Der Reiseveranstalter L´Tur hat die kürzlich in den spanischen Medien mit großem Brimborium und heiligem Ernst zelebrierte Hochzeit der greisen Herzogin von Alba mit einem 25 Jahre jüngeren Mann zum Anlass genommen, mit einem Foto des frisch getrauten Paares für Lust-Reisen auf den Vergnügungs-Hotspot Ibiza zu werben. Eine nun in deutschen Printmedien geschaltete Anzeige spricht unverblümt Männer an, die es offenbar nicht kontinuierlich mit ihrer in die Jahre gekommenen besseren Hälfte aushalten können und – wie es zu Deutsch treffend heißt – „einen draufmachen" wollen.

Der provozierende Slogan (siehe rechts) brachte den iberischen Blätterwald, der dem Königshaus und den sonstigen heimischen Top-Adeligen in der Regel wohlgesinnt ist, vernehmbar zum Rauschen. „Deutscher Reiseveranstalter verspottet die Herzogin von Alba", vermeldete etwa aufgeregt „La Razón". Andere Zeitungen beließen es dabei, betont wertfrei, aber dennoch ausführlich über das Thema zu berichten.

Die schwerreiche 85 Jahre alte Adelige, die eigentlich Cayetana Fitz-James Stuart heißt und der nachgesagt wird, sich wiederholt Schönheits-OPs im Gesicht und an anderen Stellen unterzogen zu haben, ist in Spanien im Allgemeinen und in ihrer Heimat Andalusien im Besonderen sehr beliebt. Zur Hochzeit in Sevilla strömten zahllose Fans aus dem ganzen Land. Mit Fächern bewehrte Frauen wünschten der seit Jahrzehnten in den Klatschspalten bunter Blätter vertretenen Dame eine glückliche Zukunft mit einem lediglich knapp über 60 Jahre alten Beamten namens Alfonso Díez Carabantes. Die Medien berichteten selbst über das Hochzeitsmenü in aller Ausführlichkeit. Serviert wurden dem Brautpaar und seinen Gästen unter anderem Kaviar, Gazpacho, Ducal-Kartoffeln und französische Miniatur-Zwiebeln. Eine im blassrosa Hochzeitskleid der Öffentlichkeit gezeigte minutenlange Flamenco-Einlage der Herzogin kurz nach dem Ja-Wort wird fernab von Spanien zwar auf Fassungslosigkeit gestoßen sein. Böswillige werden möglicherweise irritiert bis höhnisch gelacht haben. Manch eine Hausfrau in Ronda, Granada oder sonstwo in Andalusien hingegen mag dieses Kurz-Happening hinter dem Herd zu Tränen gerührt haben.

Bei L´Tur sieht man die dort wohl erwartete verschnupfte Reaktion in einigen spanischen Medien auf die Anzeige betont entspannt. Und nicht nur das. In dem Unternehmen sei es schon lange üblich, aktuelle Themen, die die Deutschen beschäftigten, in der Werbung zu verarbeiten, sagte Sprecherin Nina Meyer der MZ. „Man muss das mit Humor sehen." Werbung habe nun einmal die Aufgabe zu polarisieren. Man habe selbstverständlich keine einzelne Person beleidigen wollen.

Dass die Herzogin von Alba sogar in Spanien nicht durchgängig als unantastbare Person gilt, dürfte in Ländern, in denen die Adeligen nicht mit Samthandschuhen angefasst werden, für ein gewisses Aufatmen sorgen. Jüngst bemalten Unbekannte Brüste und Lippen einer Statue der Greisin, die seit Mai in einem Park in Sevilla steht, mit feuerroter Farbe. Und darüber hinaus veröffentlichte das seit jeher für seine freizügigen Coverfotos bekannte Madrider Busen-, Po- und People-Blatt „Interviú" pünktlich zur Hochzeit ein vor schätzungsweise 30 Jahren ausgerechnet auf Ibiza geschossenes Oben-Ohne-Bild der Herzogin. Es lässt die Schlussfolgerung zu, dass auch sie den Reizen der Partyinsel erlag – genauso wie viele andere und die von L´Tur jetzt in aller Direktheit angesprochenen Männer.

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