der neuen Kabarettsaison im Café Teatro, ist Klaus Kartoffel nun auf der Insel sesshaft geworden und hat einen Job bei Air Berlin ("Eiii Berlün") gefunden.

Klaus Kartoffel ist ein Mallorca- Deutscher, wie er im Buche steht. Mit seinen weißen Socken steckt er in schwarzen Sandalen, spricht mit typisch-deutschem Akzent Sätze ohne subjuntivo. Er lästert fröhlich über die trantütigen Inselbehörden, die zugigen mallorquinischen Häuser (?der einzige Ort der Welt, an dem es drinnen kälter ist als draußen") und seine mallorquinischen Nachbarn, die die Versammlung der Hausgemeinschaft in einer Garage anberaumen. Gleichzeitig rühmt er im Vergleich dazu die deutsche Perfektion, weshalb er von seinen mallorquinischen Nachbarn prompt zum Präsidenten der Hausgemeinschaft gewählt worden ist.

"Klaus ist ein herzlicher Mensch", sagt sein Schöpfer. Und wer glaubt, dass die Mallorquiner sich über Klaus und somit alle Deutschen auf der Insel lustig machen, der irrt sich gewaltig. Eigentlich lacht das heimische Publikum über sich selbst, weil die Figur mit dem gelben Jackett und den karierten Hosen ihm gnadenlos seine Schwächen vorhält.

Klaus Kartoffel ist ein Sympathieträger. Es schwingt sogar eine große Portion Bewunderung für die den Deutschen nachgesagten Tugenden mit, die Klaus alle auf sich zu vereinen scheint. Überhaupt ist das Café de Teatro in einer kleinen Seitenstraße der Cala Gamba ein Ort mallorquinischer Selbstreflexion. Denn Lorenzo Llamas, der Klassiker im Programm von Agustín "el Casta", ist eine Parodie auf den insularen Latin Lover, der die Engländerinnen auf dem Kreuzfahrtschiff verführt, sich weigert, dem Deutschen einen café con leche zum gemischten Salat zu servieren und sich darüber echauffiert, dass Engländer ihre Brötchen mit Pommes frites und Ketchup­ belegen.

Die Ein-Mann-Show ist auf der Insel längst ein Klassiker, die meisten Vorstellungen so gut wie ausverkauft. Einmal im Jahr, kurz vor Weihnachten, verlässt Agustín seine Bühne und füllt an drei Abenden den größten Saal des Auditoriums von Palma. Agustín, der auch im Radio ein eigenes Programm hat, war früher einmal Finanzbeamter und dafür zuständig, das Geld säumiger Steuerzahler einzutreiben. Anfänglich hat er beide Jobs vereint. Als aber dann eines Abends ein Mann in der ersten Reihe saß, dem er am Morgen noch die Wohnung gepfändet hatte, kündigte er beim Finanzamt.

Auf der Bühne ist er ein Naturtalent. ?Ich habe mich nie danach gerissen, diesen Job zu machen. Es hat sich einfach so ergeben", sagt der 45-Jährige, der auf der Insel viel Inspiration findet. Dafür, dass ihm auf Mallorca nie der Stoff ausgeht, sorgten schon die Politiker. So spielt natürlich das Thema Korruption eine Rolle und auch die Sprachpolitik der Regierung. Die in der Show ebenso thematisierte Krise hat seiner Ansicht nach dazu geführt, dass noch mehr Menschen sein Programm sehen wollen. ?In solchen Zeiten hat der Mensch einfach ein Bedürfnis nach einem humoristischen Kontrastprogramm."

Einmal sei eine Frau zu ihm gekommen und habe ihm gestanden, dass sie, von privaten Schicksalsschlägen gebeutelt, erstmals wieder seit zwei Jahren herzlich gelacht habe. ?Das sind die dankbarsten Augenblicke", sagt er.

Do 23 Uhr, Fr und Sa 24 Uhr. Das Café Teatro befindet sich in der Cala Gamba (Palma) an der Straße Josep Marqués i Talet, 10. Tel.: 971-26 03 04. www.elcasta.com. Die Vorstellungen sind auf Spanisch, der Eintritt kostet 17 Euro, ein Getränk inklusive.

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