Wann zahlt er denn nun endlich? Das ist die Frage, die sich auf ­Mallorca alle stellen, die irgendwie mit der Akte Becker und dem Hickhack um seine Finca Son Coll zu tun haben. Und manch einer wird allmählich nervös, sind es doch nur mehr Stunden bis zur für Freitag (28.9.) um 11 Uhr angesetzten Zwangsversteigerung.

Nur Boris Becker scheint es derzeit wenig zu kümmern, dass sein millionenschweres Anwesen unter den Hammer kommen könnte, weil er seine Schulden bei der Gartenbaufirma Jardins de Alfabia nicht beglichen hat. Es gibt schließlich wichtigere Termine. Oktoberfest-­Auftakt in München zum Beispiel, wo sich der Ex-Tennisprofi - wie er seinen Mitmenschen über Twitterund Facebook verrät - Hendl und Bier schmecken lässt. So eine Wiesnmaß kostet im Käferzelt schließlich gerade mal 9,50 Euro - nichts im Vergleich zu den 276.162 Euro, die die Gärtner von ihm haben wollen. Gerichtskosten und Zinsen ebenso wenig mitgerechnet wie die rund 430.000 Euro, die er noch der Baufirma Melchor Mascaró schuldet und die möglicherweise in einem Aufwasch beglichen werden.

Becker macht es spannend. Bis Redaktionsschluss war der Scheck noch nicht beim Anwalt seiner Gläubiger, Carlos de la Mata vom Bufete Buades, eingetroffen. Dass der Tennisstar zahlen wird, zweifelt auf der Insel indes niemand an. „Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass er das begleichen wird", sagt Reiner Fischer, geschäftsführender Teilhaber beim Immobilienunternehmen Engel & Völkers. Jeder normale Mensch würde lieber zahlen, als „so ein Objekt" zu verlieren.

Engel & Völkers hat die Villa seit Neuestem für 12,5 Millionen Euro im Angebot. Das bedeutet, dass der über 26 Hektar große Luxus-Landsitz bei Artà deutlich mehr wert zu sein scheint, als vom Gericht ermittelt - dessen Gutachter war auf 8,5 Millionen Euro gekommen. Doch Immobilienmakler Reiner Fischer, der für das Geschäft im Nordosten der Insel zuständig ist, hat keinen Zweifel daran, dass man mit dem veranschlagten Kaufpreis richtig liege. Anfragen jedenfalls habe es schon einige gegeben, unter anderem aus Deutschland, mancher Interessent hätte das Anwesen sogar schon besichtigt.

Ob sich tatsächlich ein Käufer findet? „Das ist eine andere Frage", sagt Fischer. Der Jetset im Südwesten Mallorcas, wo über Beckers Villa

seit jeher nur müde gelächelt wird, würde sie mit einem klaren Nein beantworten. Wer will denn bitte nach Artà, weitab vom Schuss? Fischer sieht das anders: In diesem Winkel der Insel sei es zwar ruhiger, aber es komme immer auf die Präferenzen an. „Und mit dem Auto ist man in einer Dreiviertelstunde in Palma."

Dass „Son Coll" nun zum Verkauf steht, bedeutet aber auch, dass alles, was sich auf dem Grundstück befindet, legal ist. Will heißen: keine Schwarzbauten, kein drohender Abriss illegaler Gebäudeteile, keine Gerichtsverfahren mehr. Das bestätigen Reiner Fischer und weitere Insider aus der Immobilienbranche. Lange Zeit war dies ebenso unklar wie die Frage, ob möglicherweise noch andere Schuldner auf Geld von Becker warten - anscheinend ist dies nicht der Fall.

Und fest steht nicht zuletzt: ­Boris Becker hat keine Lust mehr auf seine Insel-Immobilie. Seit dem Kauf 1997 folgte ein Flop dem nächsten. Nicht genehmigte Bauvorhaben, beachtliche Bußgelder, Gerichtsprozesse gegen Baufirmen - irgendwie war bei Boris und seiner Finca von Anfang an der Wurm drin (siehe Kasten). Persönlich habe er ihm das aber natürlich nicht so mitgeteilt, sagt Reiner Fischer. „Das läuft alles über sein Management." Verständlich, Boris hat schließlich auch sonst genug zu tun. Sich von der Wiesn erholen zum Beispiel.