Es gab Zeiten, da traf man ­Willi Weber auf Mallorca nur zwischen zwei Rennen seines ehemaligen Schützlings ­Michael Schumacher an. Seit er mit der Formel 1 nichts mehr am Hut hat und Schumacher seine eigene Wege geht, verbringt der 69-jährige Regensburger mehr Zeit in seinem Haus in Camp de Mar. Mit der MZ traf sich Willi Weber in einem Café in Portals.

Sie gelten als Mann mit einem feinen Riecher für gute Geschäfte. Seit Jahren schon beschäftigen Sie sich mit einer wiederverschließbaren Dose. Was hat es damit auf sich?

Es ist eine ganz normale Dose aus Weißblech oder Alumi­nium. Sie können alles einfüllen, ob Cola oder Bier. Nur der Verschluss ist anders. Er lässt sich wieder verschließen und ist hundert Prozent dicht.

Wie sind Sie denn darauf gekommen?

Auf mich kam jemand zu, der das Patent erworben hatte. Ich fand die Idee gut, setzte mich mit dem Fraunhofer Institut in Verbindung. Und mit dem größten Dosenhersteller der Welt, der Firma Ball. Die verkaufen unter anderem an Coca Cola, produzieren 110 Milliarden Dosen im Jahr. Insgesamt werden weltweit jedes Jahr rund 360 Milliarden Dosen hergestellt.

Kein Mensch braucht eine wiederverschließbare Dose.

Aber viele wollen Sie. Ein Bier oder eine Cola schmeckt schon nach einer Viertelstunde nicht mehr. Es wird auch viel größere Formate geben. Wir können einen ganz anderen Markt erschließen. Und: Das Material ist wesentlich umweltschonender als Plastik. Außerdem lassen sich Dosen besser transportieren als Flaschen. Aluminium zersetzt sich, Plastik hat eine Halbwertzeit von hundert Jahren.

Wann ist denn so weit?

Den Vertrag haben wir schon abgeschlossen, die Tests sind in der Endphase. Auch ein Kind muss sie öffnen und schließen können.

Es steht also eine Revolution in der Welt der Dosen an?

Ich hoffe es! Und dass es in zehn Jahren keine Dose mehr ohne meinen Verschluss gibt! Genauso wie es heute keinen Tetra-Pack ohne Drehverschluss mehr gibt. Das Patent besitzt die Firma IMV in Stuttgart. Mir gehören davon 50 Prozent. Ich habe in das Patent und die Entwicklung investiert. Und kümmere mich natürlich um die Vermarktung.

Haben Sie noch mehr Ideen?

Eine patentierte GPS-Uhr für Kinder. Das Kind braucht nicht telefonieren und Kosten verursachen, was Kinder ja gerne machen. Aber ich kann mein Kind anrufen und jederzeit feststellen, wo es sich aufhält. Außerdem haben wir Bekleidung ent­wickelt, die durch ins Material eingearbeitete Mikrokapseln gegen Cellulitis wirkt. Ich habe die internationalen Vertriebsrechte. Im September beginnt der Verkauf von „Peachypink". Im Internet, über Channel21.de und sicher auch über Drogeriemärkte. Produziert wird in Italien.

Es wäre das erste Mittel, das wirklich hilft.

Glauben Sie mir. Es hilft. Die Tester sind begeistert.

Was ist aus Ihren Plänen auf Mallorca geworden, wollten Sie nicht die Formel 1 herbringen?

Das waren Gerüchte.

Taugt denn Ma­llorca für die Formel 1?

Die Rennstrecke, die es gibt, sicher nicht. Man könnte aber eine Art Straßen-Grand Prix machen. Wobei es dafür an Flair fehlt.

Was hält Investoren davon ab, auf Mallorca zu investieren?

Die Korruption. Da hat sich leider nichts verändert. Es gibt immer noch Menschen, die da bauen können, wo andere es nicht dürfen. Das regt mich auf. Ich war in vielen Ländern der Welt unterwegs, habe viel Korruption gesehen. Aber die Zustände hier sind wie in Afrika. Es gibt keine Richtli­nien, sondern ein paar Leute, die das Sagen haben. Für einige ist etwas verboten, für andere erlaubt.

2006 haben Sie in Dubai investiert. Eine ganze Insel gekauft. Michael Schumacher gab ihr seinen Namen. Was ist daraus geworden?

Wir wollten eine Michael-Schumacher-Island bauen mit 27 Villen und 126 Apartments. Innerhalb von drei Wochen war auch alles verkauft. Dann kam die Krise und wir konnten nicht bauen. Weil die Banken keine Kredite mehr geben wollten.

