Der Blick aus dem Fenster ihres Ateliers in Valldemossa fällt direkt auf die Berge. Genau die richtige Umgebung für Natasha Zupan (45). Mit der Anmut einer Ballerina schwebt sie durch ihr Atelier. Sie bereitet gerade drei Ausstellungen vor, die Abgabefristen sitzen ihr im Nacken. Außerdem hat der italienische Designer Liborio Capizzi, Ex-Lebensgefährte von Gianfranco Ferré († 2007), sie gerade zu seiner Muse erkoren und sie für die Werbekampagne seiner Kollektion „Larusmiani" als Model engagiert. Kühl, majestätisch, wunderschön und unnahbar wirkt sie oft auf Fotos. Wer sie trifft, merkt schnell, dass sie persönlich das Gegenteil ist: herzlich, spontan, witzig und sehr lebhaft.

Sie sind Künstlerin. Und sehen aus wie ein Model …

Ich habe als Studentin kurz gemodelt. Und es gehasst! Ich wollte nie Objekt sein, sondern selbst kreieren. Ich habe Liborio gefragt: Warum nehmt ihr kein richtiges Model? Er sagte: ´Wir wollen eine Persönlichkeit. Du bist mondän – und älter.´ Nett, nicht wahr? Sie haben mich in Kleidern bezahlt. Wenigstens habe ich jetzt ein paar hübsche Sachen!

Sie führen seit Ihrer Kindheit ein Globetrotterleben.

Meine Mutter ist Amerikanerin, mein Vater, der Maler Bruno Zupan, Slowene. Ich bin aufgewachsen, wo mein Vater gerade lebte. In Georgia, New York, Paris, Venedig. Manchmal sind wir mitten im Schuljahr umgezogen. Zum Glück war ich immer auf Schulen mit britischem Schulsystem, das war eine Konstante. Und die Sommer, die wir immer auf Mallorca verbrachten.

Sie hatten schon als Kind Malunterricht, haben viel von Ihrem Vater gelernt. War er stolz, dass Sie Künstlerin werden wollen?

Als ich in an der Uni Yale angenommen wurde, waren meine Eltern sehr stolz. Aber als ich sagte, ich will Künstlerin werden, waren sie nicht begeistert. Mein Vater sagte: ´Du bist in Yale, du solltest Anwältin werden oder Ärztin. Kunst ist immer noch eine Männerdomäne.´ Aber ich studierte ´Beaux Arts´. Es gab 1.000 Bewerber, aber nur 14 Plätze dafür. Und ich bekam einen. Es war ziemlich hart.

Hatten Sie sofort Erfolg?

Direkt am Anfang meiner Karriere hatte ich einige Ausstellungen. Und großes Glück: Ich habe alles verkauft. So dass ich dachte: Das ist ja leicht! 1997 hatte ich dann ein Problem: Es gab einen großen

Brand in meinem Studio. Und alles wurde zerstört. Ich verlor 80 Bilder, alle Stoffe, die ich jahrelang gesammelt hatte. Ich hatte keine Versicherung, war völlig niedergeschlagen. Es war ein großer Wandel in meiner Kunst.

Was haben Sie gemacht?

Ich kaufte Kostüme vom Teatro Liceo in Barcelona, nutzte ganze Kleidungsstücke für meine Bilder, statt sie zu malen. Ich bearbeitete sie mit Wachs und Farbe, es war ein völlig neuer Stil. Und ein großes Risiko. Alle wollten meinen alten Stil, keiner kaufte die neuen Stücke. Das war natürlich frustrierend. Kurze Zeit dachte ich tatsächlich daran, den Künstlerberuf aufzugeben.

Was hat Sie gehalten?

Immer, wenn mir so ein Gedanke kam, passierte etwas Gutes: Ich verkaufte ein Bild, oder ein Sammler erschien. Je länger ich also als Künstlerin arbeitete, desto größer wurde der Glaube an mich selbst.

Wovon haben Sie gelebt?

Ich habe in der Zeit viele Auftragsarbeiten angenommen. Porträts gemalt oder Wandmalereien für Apartments in New York. Ich habe sogar kurze Zeit als Immobilienmaklerin gearbeitet.

Sie haben Ihren Stil oft geändert. Lange gab es darin Renaissance-Elemente. Worum geht es in Ihren Werken?

Immer um das gleiche Thema: Die Dynamik zwischen Mann und Frau, die Unvereinbarkeit von Gegensätzen. Um Versuchung …

Diesen Herbst haben Sie gleich drei Ausstellungen: am 29. September in London und zwei in San Diego, am 23. September und 19. November. Warum zwei?

Die erste Ausstellung in San Diego zeigt Werke, die ich vor zehn Jahren gemacht habe. In New York hatte ich bis 2001 ein Atelier. Nach den Terroranschlägen vom 11. September habe ich es aufgegeben und meine Werke in einem Lager eingeschlossen, weil ich zurück nach Europa ging. Die stelle ich jetzt am 23. in San Diego aus. Im November zeige ich dann meine aktuellen Werke. So sieht man die Entwicklung.

Warum leben Sie auf Mallorca?

Nach dem Studium habe ich geheiratet, zehn Jahre in New York und drei in Los Angeles gelebt. Nach meiner Scheidung wollte ich zurück. Ich hatte eine Ausstellung in Schweden. Und dachte, es wäre praktischer, sie in Europa vorzubereiten. Mein Vater bot mir an, sein Atelier in Valldemossa zu benutzen. Und ich blieb. Viele Menschen fragen mich: Warum bist du immer noch auf Mallorca? Ich habe schon oft überlegt, woanders hinzuziehen. Aber egal, wo auf der Welt ich bin – so einen Platz wie hier finde ich nirgends.

Was ist so besonders?

Hier kann ich wirklich arbeiten, mich konzentrieren, hier lenkt mich nichts ab. Die Leute sehen Fotos von mir auf einer Party und denken, das sei mein Leben. Dabei ist das die Ausnahme. Ich fliege höchstens mal für ein Wochenende irgendwohin, nach London. Oder nach Berlin, das ich liebe. Das Internet und die Flugverbindungen haben die Insel stark verändert. In zweieinhalb Stunden bin ich von hier aus in jeder Hauptstadt Europas. Rund drei Monate im Jahr verbringe ich in New York. Ich bin so oft umgezogen, aber Valldemossa ist meine Basis geworden.

In der Printausgabe vom 9. September (Nummer 540) lesen Sie außerdem:

- Im Gespräch: Pal Sarkozy

- Die heimliche Königin von Mallorca

- Die Reitlehrerin der Filmstars

- Alles wahr: Der neueste Tratsch

Diese Artikel finden Sie auch hier.