Dieter Wedel hat am Montag (12.11.) auf Mallorca seinen 70. Geburtstag gefeiert. Der Erfolgs­regisseur besitzt seit über zehn Jahren eine Wohnung in Cala Llamp, in die er sich vor allem zum Drehbuchschreiben zurückzieht. Mit seinem Privatleben macht Wedel immer wieder von sich reden: Neben Ehefrau Uschi hatte er bis Ende Juni lange Jahre ganz offiziell auch eine Beziehung zu Dominique Voland, der Mutter seines jüngsten Sohns.

Erst einmal herzlichen Glückwunsch nachträglich. Wie haben Sie gefeiert?

Es war ja wunderbares Wetter, da war ich zunächst bei Freunden auf der Terrasse zum Frühstück eingeladen. Im Laufe des Tages kamen dann viele liebe Gäste aus Deutschland angereist, und abends haben wir bis nach Mitternacht bei „Pino" gefeiert.

Waren Ihre sechs Kinder auch alle da?

Jetzt wollen wir mal nicht durchzählen, einige waren verhindert wegen Prüfungen. Aber der Kleinste, Benny, fand es klasse, dass mein Geburtstag auf einen Montag fiel: Da hätte er eigentlich eine wichtige Mathe-Arbeit schreiben müssen. Die muss er dann in Berlin nachholen.

Ihr Jüngster ist auf Mallorca aufgewachsen und wohnt jetzt seit zwei Jahren in Berlin. Wie geht es ihm?

Er fand es toll, wieder hier zu sein. Über eines habe ich mich besonders gefreut: Vor der Abreise wollte er zwei Bücher mitnehmen, für den Flug. Bisher hatte ich ihm immer vergeblich gesagt: „Jetzt lies doch mal was, statt immer auf dein iPad zu schauen". Die Lust auf´s Lesen kommt dann eben doch.

Wie oft sind Sie denn noch in Ihrer Wohnung in Cala Llamp?

Immer noch etwa die Hälfte des Jahres. Wenn ich Mitarbeiter ­frage, wo wir uns treffen sollen, in Berlin, in Hamburg - wo ich ja meinen Hauptwohnsitz habe - oder auf Mallorca, dann wählen immer noch die meisten die Insel. Es ist einfach zu jeder Jahreszeit sehr schön hier. Trotzdem haben mich einige meiner Geburtstagsgäste auf den spürbaren Niedergang Mallorca angesprochen.

Inwiefern?

Im November war es ja immer schon still hier, aber in diesem Jahr€ Man darf sich nicht immer lauthals beklagen, dass im Herbst und Winter die Gäste fehlen, wenn so viele Hotels und Restaurants geschlossen sind. Überdies ist der Anflug ja auch nicht immer erfreulich.

Was ärgert Sie denn so?

Mangelhafter Service, enge Sitze, miserables Essen. Und sehr hohe Flugpreise. So etwas schadet der Insel.

Und dann ist da noch die Krise.

Ich glaube, Mallorca braucht den Tourismus. Der ist wichtiger als die Wiederbelebung der Bauwirtschaft. Vielleicht braucht es neue Konzepte. Mein Vater hatte ein Hotel in Bad Nauheim, da kamen am Anfang nur wohlhabende Kurgäste. Irgendwann erwarben die Landesversicherungsanstalten dort immer mehr Hotels. Mein Vater fürchtete, dass die wohlhabenden Kurgäste wegbleiben würden. Er kämpfte dagegen, dass sich das Niveau des Kurorts so veränderte. Nach seinem Tod wurde aus dem Kur- ein Tagungs­hotel, das seitdem gut ausgebucht ist. Man kann sich nicht gegen Entwicklungen stemmen, sondern muss sich den Herausforderungen der Zeit stellen. Auch auf der Insel wird man wohl lernen müssen, über attraktive Angebote für Herbst und Winter nachzudenken. Aber nicht einfach alles zumachen, da kann man ja auch gleich ­Mallorca ganz schließen.

Können Sie der Krise auch ­Positives abgewinnen?

Ja, die Bauwut auf der Insel wurde abrupt unterbrochen. Natürlich ist der Bausektor ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, aber die dauernde Bauerei bedrohte zunehmend den Tourismus. Wenn es so weiter gegangen wäre, hätte Mallorca womöglich bald ausgesehen wie die zubetonierte Festlandküste und hätte noch mehr Probleme.