Fällt es Ihnen schwer, in einer solchen Situation die Nerven zu behalten?

Anfangs ja. Weil ich aus der Formel 1 komme und es gewöhnt bin, dass alles schnell geht. Ich musste lernen, dass es nichts bringt, hektisch zu reagieren. Es gibt kaum jemanden auf der Welt, der nicht weiß, dass ich eine Insel habe und sie verkaufen will. Jetzt lehne ich mich zurück.

Sie können sich Fehlinvestitionen zum Glück leisten …

Niemand kann sich Fehlinvestitionen leisten.

Seit Ihrer Trennung von Michael Schumacher läuft es bei ihm nicht mehr rund. Haben Sie gemeinsame Pläne?

Nein, im Moment nicht, aber wir sind nach wie vor Freunde.

Kann man befreundet bleiben, wenn man sich geschäftlich trennt? Bleibt da kein bitterer Nachgeschmack?

Überhaupt nicht. Wir haben über 20 Jahre zusammengearbeitet. Wir haben uns ohne laute Worte getrennt. Da ist keinerlei Nachhall. Es ist, wie die ganzen Jahre, eine harmonische, freundschaftliche Ebene. Er hat ja das Recht, es selbst mal zu probieren. Ich habe das eingesehen. Und ich wollte auch nicht mehr und habe mich 2006 aus der Formel 1 verabschiedet. Es wurde auch mir zu viel.

Einige sagen, ohne Sie schafft es Schumacher nicht mehr. Trauen Sie ihm noch einen Erfolg in der Formel 1 zu?

Grundsätzlich traue ich ihm alles zu. Für mich ist er immer noch der beste Rennfahrer der Welt. Ich kenne die Leute und den Spruch: Never change a winning team. Es wäre aber von mir vermessen zu sagen, dass Schumachers derzeitiges Abschneiden daran liegt, dass ich nicht mehr dabei bin. Es gibt einfach Dinge, die kann man nicht erklären.

Versuchen Sie es trotzdem.

Vielleicht hat er ein Auto, mit dem er nicht zurecht kommt. Und Regeln, die ihm nicht mehr so passen.

Fragt er Sie noch um Rat?

Ich spreche mit ihm überhaupt nicht über die Arbeit und die Formel 1. Wir reden nur über Privates, über Gott und die Welt.

Aber beraten Sie ihn, wenn er Sie fragen würde?

Wenn er mich anrufen und fragen würde, was ich an seiner Stelle machen würde: Natürlich. Dazu bin ich immer noch da, ich bin immer noch sein Freund. Und wenn er mich wirklich braucht, fliege ich noch heute Nacht los, um ihm zu helfen. Das wird immer so bleiben. Aber ich glaube auch, dass wir viele gute Formel-1-Fahrer haben, die einer anderen Generation angehören. So wie er damals eine neue Ära eingeläutet hat, die mit seinem Abschied endete. Dann kam er zurück, und es war bereits eine neue Ära angebrochen. Mit Vettel, Hamilton, Webber und Alonso. Das sind schon Jungs, die Gas geben.

Was hat sich verändert?

Die Fahrer sind mit vielen technischen Schwierigkeiten konfrontiert. Da muss man topfit sein. Das ist Michael. Nichts gegen seine Fitness: Er macht mehr als alle anderen. Aber wenn ich zurückdenke an Ferrari: Er hatte seine eigene Teststrecke, 800 Leute, die sich nur um ihn gekümmert haben. Das ist heute anders. Es wurde reduziert: die Mannschaft, das Budget. Wenn er wieder ein Auto hat, das zu ihm passt, traue ich ihm alles zu.

Sie selbst sind immer weniger begeistert von der Formel 1, managen allerdings noch Nico Hülkenberg. Hat der Wettbewerb seinen Glanz verloren?

Die Formel 1 ist statisch, unbeweglich geworden. Es dreht sich zu viel um Mechanik, und der Mensch wurde immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Ein Top-Team investiert 200 bis 300 Millionen Euro, um vorne dabei zu sein. Nicht, um nur mitzufahren, sondern um zu gewinnen. Auf allen Beteiligten lastet ein immenser Druck, der mit der Zeit immer größer geworden ist. Keine Marketing-Abteilung kann einen fünften Platz verkaufen, nur der Sieg zählt. Das wissen alle in der Formel 1 – daher der Druck. Die Formel 1 ist aber immer noch die größte Marketing-Bühne der Welt. Übers Jahr verteilt schauen sich Milliarden Zuschauer die Rennen an.

In der Printausgabe vom 19. Mai (Nummer 576) lesen Sie außerdem:

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