Wenn es vom Dreh am Flughafen zurück nach Santanyí geht, sagen sie „heimfahren" – fast sieben Monate hat das Team der ARD-Soap „Verbotene Liebe" auf Mallorca gedreht. Vor allem in Santanyí sind Schauspieler wie Crew mittlerweile bekannt wie bunte Hunde. Am Freitag (14.10.) wird hier nun die letzte Klappe vor der Winterpause fallen. Die Mallorca-Option soll offen bleiben. Im Interview mit der MZ ziehen Insel-ProducerJonas Baur und Ricardo-Mendes-Darsteller Daniel Sellier eine erste Bilanz.

Herr Baur, Sie sind der Mallorca-Verantwortliche unter den drei ´Verbotene Liebe´-Producern der Firma Grundy-UFA. Wie lautet Ihr vorläufiges Inselfazit?

Baur: Es lief perfekt, noch viel besser als wir dachten. Wir haben fast kein künstliches Licht gebraucht, sondern meist mit Spiegeln gearbeitet. Wir hatten Produktionsbedingungen wie in Deutschland. Auch an Drehgenehmigungen zu kommen, war kein Problem. Der Mallorca-Dreh hat der Serie einen großartigen Look, tolle Bilder und Farben gegeben. Wir haben von der Insel mehr bekommen, als wir erwartet haben.

Was lief nicht so gut?

Baur: Wie ich vermutet hatte, war das die Kommunikation mit Deutschland. Die Internetleitungen in Santanyí sind einfach zu dünn, um eine gute Bild-Standleitung zu bekommen. Mit zehn Leuten am Tisch Konferenzen über die Lautsprecheranlage des Telefons zu führen, das ist einfach schwierig.

Herr Sellier, Sie sind einer der vier neuen ´Verbotene Liebe´-Darsteller. Womit hatten Sie zu kämpfen?

Sellier: Mit dem Kaltstart. Klar hatte jeder von uns neuen Schauspielern sein Rollenprofil vor sich liegen. Aber wir hatten keine Zeit zum Proben. Und so sind wir direkt am 21. März in die Dreharbeiten hier gestartet. Wir haben unsere Figuren sozusagen live entwickelt. Auch untereinander kannten wir uns kaum.

Und wie ist das Schauspielerleben auf der Insel?

Sellier: Toll, auch wenn wir manchmal 15 Stunden pro Tag arbeiten. Aber wir haben dabei Spaß, verbringen auch die Freizeit miteinander. Und wir wohnen über mehrere Fincas verteilt zusammen. Dadurch, dass keiner sein Privatleben auf die Insel importieren konnte und wir sehr viel gedreht haben, weil Mallorca bei den Zuschauern so gut ankam, sind wir als Team ganz stark zusammengewachsen.

Baur: In gewisser Weise sieht man das den Mallorca-Szenen auch an. Es hat mich überrascht, wie sehr sich die Figuren miteinander verschränken ließen. Meist entwickeln sich die einzelnen Geschichten in Serien eher parallel und haben nur wenige Schnittpunkte. Hier haben wir es geschafft, die Figuren in einem dichten Netz miteinander zu verweben. Auf Mallorca kamen wir mit der Serie so dem Leben ganz nah.

Klingt nach einer großen Mallorca-WG.

Baur: Ja, genau. Manchmal erinnerte mich das alles schon an eine Hippie-Kommune. Nur, dass wir die ganze Zeit gearbeitet haben.

Sellier: Für mich war es eine Traumzeit hier.

Hat sich jemand vom Team auf der Insel verliebt?

Sellier: Nein, nur in die Insel.

Und gibt es im Team neue Paare?

Baur: Davon wissen wir nichts.

Sellier: Außerdem wäre das "Verbotene Liebe", oder?

Kamen auch Fans zu Besuch?

Sellier: Ja, vor der Villa in Santanyí stehen oft Fans und wollen uns besuchen. Sogar zu der Finca, in der ich mit Kollegen wohne, haben zweimal Leute den Weg gefunden.

Was hat das Mallorca-Gastspiel der Serie gebracht?

Baur: Eine gewisse Leichtigkeit und neue Farbigkeit. Diese Leichtigkeit hat sich fortgesetzt, in den Geschichten, in der Schauspielerei.

Sellier: Und den ganzen Dramen, die so eine Serie ja mit sich bringen muss, tun diese Leichtigkeit und der südländische Humor gut.

Gab es unmittelbare Auswirkungen auf die Story?

Baur: Nur zeitverzögert. Das Drehbuch ist den Dreharbeiten immer acht Wochen voraus. Und gesendet wird dann acht Wochen nach den Dreharbeiten.

Sellier: Die Autoren waren in regelmäßigen Abständen hier, um zu schauen, wohin wir die Figuren entwickeln. Denn was Regisseur und Schauspieler aus einer Figur machen, geht auch in die Storyentwicklung der Autoren ein.

Baur: Von dieser Wechselwirkung haben beim Mallorca-Dreh auch die Autoren ganz stark profitiert. Grundsätzlich bleibt die Story aber immer so, wie sie angelegt ist.

Was haben Sie hier vermisst?

Baur: Meine Familie, aber ich bin recht oft nach Berlin geflogen.

Sellier: Das "ins Inselleben eintauchen", dafür hatten wir kaum Zeit.

Worauf freut sich das Team nun in Deutschland?

Sellier: Momentan wächst die Sehnsucht auf Kälte, und die Wörter ´Weihnachtsmarkt´ und ´Glühwein´ fallen recht häufig. Und ich freue mich darauf, in Berlin endlich mein Spanisch zu verbessern. In Santanyí habe ich keine Chance: Hier können die Mallorquiner Deutsch.

Was wird Ihnen fehlen?

Baur: Das Team und das Gemeinschaftsgefühl.

"Verbotene Liebe" dreht im Winter nicht auf Mallorca. Wann kommt die Serie zurück?

Baur: Dazu kann ich nichts sagen. Es war der erste, große, auf Monate angelegte Dreh jenseits der Kölner Studios. Klar haben wir einige Tage in Paris oder auf einem Schiff gedreht. Aber dass ´Verbotene Liebe´ mal ein halbes Jahr ins Ausland geht, das gab es noch nie, auch nicht bei einer anderen Serie. Uns haben die Dreharbeiten hier viel Spaß gemacht, und die Ergebnisse kommen beim Zuschauer sehr gut an.

Sellier: Außerdem bin ich in meiner Rolle ja Mallorquiner …

Welche Figuren der Mallorca-Episoden werden der Serie auch in Zukunft erhalten bleiben?

Baur: Das darf ich leider nicht verraten. Es soll ja für die Zuschauer spannend bleiben.

„Verbotene Liebe" läuft montags bis freitags von 18 bis 18.45 Uhr in der ARD.

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