Wenn im Garito in Palma zu fortgeschrittener Stunde Besitzer Nacho „Gran Reserva" Velasco oder ein anderer geladener DJ auflegt, dann ist der Laden in der Regel schon gerammelt voll. Cool gekleidete Leute zweier Generationen zwischen 25 und 50 Jahren - die Männer in der Regel in weißen und schwarzen Hemden oder T-Shirts, die Frauen in schwarzen Tops - zucken und wiegen sich dann unter alten Werbetafeln etwa von Philips oder Nivea oder dem berühmten Foto von dem auf dem Klo sitzenden Frank Zappa zu Klängen, die woanders in der Stadt nicht gespielt werden.

Es sind Menschen wie die nicht allzu stark geschminkte, aber auch nicht nachlässig daherkommende Rezeptionistin Luisa, die wie an diesem Freitag immer mal wieder vorbeischaut. „Ich fühle mich hier wohl, weil es ungezwungen zugeht", sagt die Mittdreißigerin. „Man kann sich hier durchaus auch in Sportschuhen sehen lassen, wenn man ansonsten nicht allzu gewöhnlich gekleidet ist." Und besonders gefalle ihr, dass hier keine nassforschen Jugendlichen um die 18 auftauchen („für die ist das Tito´s richtig") und sich keine Betrunkenen - wie woanders - mit platten Sprüchen an die Frauen ranwerfen. Es geht im Garito schick, aber nicht schickimickimäßig oder gar zotig zu.

„Wir legen niemals kommerzielle Musik à la David Guetta auf", definiert Besitzer Velasco (48) die Philosophie des Hauses. Er hat das in den 90er Jahren darbende Café zusammen mit seinem Kompagnon Uvete 1998 übernommen und auf Erfolgskurs getrimmt. „Wir spielen vor allem elektronischen Underground-Jazz, -Funk und -Soul, Musik mit Seele, die nicht kalt ist." Musik wie etwa die elegant perlenden „Street Sounds" des deutschen Disc­jockeys und mehrfachen Garito-Gastes Oliver Gehrmann oder die ähnlich sophisticated klingenden „7 Days" von dessen britischem Kollegen Tommy Rawson, die irgendwie an Wolkenkratzer denken lassen. „Wir erlauben uns, die Leute musikalisch zum Guten hin zu erziehen", sagt der Besitzer.

Ein wenig wundert sich Nacho „Gran Reserva" Velasco schon über seine Gäste, aber so sei einmal die Realität im Jahre 2014: „Die 25-Jährigen etwa haben alle den gleichen Haarschnitt", lacht er. Früher sei in dieser Hinsicht alles ganz anders gewesen, da habe es „viel mehr unterschiedliche urbane Gruppen und Szenen" gegeben. „Die Zeiten haben sich grundlegend geändert."

Die heutigen Garito-Besucher kommen oft schon vor Beginn der DJ-Einlagen um Mitternacht, um zu essen. Denn der Laden ist ab 20 Uhr auch eine Art Restaurant, wo man Fruchtsalat aus an ­Einweckgläser erinnernden Gefäßen löffeln oder peruanischen ­ceviche - in Limonensaft eingelegten rohen Fisch - sowie Bacalao-Fischstäbchen mit Dip verzehren kann, und das zu durchaus erschwinglichen Preisen zwischen 12 und 25 Euro.

Mit der inselweit bekannten Bar Cuba, ebenfalls einer ansprechenden Mixtur aus Restaurant, Bar und Disco („Dahin geht der Trend", so Velasco), will der Besitzer sein Etablissement allerdings nicht verglichen wissen. „Da geht es viel kommerzieller ab, und das Publikum ist deutlich älter." Fast empört rümpft er die Nase.

So cool und kultig es im Garito wummert und schmeckt, Nacho Velasco kann es sich nicht erlauben, sich nur in seiner musikalischen Nische aufzuhalten, um Kasse zu machen. „Einmal pro Monat legen wir freitags auch Musik aus den 70ern und 80ern auf, Rockigeres, sogar Disco-Töne." Damit wolle man auch an die Wurzeln des Garito erinnern. „In den 80ern war das hier, was viele nicht mehr wissen, ein bekannter Rock-Laden, in dem auch Künstler und Maler ein- und ausgingen."

Auch Psychodelisches sei damals aufgelegt worden. In den 90ern sei es dann bergab gegangen, weil sich in der Nachbarschaft dubiose Pinten mit dubiosem Publikum etabliert hätten, „wo es oft Probleme mit der Polizei gab".

Weil auch das angestammte heutige Garito-Publikum unterschiedliche Geschmäcker hat, werden dort je nach Nacht andere Musikstile gespielt. „Am Donnerstag, unserer bekanntesten Nacht, geht es besonders elektronisch zu, freitags klassischer mit Soul und Boogie und samstags ist etwas kommerziellere House-Musik sehr wichtig", sagt Nacho Velasco. „Das ist natürlich nicht festgefügt, sondern entwickelt sich mit der Zeit."

Das Garito befindet sich am Fischerhafen Can Barbarà in Palma und hat im Winter Do., Fr. und Sa. von 20 bis 4 Uhr geöffnet. Tel.: 971-73 69 12, www.garitocafe.com

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