Ob als Tatort-Kommissar (1986-2001) oder in Serien wie „Samt und Seide" und „Unser Lehrer Doktor Specht" – Charles Brauer gehört zu den meistgesehenen deutschen Fernseh- und Theaterschauspielern. Auf Mallorca stand er gerade für den Film „Im Fluss des Lebens vor der Kamera". Am 3. Juli feierte der Schauspieler hier seinen 75. Geburtstag. Und blickt zurück auf ein bewegtes Leben ...

Was haben Sie an Ihrem Geburtstag gemacht?

Mit meiner Frau Lilot habe ich ein paar wunderschöne Tage in Formentor verbracht.

Haben Sie in Ihrem Leben je mit Entscheidungen gehadert?

Beruflich nicht. Da hatte ich viel Glück. Privat schon eher ...

Sie waren dreimal verheiratet, in zweiter Ehe mit Schauspielerin Witta Pohl, mit der Sie Zwillinge (Stefanie und Florian, 44) haben. Mit Lilot sind Sie in dritter Ehe verheiratet. Und wurden mit 52 noch einmal Vater. Sind späte Väter die besseren?

Es war ein großer Unterschied. Mit 52 war ich sehr viel gelassener und entspannter, als mit 30. Bei Jonas hatte ich viel weniger Ängste, wusste auch, was einem Kind zuzutrauen ist. Ich glaube, ich war bei meinem jüngsten Kind der viel bessere Vater. Mit 30 hatte ich dagegen beruflich einen viel größeren Druck. Dann waren es noch Zwillinge – da war schon einiges los. Witta hat zwei Jahre lang weniger gearbeitet. Es war nicht leicht. Die Ehe hat dann noch acht Jahre gehalten. Heute habe ich ein tolles Verhältnis zu meinen älteren Kindern.

Was war noch anders als später Vater?

Jonas Geburt war ein ganz großes Glück für mich. Sie war nicht so lange nach dem Tod meiner damaligen Lebensgefährtin. Und wie eine Rückkehr ins Leben.

Ihre einstige Lebensgefährtin, die Schauspielerin Lisy Mangold, starb an Krebs. Danach waren Sie relativ schnell wieder liiert. Mit ihrer jetzigen Frau Lilot. Haben sie eine Erklärung dafür, dass wesentlich weniger Männer als Frauen nach dem Verlust eines Partners allein bleiben?

Vielleicht können Männer weniger gut allein leben. Das kann sein. Lilot kannte ich schon vorher durch den Beruf. Auch meine damalige Lebensgefährtin Lisy kannte sie.

Warum haben Sie geheiratet?

Lilot wollte gar nicht heiraten. Aber als sie schwanger war, habe ich sie überredet. Weil ich als Vater juristisch damals sonst nur eine Randfigur gewesen wäre. Inzwischen sind wir seit 22 Jahren verheiratet – und haben es nicht bereut.

Geht man im fortgeschrittenen Alter anders mit Verlusten um?

Ich glaube nicht, dass das etwas mit dem Alter zu tun hat. Sondern mit der Art, wie man alt geworden ist. Welche Erfahrungen man gemacht hat, ob man in der Lage war, sie so zu verarbeiten, dass sie einen weiterbringen. Dann hat man mit 60, 70 sicher einen anderen Blick auf den Tod oder andere schreckliche Erlebnisse, als mit 25 Jahren.

Weibliche Schauspielerinnen klagen oft, dass es mit zunehmendem Alter schwieriger wird, Rollen zu bekommen. Ist das bei Männern umgekehrt?

Es gibt für Männer interessantere Rollen als für Frauen. Das ist tatsächlich so. Am Theater und auch beim Film. In Hamburg habe ich gerade in „Warten auf Godot" gespielt. Im September spiele ich in „Das Haus am See" am Berliner Schloßtheater. Das sind sehr alte Männer. Solche Rollen kann man nicht mit 40 spielen.

Haben Sie sich beruflich immer Ziele gesteckt?

Überhaupt nicht.

Sie haben 15 Jahre lang den Tatort-Kommissar Brockmöller im Tatort gespielt. Wie hat das Ihre Karriere geprägt?

Man ist während dieser Zeit im Bewusstsein der Leute eine bestimmte Figur. Die Popularität, die sich daraus ergeben hat, war wichtig für Lesungen oder auch Theaterengagements. Die ich ohne einen gewissen Bekanntheitsgrad gar nicht erst bekommen hätte.

Haben Sie noch Kontakt zu Manfred Krug, alias Kommissar Stoever?

Ja, sicher. Wir sehen uns immer, wenn ich in Berlin bin. Wir haben schließlich jahrelang viele Tage miteinander verbracht, zusammen Jazzmusik gemacht – da ist schon eine Freundschaft entstanden.

Spielte bei Ihrem Tatort-Engagement auch die finanzielle Sicherheit eine Rolle?

Nein. Ich hatte nie in meinem Leben Angst, arbeitslos zu werden. Auch keine wirschaftlichen Ängste. Ich habe nicht immer meine Traumrolle bekommen, aber ich hatte immer zu tun. Je länger und besser man in diesem Beruf arbeitet, desto mehr Selbstvertrauen bekommt man.

Das können nicht viele Schauspieler von sich behaupten ...

Das klingt hart, aber: Wenn ich mit 30 gemerkt hätte, es läuft nicht, hätte ich etwas anderes gemacht. Man muss auch eine Befriedigung haben, ein gewisses Glück empfinden.

Was sind die großen Glücksmomente in Ihrem Beruf?

Die Auseindersetzung mit einem Stück – das sind tolle Momente.

Verarbeiten Sie auch persönliche Emotionen?

Eher nicht. Vieles in diesem Beruf ist Handwerk. Natürlich hat man vieles mal erlebt. Aber Schauspieler sind wie ein Schwamm: Sie können gut gucken, viel aufnehmen. Sie beobachten vieles und können dann die Erfahrungen, die sie haben, wieder abrufen. Ich schaue mir Menschen anders an, achte darauf, wie jemand geht und steht. Oder wie sich jemand mit seiner Frau unterhält.

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