Der Weg ist unscheinbar und staubig. Plötzlich öffnet sich ein Tor, und still und stolz ragt die Finca Can Reiet ins Sonnenlicht. Auf der Terrasse bringt sich leise eine Filmcrew in Position. Isa Jank überfliegt noch ihren Text. Als Clarissa von Anstetten wird sie diese Worte gleich sprechen.

„Ja, am Set sind immer alle ganz leise", flüstert Stefanie Bock. Die 22-Jährige ist die Neue beim Mallorca-Cast der ARD-Soap „Verbotene Liebe". Auf dem Weg zum Pool nicken ihr die Kollegen am Set zu. Noch bis Oktober wird sie zusammen mit Serienstars wie Hubertus Grimm, Isa Jank und Nina Bott in Santanyí und Umgebung drehen.

„Das lässt sich nur als verrückt beschreiben", sagt Stefanie Bock, und ihre hellblauen Augen blitzen. Für sie ist die Rolle der „Leonie Richter" ein beruflicher Senkrechtstart. Denn gerade erst hat sie ihre ­Musical-Ausbildung an der Hamburg Stage School abgeschlossen. Dass sie so schnell vor der Kamera stehen würde und dann auch noch in dieser Serie, hätte sie nie gedacht.

Doch die Rolle der Leonie Richter scheint der jungen Musical-Darstellerin wie auf den Leib geschneidert zu sein. „Leonie singt und spielt Gitarre, vor allem, wenn es ihr schlecht geht", sagt Stefanie Bock. Ihre 17-jährige Rollenfigur wohnt mit ihrer Mutter in Paris. Die Suche nach ihrem leiblichen Vater führt Leonie nach Mallorca. Auf der Insel findet sie nicht nur ihren Vater (Padre Jan Brandner), sondern verliebt sich auch.

Ihre Faszination für die Schauspielerei entdeckte sie als Achtjährige, als sie das Musical „Cats" in Hamburg besuchte. „Wow, habe ich mir damals gedacht", erinnert sie sich, „wie man mit Tanz, Schauspiel und Gesang Menschen in eine andere Welt versetzen kann."

Nach ihrem Abitur bekam sie einen der heiß umkämpften Plätze an der Stage School Hamburg. Drei Jahre lang musste sie im Rahmen dieser Ausbildung ihr Talent unter Beweis stellen – unter anderem trat sie in einem Robin-Hood-Musical auf. Von 100 Schülern machten am Ende nur 28 den Abschluss.

Bereits im letzten Semester begann Stefanie Bock mit der Unterstützung einer Künstleragentur nach einem Job zu suchen. So kam es auch zum folgenschweren Vorsprechen für die RTL-Serie „Alles was zählt".Dort wurde sie zwar nicht genommen, aber man wurde auf sie aufmerksam. Ein paar Tage später kam ein Anruf: Ob sie für die Rolle der ­Leonie Richter in „Verbotene Liebe" vorsprechen wolle?

So fuhr Stefanie Bock nach Köln, wo sie mit sieben anderen Mädchen auf ihren Einsatz wartete: Maske, Kostümbildnerin, dann der Ruf ins Studio. „Das Vorsprechen war ein Zusammenschnitt der Rollenfigur Leonie", erzählt sie, „ich musste meinen leiblichen Vater treffen, anschnauzen und mich mit ihm vertragen." Zwei Einstellungen, ein „Wir rufen an" – und eine Woche später folgte eine 99-prozentige Zusage. Und eine weitere Maskenprobe in Köln. Über diese zweite Probe sagt Stefanie Bock: „Da habe ich zum ersten Mal richtig gefühlt: So sieht die Rollenfigur Leonie aus, so ist ihr Stil."

Zwei Wochen später war Stefanie Bock engagiert. Das war Ende März, einen Monat vor Drehstart. Und zwei Monate vor Ausbildungsende an der Stage School Hamburg. Nun musste sie nur noch die Schule überzeugen, ihren Abschluss vorverlegen zu können. Am 5. Mai saß sie dann im Flieger nach Palma. Mit einem 13-Monate-Vertrag mit der Produktionsfirma Grundy-UFA im Reisekoffer.

„Am Anfang war ich sehr nervös, aber hier sind alle sehr nett zu mir und unterstützen mich", erzählt Stefanie Bock. Ihre Rolle erarbeitete sie sich, indem sie Punkte suchte, mit denen sie sich identifizieren kann. Leonie fühlt sich von ihrer Mutter verraten, die ihr die Wahrheit über ihren leiblichen Vater verschwiegen hat. „Ich kann verstehen, dass sie nicht mehr weiß, wem sie glauben kann. Ich wäre genauso wütend." Stefanie Bock suchte auch emo­tionale Unterschiede mit Leonie Richter. „Ich bin nicht so aufbrausend", sagt sie, „und ich würde nicht wegrennen."

Privat kennt sie „Verbotene Liebe" gut. „Mein Vater schaut schon immer ´Verbotene Liebe´ und ´Marienhof´", sagt sie. Sie kommt im Gegensatz zu ihrer Rollenfigur aus einem intakten Elternhaus, ist in Euskirchen aufgewachsen, wo sie auch Abitur gemacht hat.

Trotzdem war es nicht Bocks Weg, statt der Schauspielerei nach dem Abi erstmal auf Nummer sicher zu gehen. „Nein, für die Bühne muss man jung sein", findet sie, „ich kann den direkten Weg nur jedem empfehlen, der wirklich Schauspieler werden will." Bei ihr ist die Rechnung aufgegangen. Ab Oktober wird sie mit der Serie zurück nach Köln ziehen. Im Fernsehen läuft der neue, durchgehende Handlungsstrang mit Stefanie Bock voraussichtlich am 9. August an: ein Berufseinstieg à la „Verbotene Liebe" auf Mallorca.

„Verbotene Liebe" läuft immer montags bis freitags ab 18 Uhr in der ARD.

In der Printausgabe vom 21. Juli (Nummer 585) lesen Sie außerdem:

- Polo-Turnier bei Christian Völkers

- Der Enkel Hemingways - auch er mag Stierkämpfe

- Buchautor Bickerich über den Knatsch bei den Kohls

- ONG Mediterránea hilft

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