Dabei haben Sie die Bausünden direkt vor Ihrer Nase.

Die Bausünden, die ich vor Jahren angeprangert habe, sind sehr schnell bestraft worden. Etliche der Luxuswohnungen in Gran Folies (leerstehende Luxuswohnsiedlung in Cala Llamp, A. d. R.) sind bis heute nicht verkauft. Unbegreiflicherweise sind am Hügel gegenüber schon wieder die Presslufthämmer am Werk. Warum neu bauen, statt umzubauen?

Werden solche Beobachtungen in Ihren seit langem geplanten Mallorca-Film einfließen?

Ganz sicher. Jetzt habe ich auch ernsthaft mit dem Entwurf für den Film begonnen. Seit ich zum ersten Mal über eine Mallorca-Komödie sprach, habe ich mehrere andere Filme gedreht, darunter den Mehrteiler „Gier", der sich ebenfalls mit Habgier befasste. Und ich leite zwei Festspiele in Worms und Dresden. Im kommenden Jahr werde ich in Worms Hebbels Nibelungen in einer von mir geschriebenen Neufassung aufführen. Als ich damals für die Mallorca-­Geschichte zu recherchieren anfing, habe ich mit vielen Landespolitikern gesprochen, die mittlerweile im Gefängnis sitzen.

Würde das in einem Film nicht schon fast unglaubwürdig wirken?

Warum? Es ist ja nicht so, dass man in Deutschland nicht weiß, wie Korruption und Inkompetenz buchstabiert werden. Denken Sie nur an die Affäre um den Nürburgring oder den Flughafen in Berlin. Wir Deutsche haben wirklich keinen Anlass, über die Mallorquiner herzuziehen.

In welche Richtung soll der ­Mallorca-Film gehen?

Ich kann die Geschichte nur aus der Perspektive eines Deutschen erzählen. Viele meiner Landsleute wollen hier unbedingt mehr scheinen, als sie sind. Mallorquiner und Residenten oder Urlauber leben in Parallel­welten. Das liefert hoffentlich Stoff für eine gute Komödie.

Wann wird der Film zu sehen sein?

Erst einmal will ich meine Tätigkeit als Intendant der Wormser Nibelungenfestspiele in zwei Jahren beenden. Bis dahin werden, denke ich, auch die Recherchen abgeschlossen und das Drehbuch fertig sein. Aber dann beginnt leider auch das übliche Feilschen um die Finanzen, das gehört einfach dazu. Dann wird ein Jahr gedreht, anschließend geschnitten, gemischt € bis der Film zu sehen ist, wird es noch ein bisschen dauern.

Kürzer treten ist kein Thema?

Solange ich neugierig bin auf Menschen und Geschichten, möchte ich auch weiter arbeiten. Aber es ist ein Privileg des Alters, zu sagen: Wenn ich es heute nicht mehr schaffe, dann mache ich es eben morgen. Und wenn am Montag um zehn Uhr die Sonne scheint, dann gönne ich mir den Luxus, mich mit einem Buch in die Sonne zu setzen, ohne über dessen Verfilmung nachzudenken.

Nach Ihrer Trennung von Dominique Voland in diesem Sommer wurde auf der Insel über eine neue zweite Frau an Ihrer Seite spekuliert.

Wenn man nach 15 Jahren mal ein bisschen auf Distanz geht, dann ist das doch nicht so sensationell. Und Abstand bedeutet nicht gleich Trennung. Viele Ehen haben nicht so lange gehalten wie unsere Beziehung. Die Dame, die mich öfter über die Insel begleitet - übrigens vielfach wegen meines Filmprojekts - ist kein Ersatz für Dominique. Das wollte sie wohl auch nie sein. Und ich suche auch ganz gewiss keinen Ersatz für ­Dominique.

Ist die Beziehung zu dritt mit dem Alter anstrengender geworden?

Im Augenblick empfinde ich das noch nicht so. Aber abwarten, was womöglich noch an Anstrengungen auf mich zukommt. Ich bin neugierig darauf.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 15. November (Nummer 654) lesen Sie außerdem:

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