Uneingeweihten erscheint die Lotería de Navidad und das Drumherum als schwer verständliches Kuriosum mit Zehntel losen, Beteiligungen, Los-Serien und eigenartigen Ritualen wie dem Singsang der Kinder bei der Ziehung. Doch dahinter stecken System und ganz viele Zahlen.

4 Millionen Euro kann gewinnen, wer ein ganzes, aus zehn décimos bestehendes Los (billete) für 200 Euro erstanden hat. Für einen décimo - das Zehntellos ist für 20 Euro zu haben - wirft der Hauptgewinn immerhin 400.000 Euro ab. Wer nicht so viel ausgeben möchte, zahlt 3 Euro für eine sogenannte participación (Beteiligung). Gewinnt man, wird der Anteil genau ausgerechnet. Man muss ihn innerhalb von drei Monaten abholen.

1,25 Millionen Euro, 250.000 Euro mehr als voriges Jahr, sind pro billete drin, wenn man den zweiten Preis holt. 500.000 winken auf Platz 3.

20 Prozent der Gewinne müssen seit vorigem Jahr ans Finanzamt abgeführt werden, wobei ein Freibetrag von 2.500 Euro gilt.

00000 bis 99999 sind die Losnummern, die von der staatlichen Lotería Nacional seit 2011 ausgegeben werden, und zwar in 160 Serien, von denen jede einzelne 100.000 billetes und Preise in Höhe von 14 Millionen Euro umfasst.

15 Prozent aller Losnummern gewinnen einen der diesmal 24 Millionen Preise. 10 Prozent aller Losnummern erhalten den Einsatz zurück, zusätzliche 5,68 Prozent gewinnen - wie viel auch immer.

2,24 Milliarden Euro werden insgesamt ausgeschüttet. Das entspricht 70 Prozent der 3,2 Milliarden möglichen Gesamteinnahmen.

Die Endziffer 5 hat in der Geschichte die meisten gordos (Hauptpreise) erzielt, gefolgt von 4 und 6. Das bedeutet laut dem jüngst durch den spanischen Blätterwald gereichten Mathematiker Bernardo D´Aurio aber nicht, dass diese Zahlen mit höherer Wahrscheinlichkeit am Ende der Gewinnerlosnummer vor - kommen. Dennoch bestehen viele abergläubische Menschen auf den genannten Endziffern, wenn sie nicht gleich Geburtsdaten oder andere für sie wichtige Kombinationen wollen - notfalls, wenn am heimischen Ort nicht verfügbar, per Internet in irgend welchen anderen Städten. Gemieden werden von vielen Eingeweihten (weil bislang nie erfolgreich) folgende Endkombinationen: 09, 10, 13, 21, 25, 31, 34, 41, 42, 43, 51, 54, 59, 67, 78 y 82. Besonders beliebt sind folgende Losnummern, weil sie bereits zweimal den gordo holten: 20.297 (1903/2006) und 15.640 (1956/1978).

1,77 zu 10 Millionen ist laut dem Mathematiker d´Aurio die Wahrscheinlichkeit, sich den Hauptgewinn zu sichern, wenn man 60 Jahre lang immer die gleiche Nummer kauft.

9-mal in 10 Jahren landete Carlos Fabra, ein Provinzfürst der PP in der Region Valencia, Hauptgewinne bei der Weihnachtsund anderen großen Lotterien. Dabei ging es natürlich nicht mit rechten Dingen zu: Der mittlerweile im Gefängnis sitzende Politiker kaufte anderer Leute Lose auf, um sein Schwarzgeld zu „waschen".

60 Waisenkinder und Schüler aus sozial auffälligen Familiender San-Ildefonso-Schule zu Madrid - seit 1984 nicht mehr nur Jungen - werden wie es Tradition ist am 22. Dezember im Teatro Real in Madrid dreieinhalb Stunden lang aus zwei käfigartigen Behältern, den bombos, Kugeln ziehen - je eine Losnummer und je eine Summe, zumeist 1.000 Euro. Die Zahlen werden traditionell in einem gewöhnungsbedürftigen Singsang verkündet, Millionen sitzen gebannt vor den Fernsehern. Für dieses Ritual üben die Schüler wochenlang. Versprecher werden im Fernsehen ausgeschlachtet, auch die Verbringung der bombos auf die Bühne ist jedes Mal ein mediales Großereignis.

Wenn Sie ein Los gekauft haben, können Sie am Montag auf der Startseite der Mallorca Zeitung Ihre Nummer eingeben und sofort sehen, ob Sie gewonnen haben.

75 Prozent plus minus x der Spanier verfallen traditionsgemäß dem Lottofieber, was - ebenfalls plus minus x - 0,3 Prozent des spanischen Bruttoinlandsproduktes entspricht. Dieses Jahr liegen die Verkäufe laut Schätzungen an der Losverkäuferfront um löbliche 5 Prozent höher als 2013, als die Menschen krisenbedingt zurückhaltender waren.

800.000 Euro hat der diesjährige Werbespot gekostet,in welchem sich in einer Bar namens Antonio - sie heißt eigentlich Bar La Muralla und befindet sich in Madrids Viertel Villaverde - ein Rührstück sondergleichen abspielt. Ein gefrustet wirkender lottorenitenter Stammgast namens Manuel, dem anscheinend nicht allzu viel Geld zur Verfügung steht, erlebt dort ein Wunder: Der Wirt hob ihm klammheimlich ein Los auf, das tatsächlich gewonnen hat und das Manuel nachträglich mit einem Ein-Euro-Kaffee erwirbt. Der Spot kam bei den Menschen gut an, wurde aber - auch das ist Tradition - x-mal im Internet persifliert. Fassungslos war dagegen der Spot von 2013 aufgenommen worden, als Promis wie Opernsängerin Monserrat Caballé oder Schlagerstar Raphael in unglaubwürdiges Gelächter ausbrachen.

Video: Der Original-Spot 2014

30 Millionen Euro hinterließ das Losglück bei der letzten Landung eines gordo auf Mallorca. 2003 waren in Capdepera 15 Serien des Hauptgewinns verkauft worden - unter anderem an einen Schulverein (auch das schön an der Weihnachtslotterie: Die Lose werden meist im Kollektiv gekauft). 2013 brachte die lotería de navidad Mallorca hingegen nur 180.000 Euro ein.