Ein wenig teilnahmslos wirkt José Manuel Ruiz zunächst im buntbemalten Lokal in Santa Ponça im Südwesten von Mallorca, das dem bald 70-jährigen Schlager-Urgestein Jürgen Drews gehört. Der ist allerdings gar nicht in seinem Kultbistro anwesend und kann dem Bürgermeister-Kandidaten der in der Gemeinde Calvià regierenden konservativen Volkspartei (PP) nicht die Hand schütteln. "Aber er weiß natürlich Bescheid", sagt Verwalter Maurice Gritzmacher, während er durch das Lokal braust und prüft, ob das Mikrofon funktioniert.

Ruiz macht an diesem Donnerstag (26.3) Wahlkampf. Der noch amtierende Gemeindechef Manuel Onieva kandidiert nicht mehr. Ruiz kann kein Deutsch, weswegen neben ihm ein Übersetzer steht. Etwa 20 Deutsche meist fortgeschritteneren Alters sind nach einer per Facebook veröffentlichten Einladung gekommen, um sich anzuhören, was der 45-jährige Politiker zu sagen hat. "Die sind auf uns zugekommen, nachdem bei einer Veranstaltung in Palmanova zwar mehr als 100 Briten, aber nur sieben Deutsche aufgetaucht waren", sagt Gritzmacher. Kein Wunder, die PP liegt bei den Menschen überall in Spanien unter anderem wegen etlicher Korruptionsfälle momentan nicht allzu hoch im Kurs. Zuletzt wurde sie bei den Regionalwahlen in Andalusien am Sonntag (22.3.) abgestraft.

Angesichts dessen verwundert es kaum, dass es Ruiz nichts auszumachen scheint, vor Fotos, auf denen Drews' Ehefrau Ramona ihre großen Brüste und ihren nackten Hintern zeigt, allerlei Dinge zu versprechen. Dass wegen des Germanwings-Absturzes offizieller Trauertag ist, merkt man auch nicht. Ruiz sagt: "Wir haben hier eine wunderbare Polizei." Die Gäste schauen skeptisch. Im nahegelegenen Magaluf wurden doch im Herbst Ortspolizisten im Zusammenhang mit einem Korruptionsfall festgenommen.

Erst als folgende zwei Sätze fallen, kommt Leben in die Bude: "Wenn ich am 24. Mai zum Bürgermeister gewählt werde, senke ich die Müllgebühren für Ladeninhaber drastisch", so Ruiz. "Wir haben jetzt mehr Geld in der Kasse als in den vergangenen Jahren." Die Besucher klatschen. "Jou, das wär' doch was", hallt es dem Wahlkämpfer aus einer hinteren Ecke des Etablissements entgegen, "und bitte sorgt auch dafür, dass der nächtliche Lärm zurückgeht".

Ruiz wirkt sehr routiniert - er ist eben Berufspolitiker, der bereits früher für die PP in Calvià in führenden Funktionen tätig war. "Wir wollen keine jungen Leute, die hier für nur 100 Euro pro Woche ihren Urlaub verbringen", sagt er, während der Blick immer wieder auf die Fotos hinter ihm an der Wand fällt. "Wir wollen hier im Winter viel mehr Touristen, vor allem Fahrradfahrer." "Wir wollen, dass hier auch im Winter mehr Busse fahren."