Aus den Boxen dröhnt Pop-Musik, in der Fritteuse sprudelt das Fett, und rundherum blinken bunte Lichter, die den grauen

Dezembertag aufhellen. Weihnachten naht, und das heißt in Palma auch: Auf den Plätzen fahren die ­Churrería-Wagen auf. Benannt sind sie nach dem berühmten Schmalzgebäck, wobei gerade die großen unter ihnen noch viel mehr bieten: die dickeren porras, mallorquinische bunyols sowie etwa chuchos, die in Deutschland „Hunde­knochen" genannt werden - alles aus der dampfenden Fritteuse. Und außerdem: alfajores - zum Beispiel mit Karamell gefüllte argentinische Plätzchen -, von rotem Zuckerguss umhüllte Äpfel und sogar Crepes.

„Doch am besten verkaufen sich immer noch die churros", sagt Sergio Gonzales, Mitarbeiter in einer der zwei großen churrerías, die auf der Plaça d´Espanya in Palma Stellung bezogen haben. Der Teig dieser urspanischen ­Spezialität wird aus Mehl, Wasser, Zucker und Salz angefertigt und dann in die churrera eingefüllt, mit der die churros in Form gepresst werden. Bevor Gonzales sie in das heiße Fett gleiten lässt, schneidet er sie in Stücke. „Jeder churrero hat seine eigene Weise, die churros zu machen", sagt er. Mit zwei Holzstäben tunkt Gonzales die Teigwürste in das heiße Fett, nach zwei bis drei Minuten sind sie kross. „Jetzt noch Zucker dazu, und fertig sind sie." Auch churros mit Schokoladen­glasur stehen zu Weihnachten hoch im Kurs. Klassisch verzehrt man sie allerdings, indem man sie in heiße, dickflüssige Schokolade tunkt.

Knapp ein Dutzend solcher Wagen ist derzeit über die Inselhauptstadt verteilt, nicht alle sind so groß wie die churrerías auf der Plaça d´Espanya. Sergio Gonzales arbeitet mit drei weiteren Kollegen zusammen. Dass sie ihre Arbeit gut machen, bestätigt eine Passantin. „Hier gibt es die besten ­churros", lobt sie. „Wir haben von 8 bis 23 Uhr geöffnet und stehen hier bis Anfang Ja­nuar", sagt Gonzales. Danach geht es weiter auf die Jahrmärkte und Rummelplätze der Insel.

Wenn auch längst nicht so verbreitet wie auf dem spanischen Festland und der Churros-Hochburg Andalusien, gibt es in Palma und anderswo auf der Insel auch etliche ständige churrerías. Dort ist insbesondere am Spätnachmittag Hochbetrieb - gewissermaßen als Kaffee und Kuchen-Ersatz - sowie auch früh morgens. Churros sind ein unter Nachtschwärmern beliebtes Mittel, um dem Kater mit Fettigem vorzubeugen.

Sergio Gonzales mag seinen Beruf als churrero. Dabei würde er den Teig lieber mit den Händen als mit der Maschine herstellen. „Mein Traum ist es, meine eigene churrería zu haben. Wenn ich irgendjemanden zum Beispiel in Deutschland von meinem Konzept überzeugen kann, würde ich gerne mit ihm zusammenarbeiten", sagt er. Der 36-Jährige kommt aus Barcelona und weiß, dass zumindest dieses Schmalzgebäck noch nicht auf deutschen Jahr- und Weihnachtsmärkten verkauft wird. Um richtig durchzustarten, würde er mehr anbieten, als jetzt im Sortiment vorhanden ist. „Ich könnte mir zum Beispiel in iberischen Schinken eingewickelte porras vorstellen."

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